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0115 - Heiße Eisen - kalte Duschen

0115 - Heiße Eisen - kalte Duschen

Titel: 0115 - Heiße Eisen - kalte Duschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: kalte Duschen
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Grouch.
    Ich hielt die Flasche unter die Nase und sog den Duft ein. Es roch nach Whisky, gutem, schottischen Whisky, aber dazwischen spürte ich etwas anderes, einen winzigen Hauch von bitteren Mandeln. Ich legte die Kapsel darauf und klemmte sie wieder fest. Der Hauswart sah mir verständnislos und mit offenem Mund zu.
    »Kommen Sie«, sagte ich, »fahren Sie mit nach oben. Ich habe dort noch eine halbe stehen. Diese hier möchte ich nicht anbrechen.«
    Er schüttelte den Kopf.
    »Ja, warum denn nicht?«
    »Das will ich Ihnen sagen. Wenn wir beide nur einen Schluck von dem Zeug genossen hätten, so wären wir jetzt schon tot. Der Whisky ist vergiftet.«
    »Ver… gif--tet!« Er bekam vor Entsetzen den Mund überhaupt nicht mehr zu.
    »Kommen Sie schon!« mahnte ich. »Ich sagte ja schon, ich habe noch mehr in der Eisbox.«
    Er schüttelte den Kopf.
    »Seien Sie mir nicht böse, Mr. Cotton, aber ich möchte lieber nicht. Ein andermal vielleicht.«
    Anstatt nach oben zu gehen, fuhr ich zurück zum Federal Building und alarmierte den Chemiker vom Nachtdienst. Es war Butler, ein fixer Junge, dem ich nicht viel zu sagen brauchte. Er roch, nickte und machte verschiedene Teste.
    »Das ist genug, um eine ganze Kompanie zu vergiften«, meinte er. »Sie haben unheimliches Glück gehabt.«
    Ich nahm die Flasche, die wir beide nur mit Handschuhen angefaßt hatten, mit hinüber zum Fingerabdruckdepartement. Dort bestätigte sich, was ich schon gedacht hatte. Mit Ausnahme meiner eigenen Finger, die ich beim Auspacken darauf gedrückt hatte, gab es nichts, aber auch gar nichts. Die Herkunft des Zeugs zu ermitteln, war nahezu aussichtslos. Trotzdem ließ ich feststellen, welche Boten-Institute ihre Leute in rote Uniformen steckten.
    Es gab deren drei, die Messenger Boys, der Expreß und Quick delivery. Alle waren in der City, und so machte ich mich selbst auf den Weg, um sie aufzusuchen. Derartige Unternehmen haben ja die ganze Nacht geöffnet. Bereits an der ersten Adresse hatte ich Glück. Ein kleiner Junge hatte einen Brief gebracht, in dem gebeten wurde, bei Christian McDonald in Madisonstreet eine bereits bezahlte Flasche Whisky , abzuholen und an meine Adresse zu schicken. Der Botenlohn lag bei. Der Angestellte, der den Auftrag erledigt hatte, war schon nach Hause gegangen, aber den brauchte ich ja auch nicht. Ich rief McDonald an. Das Geschäft war zwar offiziell schon geschlossen, aber ein Teil des Personals noch mit aufräumen und sortieren für den nächsten Tag beschäftigt.
    Ich bat darum, unbedingt auf mich zu warten, sprang in den Wagen und war fünfzehn Minuten später da. Bis jetzt hatte ich Glück gehabt, und es schien, als ob dieses mir treu bleiben wollte. Einer der Verkäufer erinnerte sich noch genau. Ein, wie er sagte, eleganter Herr hatte ausdrücklich Black and White verlangt. Er bezahlte die Flasche und nahm sie mit. Nach zehn Minuten kam er zurück und bat darum, das Päckchen aufzubewahren, bis er es durch einen Boten holen lasse. Der Verkäufer hatte sich gerne dazu bereit erklärt.
    »Wie sah der Herr aus?« fragte ich, und jetzt kam leider die Enttäuschung.
    »Ich habe heute mehrere hundert Leute bedient«, seufzte er, »und darunter waren bestimmt fünfundzwanzig, die Whisky kauften. Wenn ich mich recht entsinne, war der Herr groß und schlank.«
    »Geben Sie sich bitte Mühe«, bat ich. »Ist Ihnen sonst gar nichts im Gedächtnis geblieben?«
    Der junge Mann strengte sich sichtlich an. Dann ging so etwas wie ein Schatten des Erinnerns über seine Züge.
    »Die Hand…« murmelte er. »Da war etwas an seiner Hand.«
    »Was, ein Ring?«
    »Nein, ein Armband, er trug ein dünnes, goldenes Kettchen am Handgelenk, und daran hing etwas, das ich für ein Amulett hielt. Sie kennen doch die kleinen Goldmünzen mit Heiligenbildern?«
    »Selbstverständlich, aber diese tragen nur Neger und andere Farbige.«
    »Nein, es war kein Farbiger, aber es könnte ein Mexikaner oder ein Italiener gewesen sein.«
    »Sehen Sie, jetzt wissen wir schon eine ganze Menge. Überlegen Sie einmal weiter!«
    Meine Hoffnung, eine noch bessere Beschreibung zu bekommen, war umsonst.
    »Würden Sie den Mann wiedererkennen, wenn Sie ihn sehen?«
    »Ich glaube ja.«
    Ich ließ mir Namen und Adresse des Verkäufers geben und zog ab. Also war es ein Spanier, Italiener oder dergleichen gewesen, der mir den ungesunden Cocktail ins Haus geschickt hatte. Ich konnte mich nicht erinnern, in letzter Zeit mit solchen Leuten zu tun gehabt zu

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