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0116 - Der Tod stand neben uns

0116 - Der Tod stand neben uns

Titel: 0116 - Der Tod stand neben uns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Tod stand neben uns
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Er hatte ungefähr ein halbes Dutzend Einschüsse im Rücken. Aber auch seine Stirn und sein Kinn waren blutverschmiert.
    »Ich habe es beobachtet«, sagte der junge Postangestellte neben mir. »Mister Howard versuchte, mit seinem Kopf durch das Fenster zu kommen. Er rief wohl auch ein paar Worte, aber da schoss der Gangster auch schon.«
    Ich kniete nieder und sah den Mann an. Dass er tot war, daran konnte nicht der leiseste Zweifel mehr bestehen. Langsam richtete ich mich wieder auf.
    »Wie viel waren es?«
    Der junge Postangestellte überlegte, dann sagte er: »Mindestens zwölf Mann, Sir. Soviel habe ich gezählt. Wenn sie draußen noch welche hatten, wären es mehr.«
    »Sie haben sie gezählt…?«
    »Ja, Sir. Es ist nämlich, hm… hm…« Er schwieg verlegen. Ich zog ihn in die Kabine hinein und stieß die Tür mit dem Fuß zu.
    »Packen Sie aus!«, sagte ich. »Für uns ist jeder Hinweis wichtig.«
    Er nickte und zupfte unsicher an seiner Krawatte.
    »Ich roch den Braten, Sir«, begann er zögernd, »als die ersten sechs von den Halunken sich an sämtliche Schalter verteilt hatten. Ich sah es zufällig. Neben jedem Schalter stand ein Mann und beschäftigte sich mit irgendetwas. Aber jeder gebrauchte nur die rechte Hand. Über den linken Unterarm hatten sie leichte Sommermäntel liegen, und diesen Arm bewegten sie überhaupt nicht. Ich dachte sofort daran, dass Sie unter dem Mantel eine Waffe verborgen hielten.«
    »Und?«, fragte ich gespannt. »Was haben Sie unternommen? Oder kamen Sie nicht mehr'dazu, etwas zu unternehmen?«
    »Doch, Sir. Ich ging zum Vorsteher.«
    »Also hier in diese Kabine?«
    »Ja. Ich sagte ihm, er sollte die Polizei anrufen, bevor es zu spät wäre. Aber Mister Howard hielt mich für verrückt oder so ähnlich. Er sagte was davon, dass er mich dem Betriebsarzt besonders empfehlen würde. Ich versuchte es dreimal, glaube ich, aber er ließ mich ja meistens nicht einmal ausreden.«
    Ich schob die Unterlippe vor und sah hinab auf den Toten. Armer Kerl, dachte ich. Einer warnt ihn, er hört nicht drauf, und ein paar Minuten später wird er genau von den Kerlen umgelegt, vor denen man ihn warnen wollte. So geht das im Leben. Tausendmal sind Sie unnötig vorsichtig. Wenn Sie es beim tausendundersten Mal an der Vorsicht mangeln lassen, passiert sofort die Schweinerei. Alte Sache.
    »Okay. Ich werde Sie später noch ausführlich verhören. Gehen Sie bitte auf den Platz zurück, den Sie während der ganzen Geschichte innehatten.«
    »Ja, Agent.«
    Er verdrückte sich.
    Ich stieß mit der Fußspitze die Kabinentür wieder halb zu und ging meinen acht FBI-Kollegen entgegen, die soeben die Halle betraten. Bill Rogers war darunter, und er kam sofort auf mich zu.
    »Einen Gruß vom Chef, Jerry«, sagte er. »Da dies ein Postamt und da die Post bundesstaatliche Einrichtung ist, übernimmt die Bundespolizei diesen Fall. Du wirst feierlich zum Leiter der Ermittlungen ernannt.«
    »Danke«, brummte ich. »Dann helft erstmal die Halle von Neugierigen säubern, die nichts gesehen haben und uns nichts nützen können.«
    Wir machten uns an die Arbeit. Ich winkte einen anderen Postangestellten heran und sagte: »Können Sie mir eine Ortsleitung in eine der Ferngesprächszellen dort legen?«
    In der Kabine wollte ich nicht telefonieren, solange der Apparat nicht nach Fingerabdrücken untersucht war.
    »Aber in der Kabine…«, fing der Postclerk an.
    »Wenn ich in der Kabine telefonieren wollte, hätte ich Sie nicht nach der Ortsleitung in den Ferngesprächszellen gefragt.«
    Er starrte mich an wie einen offensichtlich Verblödeten. Dass man ein Telefon mit Ortsleitung nicht benutzte, sondern erst eine vielleicht komplizierte Schaltung verlangte, um woanders telefonieren zu können, wollte nicht in seinen Kopf.
    »Nun machen Sie schon«, drängte ich. »Können Sie oder können Sie nicht?«
    Er nickte zögernd.
    »Ich glaube schon, Zelle eins, bitte.«
    Ich stellte mich in die enge Zelle. Durch das Glas der Tür beobachtete ich ihn. Er betätigte sich unterhalb des Schaltertisches, dann winkte er mir zu. Ich hob den Hörer ab. Das vertraute Tuut-Tuut-ut des Ortsnetzes drang an mein Ohr.
    Ich wählte die Nummer des FBI. Keine zehn Sekunden später meldete sich auch schon eine unserer Telefonistinnen.
    »Cotton«, sagte ich. »Den Einsatzleiter. Blitzgespräch. Unterbrechen Sie ihn, wenn er gerade mit anderen spricht.«
    »Okay«, erwiderte das Mädchen ruhig. Sie war solche Sachen gewöhnt. »Der

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