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0118 - Der Dämonenwolf

0118 - Der Dämonenwolf

Titel: 0118 - Der Dämonenwolf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Wunderer
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der Schreck in den Knochen.
    Sie bogen auf eine schmale Seitenstraße ein. Und da wäre es beinahe zum zweitenmal zu einem Unfall gekommen.
    Suko bremste nämlich so überraschend, daß die Kawasaki ausbrach. Er fing sie zwar geschickt wieder ab, doch der nachfolgende Fahrer prallte gegen das Hinterrad.
    Suko achtete kaum darauf. Er blickte starr zu einem Hügel in der Nähe.
    Nun wurden auch die Flying Scotsmen auf die einsame Gestalt auf dem Hügel aufmerksam.
    »Allmächtiger«, flüsterte Tom Meredith mit blutleeren Lippen. Er deutete mit zitternder Hand auf den Jungen mit dem Halstuch, der unverwandt zu ihnen herüberblickte. »Das… das ist … Pete MacCranter! Suko, der ist doch tot!«
    Suko preßte die Lippen aufeinander. Also ein Untoter! Der Prediger der Hölle war ein Untoter. Deshalb auch das Halstuch. Es verbarg die Bißwunde im Nacken.
    Bevor Suko einen Entschluß faßte, tauchte noch eine Gestalt auf. Ein riesiger Wolf, doppelt so groß wie normale Tiere dieser Gattung. In weiten Sätzen jagte er auf dem Hügelkamm entlang, so daß er auf große Entfernungen deutlich zu sehen war.
    Und noch jemand erschien auf der Bildfläche, den Suko weit weg gewünscht hätte.
    Clout Hemmings in dem roten Sportwagen.
    Suko sah das bleiche, verstörte Gesicht von Mrs. Hemmings und wußte, daß es kritisch wurde. Alles trieb auf eine Katastrophe zu.
    ***
    Am liebsten hätte ich der Familie MacCranter verschwiegen, was ich herausgefunden hatte. Aber das durfte ich nicht. Vielleicht kam ihr untoter Sohn auch zu ihnen. Dann mußten sie wissen, mit wem sie es zu tun hatten.
    »Dieser Wolf«, begann ich vorsichtig, »ist kein Tier. Er verdankt seine Entstehung einer bösen Macht, einer…«
    »Es ist der Fenris-Wolf«, unterbrach mich Mrs. MacCranter. Sie hatte sich so weit erholt, daß sie ruhig sprechen konnte. »Wir kennen die alten Sagen, Mr. Sinclair. Er ist ein böser Geist, ein Dämon.«
    Ihr Mann nickte bestätigend, während ihre Töchter sich ängstlich näher zusammendrängten. Unwillkürlich dachte ich an Schafe, die ich draußen auf den Weiden gesehen hatte. Die Herde hielt zusammen, wenn der Feind kam.
    Das Wissen dieser Leute erleichterte mir meine schwere Aufgabe nur wenig. »Ich werde alles tun«, versprach ich, »daß Ihr Sohn bald Ruhe findet.«
    Es dauerte fast eine volle Minute, bis sie begriffen, was ich damit ausdrückte. Sie starrten mich so entsetzt an, daß ich mich abwenden mußte.
    »Ich versichere Ihnen, daß ich mit Ihnen fühle«, sagte ich heiser und kam mir schrecklich hilflos vor. Meine Worte konnten die verzweifelten Eltern und Geschwister nicht trösten. »Leider stimmt es. Ihr Sohn Pete ist tot, aber er zieht durch diese Gegend und verkündet, daß von dem Fenris-Wolf die Hoffnung für die Menschheit ausgeht. Er hat offenbar den Auftrag, den Leuten die Scheu vor der Bestie zu nehmen, damit sie leichter eine Beute des Dämons werden.«
    Sie sagten nichts. Das Grauen hinderte sie am Sprechen, aber ich hörte das leise Schluchzen der Frauen. Als ich ihnen einen Blick zuwarf, sah ich Mr. MacCranter am Fenster stehen. Seine Schultern zuckten. Er wollte aus falschem Stolz seine Tränen nicht zeigen.
    »Ich muß es Ihnen sagen, damit Sie gewarnt sind, falls Pete noch einmal herkommt.« Es war nun besser, sie erfuhren alles auf einmal. »Lassen Sie ihn auf keinen Fall eintreten. Sichern Sie Ihr Haus ab.« Ich warf einen Blick durch die offene Tür in das angrenzende Schlafzimmer. An der Wand hing ein Kreuz. »Damit können Sie etwas erreichen. Besorgen Sie sich Weihwasser. Haben Sie Telefon?«
    Mr. MacCranter deutete auf die Wand neben der Tür. Jetzt erst bemerkte ich den altmodischen Apparat, bei dem nur die Hörmuschel abnehmbar war.
    »Rufen Sie sofort im Hotel oder bei der Polizei an, sobald Sie Pete sehen«, bat ich. »Es geht um Ihr Leben. Schlagen Sie meine Warnung nicht in den Wind!«
    Die eine Tochter – ich wußte ihren Namen nicht – hob den Kopf.
    »Gehen Sie endlich!« rief sie. »Sehen Sie denn nicht, daß meine Eltern nicht mehr können?«
    Ich nickte und verzichtete auf jedes weitere Wort. Ich zog die Tür auf und wollte soeben ins Freie treten, als ein langgezogenes Heulen erscholl.
    Gleich darauf krachten zwei Schüsse.
    Drinnen im Haus erklangen schrille Schreie. Die MacCranters hatten das Heulen ebenfalls gehört. Die Erinnerung an die fürchterlichen Minuten brach bei ihnen durch.
    Ich hetzte zu meinem Bentley. Della Bride saß schon wieder in meinem Wagen. Sie hatte

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