0118 - Der Dämonenwolf
mußte etwas tun. Also rief ich im Krankenhaus in Inverness an und erkundigte mich nach Mr. Hemmings. Der Konstabler hatte es übernommen, dem Jäger und Wildparkbesitzer die schlimme Nachricht vom Tod seiner Frau zu überbringen. Ich wollte erfahren, ob das bei ihm zu einem Rückschlag geführt hatte.
»Mr. Hemmings ist nicht mehr bei uns«, antwortete die Schwester, bei der ich mich erkundigte. »Er hat das Krankenhaus vor zwei Stunden verlassen. Mit einem Taxi! Auf eigenen Wunsch und eigenes Risiko!«
Sie sagte es in einem Ton, als wäre ich dafür verantwortlich.
Besorgt legte ich auf und wählte die Nummer des Wildtierparks. Schon glaubte ich, es wäre vergeblich, als sich nach einem Dutzend Klingelzeichen endlich eine müde, schleppende Stimme meldete.
»Mr. Hemmings?« fragte ich gespannt.
»Ja, wer spricht?« klang es kaum hörbar aus dem Apparat.
Ich sagte ihm, wer ich war. »Ich wollte Sie nur warnen, Mr. Hemmings«, erklärte ich beschwörend. »Begehen Sie keinen Fehler mehr! Sie haben inzwischen hoffentlich eingesehen, daß wir recht haben. Diesem Wolf ist kein Mensch gewachsen, wenn er nicht ganz spezielle Waffen hat.«
Ein heiseres Lachen antwortete mir. »Lieber Himmel, Mr. Sinclair, wenn Sie wüßten, wie ich aussehe, würden Sie nicht solchen Unsinn reden! Ich kann mich kaum bewegen! Überall bandagiert! Ich bin nur nach Hause gefahren, weil ich es allein in diesem Krankenhaus nicht mehr ausgehalten habe. Ich bin schuld an Margas Tod! Verstehen Sie das? Ich kam auf die verrückte Idee, dieses Biest zu fangen und… Moment … he, was soll das …!«
Sein Ruf brach mit einem erstickten Gurgeln ab. Ich wirbelte zu Suko herum und machte ihm heftige Zeichen.
»Die Verbindung steht noch«, zischte ich meinem Freund zu und deckte die Sprechmuschel ab. »Aber jemand hindert Hemrnings am Sprechen! Es ist jemand bei ihm und…«
Im Hörer knackte es, dann war die Leitung tot.
»Jetzt hat er aufgelegt.« Ich tastete automatisch nach meiner Beretta, obwohl sie mir diesmal kaum helfen konnte. »Schnell, fahren wir!«
Wir liefen vor das Hotel. Die Flying Scotsmen saßen auf ihren Motorrädern und sprangen auf, als sie uns sahen.
»Es ist wahrscheinlich der Wildtierpark von Mr. Hemmings!« schrie ich. »Ihr wißt, was ihr zu tun habt!«
Sie nickten. Die Motoren dröhnten. Ein Motorrad nach dem anderen jagte los. Ich hängte mich mit dem Bentley an, und Suko klebte mit seiner geliehenen Kawasaki an meiner Stoßstange.
Wir rasten in die Nacht hinaus, dem Wildtierpark entgegen. Wenn mich nicht alles täuschte, war der Fenris-Wolf bei Mr. Hemmings aufgetaucht, zumindest aber sein untoter Helfer.
Der Wildtierpark! Daß ich nicht gleich daran gedacht hatte! Nachdem wir das Versteck in der Burgruine mit dem Dimensionstor aufgestöbert hatten, mußte sich der Dämonenwolf eine neue Zuflucht suchen. Der Wildtierpark bot sich an. Die anderen Tiere in dem weitläufigen Gehege bildeten die beste Tarnung.
Wer außer Mr. Hemmings selbst konnte schon feststellen, ob einer der Wölfe in dem Gehege der Dämonenwolf war! Und sie waren gerade dabei, den Besitzer des Wildtierparks auszuschalten, damit er sie nicht verriet.
Kurz vor dem Park fächerte der Pulk auf. Ich ließ den Bentley ausrollen.
Die Jungen und Della brauchten etwas Zeit, um wie vereinbart die Holzkreuze rings um den Park aufzustellen.
Ich wollte den Fenris-Wolf an der Flucht hindern. Er sollte sein unheiliges Leben an dieser Stelle und jetzt beenden. Und nicht wiederkommen!
Den Bentley fuhr ich neben dem Haupteingang hinter Büsche. Als ich ausstieg, sah sich Suko bereits nach einer Stelle um, an der wir den Zaun überklettern konnten.
Wir mußten uns doppelt in acht nehmen, einmal vor dem Dämonenwolf und dann vor den wilden Tieren des Parks.
Suko kletterte zuerst. Ich folgte und reichte ihm den Speer, damit ich beide Hände frei hatte. Mit einem kraftvollen Schwung stand ich neben ihm.
Geduckt schlichen wir auf dem Hauptweg entlang, der für Besucher bestimmt war. Dichte Büsche zu beiden Seiten behinderten die Sicht.
Nach zehn Minuten tauchte das Wohn- und Verwaltungsgebäude auf.
Hinter den Fenstern des Erdgeschosses brannte Licht. Die Haustür stand offen. Helligkeit flutete auf den Vorplatz.
In ihrem Schein erkannte ich Pete MacCranter. Er hielt den Kopf lauschend zur Seite geneigt. Von uns aus gesehen von links näherte sich ihm langsam ein mächtiger Schatten.
Ich packte den Speer fester.
Fenris, der Dämonenwolf!
Die
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