012 - Das Schloß des Schreckens
Böses und Grausames. Und der Professor hat, ich weiß nicht wie, Kontakt zu ihm gefunden und setzt es für seine Zwecke ein.«
»Und Glorya Glanton?«
Elvira Saba senkte den Kopf.
»Ich fürchte, der Professor hat bei der Operation gestern, die er alleine mit Gabriel durchführte, die Voraussetzungen geschaffen, dass dieses höllische Geschöpf unter der alten Burg Miß Glanton übernehmen kann — als erste von vielen.«
»Hören Sie, Miß Saba«, sagte Dean Warren eindringlich. »Sie müssen mich in das Schloss einschmuggeln. Ich muss das Laboratorium und den OP-Saal sehen, in denen der Professor seine Experimente durchführt, und ich muss jenem geheimnisvollen Wesen nachspüren, von dem Sie sprachen. — Sobald ich genau weiß, was vorgeht und Beweise habe, kann ich meine Verbindungen spielen lassen und die dunklen Machenschaften auf der Felsenburg beenden.«
Elvira Saba stimmte nach kurzem Überlegen zu.
»Mit meinem Schweigen habe ich schon genug Schuld auf mich geladen. Ich will sie nicht noch vermehren. Doch seien Sie äußerst vorsichtig, Mr. Warren, denn außer dem Professor ist noch niemand lebend aus den Gewölben unter der Burg zurückgekehrt.«
***
Zur gleichen Zeit inspizierten der bucklige Professor Malveillance und sein riesiger, vierschrötiger Diener und Mitarbeiter Gabriel das Felsenschloß.
»Diese Narren«, sagte der Professor und rieb sich die klauenartigen Hände, »sie haben mir genau das gegeben, was ich schon die ganze Zeit so dringend suchte. Einen jungen, gesunden Körper, in dem Shochor-al-Ghira die volle Kraft entfalten kann. Ein Zufall brachte mir die letzte Lösung, ein Zufall, Gabriel. — Durch den Sturz des Mädchens von der Klippe wurde genau jener Gehirnsektor geschädigt und ausgeschaltet, den ich bisher bei meinen Forschungen völlig außer Acht ließ. Er hatte auch wirklich nicht das Geringste mit den Fähigkeiten zu tun, die ich wecken wollte, doch er bildete die letzte Schranke bei der Aktivierung dieser Fähigkeiten durch Shochor-al-Ghira.«
Gabriel antwortete nicht. Er konnte dem Gedankengang seines Herrn und Meisters ohnehin nicht folgen. Er war die langen Monologe des Professors gewohnt. Wenn Malveillance endete, machte er immer eine Bemerkung wie: »So wird es sein!« oder »Sehr richtig, Professor Malveillance.«
So etwas brummte er auch diesmal. Sie betraten das Krankenzimmer neben dem OP-Raum.
Glorya Glanton lag im Bett. Ihr Kopf war kahl geschoren. Doch keine Narbe war an ihrem Schädel zu erkennen. Nur bei ganz genauem Hinsehen aus allernächster Nähe waren die haarfeinen Streifen der Laseroperation zu erkennen.
Die Schauspielerin hatte die Augen geschlossen. Auf dem Stuhl neben ihrem Bett lag die blonde Perücke, die sie bei dem schrecklichen Mord in Tanger getragen hatte. Der Professor berührte ihre Hand.
Langsam öffnete Glorya Glanton die Augen.
»Wo ... bin ich hier?« hauchte sie.
»In guter Obhut«, antwortete der Professor. »Sie hatten einen Unfall und müssen ein paar Tage im Bett liegen. Aber es ist nichts Ernstes.«
»Mein Film! Ich muss mit Mr. Wyman sprechen, dem Regisseur. — Oh, mein Kopf schmerzt so. Mir ist ganz wirr. Ich hatte schreckliche Alpträume in der Nacht. — Ist das hier ein Krankenhaus?«
»Eine Privatklinik, Miß Glanton. Aber jetzt müssen Sie ruhen. Reden Sie nicht so viel. Wenn ich Sie wieder besuche, geht es Ihnen schon besser, und dann können Sie länger sprechen, wenn Sie wollen.«
Glorya Glanton schloss die Augen wieder. Ihr Kopf fiel zur Seite. Von einer Sekunde zur anderen schlief sie ein.
Der Professor ging weiter. Zu den Zellen, in denen drei Männer mit kahlgeschorenen Köpfen auf die Operation warteten. Und hinunter zu den unterirdischen Gewölben. Im ersten der Räume brodelten allerlei Flüssigkeiten und Lösungen in Glaskolben von verschiedener Größe und verschiedenen Formen. Im nächsten Raum tobten hinter Panzerglaswänden grässliche Kreaturen. Ratten und Hunde mit zwei Köpfen. Ein Kaninchen mit dem Kopf eines Fuchses.
Im dritten Raum schwammen in Nährflüssigkeiten menschliche Organe, Herzen, Lebern, Nieren und Lungen. Sie arbeiteten systematisch unter nachgestellten Bedingungen. In einem großen Kasten, an eine Maschine angeschlossen, die Blut durch sein Gehirn pumpte und ihn -mit Nährflüssigkeit versorgte, stand ein menschlicher Kopf auf einem gläsernen Sockel. Schläuche führten in ihn hinein und von ihm weg.
Der Professor trat vor den Kopf, schaltete die Sprechanlage ein und
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