012 - Freie Seelen
Gedanken im Kreis rasten.
»Alter, bleib ruhig. Hier, nimm eine Trance Two , dann geht es besser. Es kann nicht mehr lange dauern, bis P’tu Eh Tango, der hiesige Gebietsleiter, für uns Zeit hat. Er wird dich schon von unserer Sache überzeugen. Eine Wahl hast du eh nicht. Ha! Ha! Ha!«
Mathew fand das gar nicht lustig. Es war, wie er befürchtet hatte. Er steckte bis zum Hals in der Scheiße.
Er beschloss, heute noch Trance Two zu nehmen. Aber ab morgen würde er enthaltsam bleiben und den Entzug beginnen. Er musste nur sehen, wo er Easy Down auftreiben konnte.
Dann setzte die Wirkung ein und seine Zweifel zerstreuten sich.
*
27. Juli 2063
Uli setzte Bea vor ihrem Appartement ab. Sie küssten sich intensiv und leidenschaftlich, dann lösten sie sich voneinander. Bea zog sich nur widerwillig zurück, doch hatten sie sich entschieden, heute getrennt zu schlafen. Morgen war der große Tag. Morgen würden sie die Reise nach Phönix antreten.
Er gab ihr einen letzten Kuss, dann verabschiedete er sich endgültig von ihr. Wehmütig verharrte er noch einen Moment, dann machte er kehrt und ging in Richtung seiner eigenen Bleibe.
Doch statt dorthin zu kehren, bog er an einer Kreuzung ab und lief in Richtung der technischen Anlagen. Keine Menschenseele begegnete ihm, doch er wusste, dass dies nicht so bleiben würde. Er hielt die Augen offen.
Die Reise nach Phönix war nicht der einzige Grund, sich frühzeitig von Bea zu verabschieden. Uli hatte beschlossen, an seinem letzten Tage noch einige Informationen einzuholen.
Viele waren wegen des morgigen Tages beschäftigt und Uli rechnete sich gute Chancen aus, unbemerkt herumzuspionieren.
Er erreichte eine weitere Ganggabelung. Jetzt war erhöhte Wachsamkeit angesagt. Er lugte um die Ecke. Die Luft war rein. Er überquerte die Kreuzung, rannte den Gang hinunter, riss eine Tür auf, hastete in den Raum und schloss die Tür hinter sich.
Das schien geklappt zu haben. Er wartete, bis sich sein Puls beruhigt hatte, dann schob er den Teppich zur Seite und öffnete die bis dato verborgene Klappe und verschwand im Untergrund. Er schloss die Klappe wieder. Zwar würde ein kritischer Beobachter sehen, dass der Teppich verschoben war, aber das war ein kalkulierbares Risiko. Das musste noch lange nichts zu bedeuten haben, es konnte auch ein Monteur sein.
Zum Glück kam er durch seinen Job als Servicetechniker unauffällig an die Baupläne. So kannte er sich auf dem Mechanics-Gelände leidlich aus. Natürlich nicht in allen Bereichen, das Technikcenter wurde unter Verschluss gehalten und zu dieser Servicegruppe gehörte er leider nicht.
Aber die Abwasserrohre hatten vor dieser Sicherheitsvorkehrung Halt gemacht und dort war die Lage der Räume eingezeichnet. Und er wusste, wo er hin wollte.
Konstruktionsbüro Star Gate.
Uli rannte die Servicegänge entlang. Seine Schritte hallten weit, würden aber wie gesagt kein Aufsehen erregen. Er dagegen würde schon früh genug gewarnt.
Die Serviceröhren waren großzügig ausgelegt, daher kam er zügig voran. Allerdings begrenzte er das Tempo, die Schmiere aus Öl und Dreck, die den Boden der Röhre bildete, war an manchen Stellen eine richtige Rutschfalle. Doch mit Glück und Geschick meisterte er die Strecke ohne Probleme.
Dann ging es eine Etage tiefer. Normalerweise wurden diese Gänge nicht begangen, es sei denn, es gab einen Reparaturfall. Uli zog den dafür speziell entwickelten Ganzköperoverall über. Der war extrem dünn, flexibel und nahm keinen Schmutz an. An der Gesichtsmaske war eine Lufteinlassöffnung, die hoffentlich den Schmutz abhielt, aber die Atemluft durchließ. Uli hatte ihn einem der Abwassertechniker abgeschwatzt. Darüber zog er eine Gesichtsmaske, die seine Identität verschleiern sollte.
Er bückte sich, nahm einen Schlüssel aus der Seitentasche seines Overalls und löste die Schrauben, welche die Schleuse verriegelten. Er verschloss sie von innen mit dem gleichen Schlüssel. Trotzdem konnte man von außen sehen, dass jemand hier eingestiegen war, da die äußeren Schrauben heraus gedreht blieben, die Konstruktion arbeitete mit zwei getrennten Schließmechanismen. Aber der Raum lag abseits und war nur über die Servicerohre zu erreichen, da war eine Entdeckung eher unwahrscheinlich.
Uli holte einen letzten tiefen Atemzug, dann begab er sich in die Kanalisation von Mechanics Inc. War der Boden vorher an manchen Stellen glitschig, konnte man hier von dem Gegenteil sprechen. Wenn es überhaupt
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