0120 - Jerry Cottons letzter Fall?
spricht Sergeant Masters vom Hauptquartier der CP. No, keine Angst, Cotton ist noch ganz fidel. Ich will nur mit meinen Leuten auf der anderen Straßenseite sprechen.«
Er deckte die Hand über die Sprechmuschel, richtete sich hinter dem Kühler halb auf und brüllte mit Donnerstimme über die Straße:
»Hay, Robby! Scher dich an die Strippe!«
Auf der anderen Straßenseite lief ein uniformierter Polizist ziemlich eilig einem der Streifenwagen zu, hüpfte verdammt schnell hinter einen Wagen in Deckung, als er von den Fenstern des Speisesaals aus beschossen wurde, kroch nach vorn und angelte sich den Hörer.
Masters wiederholte ihm meine Anweisungen, legte den Hörer auf und wandte sich wieder mir zu.
»Habt ihr denn kein Tränengas mitgebracht?«
»Sicher.«
»Warum knallt ihr es denen da drin nicht durch die Fenster?«
»Dann machen sie einen Ausbruch in die Halle und schießen dabei wie die Verrückten um sich.«
»Na und?«
»In der Halle befinden sich im Augenblick acht G-men, von denen müssen sechs die Lifts und die beiden Treppen bewachen, damit uns nicht Kinder oder Neugierige aus den oberen Stockwerken in die Schießerei hineinrennen. Sollen zwei Mann einen Ausfall stoppen?«
Er spuckte aus:
»Ich dachte, nur wir könnten uns nicht genug Leute leisten. Merkwürdig, wofür die Regierungen Geld ausgeben und wofür nicht.«
Ich gab ihm im stillen recht, sagte aber:
»Darüber müssen wir uns zu einer anderen Zeit unterhalten. Belegen Sie das zweite Fenster links von der Haustür ein bißchen mit blauen Bohnen. Daraus wurde bis jetzt am stärksten geschossen. Aber behalten Sie gefälligst Ihren Schädel in Deckung!«
Er grinste breit:
»Klar, hab’ doch nur den einen. Was machen Sie?«
»Ich muß wieder hinein, damit aus zwei Mann wenigstens drei werden.«
Er sah mich groß an:
»Mann, Sie haben Nerven!«
Ich grinste zurück und sagte:
»Fertig? Dann los!«
Zugleich mit seinem ersten Schuß jagte ich los. Im Olympiatempo quer über die Straße. An der Treppe stolperte ich und knallte hin. Keuchend blieb ich liegen, um erst einmal wieder zu Luft zu kommen.
»Das haben Sie fabelhaft gemacht, Sir«, sagte eine Stimme.
Ich sah auf. Es war Slack Rander. Er lächelte verlegen. Ich nickte ein paarmal, um mich zu vergewissern, daß sämtliche Wirbel noch intakt waren, dann lief ich die Treppe hinan und hinein.
»Die ersten zwölf Mann Verstärkung haben wir bereits von der Stadtpolizei!« rief ich Phil zu. »Weitere sind unterwegs. Vom Chef versprochen!«
»Dann kommen sie auch«, erwiderte Phil. »Wir müssen den Speisesaal unter Beschuß halten, damit sie sich nicht hinter der Tür für einen Ausbruch sammeln können.«
»Okay!«
Ich schoß langsam mein Magazin leer. Dann nahm ich Jack Bergsons Pistole. Wenn wir mit dem Letzten rechnen mußten und uns vielleicht gegen zwanzig ausbrechende Gangster verteidigten, wollte ich es mit seiner Waffe tun.
***
An dieser Stelle muß ich die Notizen aus Jerrys Tagebuch unterbrechen. Ich habe jetzt die ganze Nacht hindurch Seite für Seite abgeschrieben. Jetzt ist es sieben Uhr früh. In einer Stunde muß ich im Office sein.
Ich habe mir mit Jerrys Geschirr und seinen Vorräten aus dem Kühlschrank so etwas wie ein Frühstück gemacht. Aber, um die Wahrheit zu sagen, ich kriege keinen Bissen hinunter. Hunger, Müdigkeit, Durst - alles wird verdrängt von der einen Frage, die seit vorgestern abend meine Gedanken beherrscht:
Wo ist Jerry?
Eine vage Hoffnung habe ich noch. Vielleicht weiß man im Distriktgebäude jetzt etwas von seinem Verbleib. Die Kollegen dort konnten mich in Jerrys Wohnung nicht anrufen, weil sie gar keine Ahnung davon hatten, daß ich die ganze Nacht in Jerrys Wohnung sitzen würde.
Ich kann es kaum erwarten, bis ich im Distriktgebäude bin.
Jerrys Tagebuch nehme ich mit. Ich kann im Office weitertippen, wenn nichts von Jerry vorliegt. Bis Jerry wieder da ist, bin ich von jeder anderen Sache befreit. Mister Highs Anordnung. Ich wette, daß er auch die ganze Nacht nicht geschlafen hat. Ich weiß doch, wie der Chef arr Jerry hängt. -Ich bin im Distriktgebäude angekommen. Ich sitze in Jerrys Office und möchte am liebsten die ganze Einrichtung kleinschlagen.
Am Auskunftsschalter unten in der Eingangshalle wußten sie nichts von Jerry.
Ich habe den Einsatzleiter angerufen.
Nichts.
Den Leiter der Fahrbereitschaft:
Nichts.
Die Funkleitstelle:
Nichts.
Mister High, den Distriktchef:
Nichts.
Die Funkleitstelle der
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