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0122 - Der Knochenthron

0122 - Der Knochenthron

Titel: 0122 - Der Knochenthron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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über dem Kessel schwebte, der zog sie eher an, es war vielleicht mehr das Andere, die Gefahr, die sie mit ihren tierischen Sinnen besser wahrnahmen als die Menschen.
    Es war wirklich interessant, das Spiel der Geier zu beobachten.
    Und es gab jemanden, der die Vögel nicht aus den Augen ließ.
    Das war Josh Shamrock, ein Heimatforscher und von Beruf Geologe. Er befaßte sich vor allen Dingen mit der Erdbebenforschung, lebte oft wochenlang in der Natur und hatte während dieser Zeit ihren Kreislauf kennengelernt, die Tiere beobachtet und das biologische Gleichgewicht verstanden.
    Wenn Geier kreisen, liegt irgendwo Aas.
    So lautete die Regel, die immer stimmte.
    Shamrock setzte das Fernglas ab und wischte sich über die Augen. Er hatte eine Hügelkuppe erklommen, sein Geländewagen stand unten auf der staubigen Platte.
    »Hol’s der Teufel«, murmelte er, »da stimmt doch etwas nicht.«
    Er schob sich einen Kaugummi zwischen die kräftigen Zähne und schaute noch einmal nach.
    Genau acht Vögel zählte er. Und sie kreisten weiter, trauten sich nicht zu landen.
    Da gab es für Shamrock nur einen Grund.
    Das Opfer lebte noch!
    Denn wenn noch Leben in der Beute steckte, hatten die Geier eine natürliche Scheu davor, es anzugehen.
    Für Shamrock war alles klar, und auch sein Entschluß stand längst fest.
    Er würde fahren. Vielleicht konnte er noch helfen. Josh Shamrock, seine Vorfahren stammten aus Irland und hatten mitgeholfen, die Union Pacific zu bauen. Er erhob sich und lief rasch den Hügel hinab. Zahlreiche kleine Steine und eine Wolke von Staub begleiteten ihn, das machte Josh nichts. Mit seinem festen Schuhwerk fand er überall Halt.
    Endlich erreichte er den Range Rover.
    Der Wagen entsprach den Erfordernissen des Geländes. Er hatte verstärkte Stoßdämpfer, und die Scheinwerfer wurden durch ein stabiles Gitter geschützt.
    Josh stieg ein.
    Er drückte seinen breitrandigen Stetson in die Stirn und startete den Wagen.
    Die Räder faßten. Eine gewaltige Staubwolke hinter sich herziehend, fuhr der Geologe über den pistenähnlichen Weg. Er kannte die Gegend ziemlich gut und wußte ungefähr, wie er den Ort ohne sich groß zu verfahren erreichen konnte.
    Dabei mußte er einen kleinen Umweg in Kauf nehmen.
    Josh fuhr von der Piste ab. Seine kräftigen Hände umklammerten das Lenkrad. Auf seiner schon tropenfesten Kleidung lag der rötliche Staub der Wüste. Josh kam aus Nevada und hatte dort einige Bodenproben entnommen. Die Steine lagen auf der Ladefläche des Wagens.
    Der Geologe prügelte den Range Rover einen Hang hoch. Er fuhr ihn schräg an, damit er der Abrutschgefahr aus dem Wege ging.
    Der Wagen schaffte es. Bisher hatte er ihn noch nie im Stich gelassen.
    Parallel zum Kamm des Hangs fuhr er auf einer Geröllstrecke weiter und vergaß auch nie, durch die Frontscheibe schräg nach Nordwesten zu peilen, wo er die schwarzen Punkte am Himmel sah.
    Sie waren größer geworden.
    Josh Shamrock näherte sich seinem Ziel.
    Das kantige Gesicht zeigte einen harten, etwas verkniffenen Ausdruck. Josh war ein Mann, den das Land geformt hatte. Er war ebenso hart und wußte, wie man überlebte.
    Shamrock fuhr wieder in ein Tal hinein. Die Sonnenstrahlen stachen jetzt schräg in den Wagen, und der Geologe mußte seine dunkle Brille aufsetzen.
    Er stammte aus Frisko, und er wußte sehr gut über die nähere Umgebung Bescheid.
    Als er wieder einen Blick zu den Geiern hochwarf, stieß er ein unwilliges Knurren aus. Jetzt, wo er näher an den Ort herangefahren war, da wußte er, wo die Geier kreisten.
    Über Tulsa, der Geisterstadt!
    Verdammt auch, dachte er. Hätten die sich keinen anderen Platz aussuchen können? Es gab viele Täler im Westen, aber das, wo auch die Geisterstadt Tulsa lag, war wohl das unwegsamste mit von allen.
    Ein ganz mieses Gelände.
    Und ausgerechnet dort kreisten die Vögel.
    »Wer, zum Henker, verirrt sich dahin?« knurrte er.
    Er war zwar noch nicht selbst in Tulsa gewesen, doch er wußte um die Geschichten, die man sich erzählte.
    In dieser Geisterstadt sollte es spuken. Die Seelen der im Treibsand umgekommenen Männer sollten nachts durch die Stadt geistern und dort heulen und wehklagen. Manchmal heulte es dort bestimmt. Das war aber dann der Wind, der um die Felsen strich und diese klagenden Laute verursachte.
    Jetzt mußte Shamrock doch bremsen, weil er erst die Karte zu Hilfe nahm.
    Ob er nun wollte oder nicht, der Talkessel mußte, weil er von Osten kam, erst umfahren werden.
    Das paßte

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