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0123 - Wir zertraten die Hafenratten

0123 - Wir zertraten die Hafenratten

Titel: 0123 - Wir zertraten die Hafenratten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wir zertraten die Hafenratten
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steht aber fest, dass sie durch das Schlafmittel getötet wurde.«
    »Kann sie nicht vielleicht selbst die übrigen Tabletten zu sich genommen haben, die noch im Röhrchen sein mussten, nachdem Jerry ihr drei davon gegeben hatte?«, fragte Phil in einer jähen Hoffnung, die sich in seinem Gesicht deutlich ausdrückte.
    »Und die Fingerabdrücke?«, warf George ein.
    »Ach so, ja«, murmelte Phil. »Richtig. Die Fingerabdrücke. Wenn sie selbst noch Tabletten genommen hätte, müssten ihre Abdrücke auf dem Röhrchen sein. Klar…«
    »Kann denn nicht irgendjemand doch noch in dem Zimmer gewesen sein, nachdem Jerry und Phil gegangen waren?«, erkundigte sich Mister High mit sorgenvoller Miene.
    »Natürlich kann jemand drin gewesen sein«, meinte George achselzuckend. »Aber dann hat er keine Spuren hinterlassen. Wie soll ich es dann beweisen?«
    Lähmendes Schweigen legte sich über uns. Keiner sagte ein Wort. Trotzdem war ich überzeugt, dass wir alle das Gleiche dachten. Jeder grübelte auf seine Art fieberhaft über eine mögliche Erklärung zur Lösung dieses Rätsels.
    Aber Theorien nützen nichts, solange sie nicht durch stichhaltige Beweise untermauert werden können. Vor Gericht gelten keine Theorien. Hier gilt die nackte, nüchterne, unbestechliche Sprache der Tatsachen.
    Und Tatsache war, dass ich dem Mädchen dieses Schlafmittel heimlich eingeflößt, indem ich es in ihren Whisky gemischt hatte. Ob es drei oder achtzehn Tabletten gewesen waren, konnten wir nicht beweisen. Da wir aber in diesem Falle die Verdächtigen waren, würde unsere Aussage so gut wie nichts gelten.
    Es war wie verhext. Ich hatte das deutliche Gefühl, dass an der ganzen Sache etwas faul war, dass man nur die Hand auszustrecken brauchte, um darauf zu stoßen, aber ich kam einfach nicht darauf.
    Dabei lag der Beweis dafür, dass jemand nach uns im Zimmer gewesen sein musste, auf der Hand - oder besser, er hatte am Fußende des Bettes gelegen. Aber in der Aufregung über die unglückliche Verkettung der Umstände übersah jeder von uns diesen wichtigen Punkt. Ich hatte das Röhrchen vergessen einzustecken. Es war auf dem Tisch liegen geblieben. Das wussten wir genau.
    Kann sich ein Röhrchen selbst vom Tisch entfernen und an das Fußende eines Bettes wandern? Wenn der Tisch schief gestanden hätte, dann hätte auch das Röhrchen noch zu der Zeit herunterrollen müssen, als wir noch im Zimmer waren. Dann hätten wir es fallen hören.
    Das Röhrchen war nach unserem Weggang vom Tisch entfernt und ans Fußende des Bettes gelegt worden. Folglich hatte es entweder das Mädchen selbst getan - und dafür gab es keinen vernünftigen Grund - qder aber es war doch noch jemand nach uns im Zimmer gewesen.
    Wäre ich auf diesen Sachverhalt gekommen, die Lösung wäre dann nur noch eine folgerichtige Denkarbeit gewesen. Aber wie gesagt, weder ich noch irgendein anderer kam auf diese so wichtige Sache. Wir dachten über alles Mögliche nach, aber das Röhrchen selbst erschien uns so unbedeutend, dass wir es nicht in unsere Überlegungen einbezogen.
    »Wenn die Presse irgendwie Wind davon bekommt«, sagte der Chef und strich sich mit einer müden Geste über die Stirn, »dann kann ich ein Disziplinarverfahren gegen euch beide nicht aufhalten. Dann gibt es aber einen Skandal, der bis nach Washington stinken wird. Sie hätten diesen Trick wirklich nicht anwenden dürfen, Jerry.«
    Wem sagte er das? Hatte ich nicht schon hundertmal verflucht, dass ich mich in einer leichtsinnigen Minute gehen ließ? Aber kann nicht jeder Mensch einmal einen Fehler machen?
    »Ich mache euch keinen Vorwurf«, sagte Mister High, als hätte er meine Gedanken erraten. »In der Situation, in der ihr wart, aufgeregt von dem Mord, der vor euren Augen geschehen war, hätte ich vielleicht genauso gehandelt Aber jetzt sitzen wir dafür in der Tinte. Und zwar bis zum Halse, wie mir scheinen will.«
    Ich schwieg. Was hätte ich dazu auch sagen sollen? Er hatte ja vollkommen Recht. Mir wurde auf eine erschreckende Weise klar, dass kein Mensch davor gefeit ist, dass er nicht eines Tages durch dauernde Gewohnheit in seinen Empfindungen ein wenig abstumpf en kann. Seit Jahren war ich nun G-man, seit Jahren sah man tagtäglich das Grauen, das Entsetzen, das Mörderische, das die Handlungen von Gangstern zu begleiten pflegt. Was war dagegen ein Trick mit drei Schlaftabletten? Eine lächerliche Spielerei, über die man sich innerlich amüsierte.
    Und doch hätte ich vor der Anwendung eines

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