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0123 - Wir zertraten die Hafenratten

0123 - Wir zertraten die Hafenratten

Titel: 0123 - Wir zertraten die Hafenratten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wir zertraten die Hafenratten
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solchen Tricks ebenso viel Abscheu empfinden müssen wie etwa vor einem nackten Mord. Es war mir, als ob ich mich gleichsam von außen sähe, so deutlich sah ich das Falsche meiner Handlung in diesem Augenblick. Und ich wusste, dass so etwas geschehen musste. Es war notwendig, um in mir wieder die Maßstäbe zurechtzurücken. Ich musste wieder das unbestechliche Empfinden für das, was Recht und Unrecht war, in mir geweckt kriegen.
    Mister High hatte mich aufmerksam betrachtet. Ich merkte es erst, als er mich nach einer längeren Pause ansprach.
    »Sie machen jetzt etwas durch, Jerry, was keinem von uns erspart geblieben ist und was man vielleicht sogar ein paarmal in seiner Laufbahn als FBI-Beamter erleben muss. Das glasklare Unterscheidungsvermögen zwischen Recht und Unrecht, das ein G-man bei Beginn seiner Laufbahn hat, trübt sich durch die außerordentlichen Anforderungen, die täglich an einen G-man gestellt werden. Bis dann eines Tages jener Punkt erreicht ist, wo ihm das durch irgendein Ereignis sinnfällig und klar wird. Sie erleben jetzt diesen Punkt, Jerry. Das kann Ihnen kein Mensch abnehmen. Sie müssen die innere Ordnung selbst wiederherstellen. Ich kann Ihnen nur versprechen, Jerry, dass wir Sie verstehen und das wir alles tun werden, um Ihnen zu helfen. Dramatisieren Sie Ihren Fehler nicht. Wir - das heißt alle Kollegen in diesem Hause - wissen, dass Sie ’ kein Mörder sind. Sonst hätten Sie nie ein G-man werden kö…«
    Er kam nicht dazu, den Satz zu Ende zu sprechen, denn das Telefon schlug an.
    »High«, sagte er, als er den Hörer am Ohr hatte.
    Er lauschte, nickte und legte den Hörer auf.
    »Jerry, fahren Sie sofort in die 54ste Straße West. Sie begleiten ihn natürlich, Phil. Drei Gangster mit Maschinenpistolen haben dort einen Überfall auf ein kleines Lokal ausgeführt. Sie sind einfach in der Tür erschienen und haben alles niedergemäht, was gerade im Lokal war. Es ist eine ungeheure Herausforderung…«
    Den Rest hörten Phil und ich nicht mehr, denn wir liefen schon durch den Flur zum Lift…
    ***
    Es sah fürchterlich aus.
    Tische, Stühle, Wandspiegel, Holzpfeiler und die Vertäfelung der Wände war von den Kugeln zersiebt wprden. Wohin man sah, Blut,Trümmer und-Verwüstung.
    Vier Fahrzeuge der Stadtpolizei hielten vor dem Lokal. Eine Kette von etwa vierzig uniformierten Polizisten sperrte die Straße und den Bürgersteig vor der Kneipe für die Neugierigen ab.
    Sechs Ambulanzwagen standen mit weit geöffneten Türen halb auf dem Bürgersteig. Träger liefen mit Bahren umher. Ein paar weiß bekittelte Männer knieten neben Verletzten und leisteten erste Hilfe.
    Ein Lieutenant der Stadtpolizei leitete die Hilfeleistungen in diesem Chaos. Er tat es mit Energie, Umsicht und raschen Entscheidungen. Wir standen hinter ihm und schwiegen, bis er die wichtigsten Anordnungen getroffen hatte. Dann drehte er sich selbst zu uns um und drückte uns die Hand.
    »G-man, was?«, fragte er.
    Wir nickten und nannten unsere Namen. Er stellte sich als Lieutenant Remming vor.
    »Wie sieht es aus?« fragte ich.
    »Vier-Tote, zwei Schwerverletzte, sechzehn Leichtverletzte«, erwiderte er. »Es ist die größte Unverschämtheit, die sich die Unterwelt im letzten halben Jahr geleistet hat.«
    »Lebt der Wirt?«
    »Ja. Er hatte Glück und bekam die zwei Kugeln, die ihn trafen an relativ ungefährlichen Stellen. Ein Schultersteckschuss, links, ziemlich hoch, fast neben dem Schlüsselbein. Ein glatter Durchschuss durch die linke-Wade. Es gibt Leute, bei denen es verdammt schlimm aussieht.«
    »Kann man mit dem Wirt sprechen?«
    »Ich denke. Auf seine eigene Bitte wird er als Letzter abtransportiert. Da drüben, der an dem Pfeiler lehnt, sehen Sie ihn?«
    Er deutete auf einen blassen Mann, der an einem Pfeiler lehnte, auf dem Fußboden saß und seine Beine weit von sich streckte. Er war gerade damit beschäftigt, mit einer Hand ein Taschentuch um seine Wade zu knoten.
    Wir gingen hin. Phil holte von einem der Sanitäter zwei Verbandspäckchen. Ein G-man ist auch in erster Hilfe geschult, und jemandem einen Verband anlegen, dazu reichte es bei uns gerade.
    »No«, sagte er. »Erst die anderen. Bei mir ist’s nicht so schlimm.«
    »Halten Sie den Mund«, sagte Phil. »Wir sind FBI-Beamte. Wir müssen mit Ihnen sprechen. Je schneller wir die Spur der Gangster haben, umso größer sind die Aussichten, diese Halunken überhaupt zu kriegen. Wenn wir aber schon mit Ihnen reden, dann können wir Sie auch

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