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0123 - Wir zertraten die Hafenratten

0123 - Wir zertraten die Hafenratten

Titel: 0123 - Wir zertraten die Hafenratten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wir zertraten die Hafenratten
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Augenblick sieht es tatsächlich so aus wie Sie sagten, Mister Cotton.«
    Die Anrede war eine deutliche Ironie. Er sah mir an, dass ich sie nicht verstand, und fuhr fort: »Jerry, zerbrich dir nicht den Kopf. Dass hier irgendeine mysteriöse Sache passierte, ist klar. Überlass uns alles. Wir sind eine Mordkommission, wir sind hundertmal in solch mysteriösen Geschichten verwickelt gewesen, und wir haben noch jede so weit aufgerollt, dass sich das Mysteriöse verlor und klar und durchsichtig wurde. Was ich sagen will, ist dies. Kein Mensch hält es für möglich, dass ihr dieses Mädchen auch nur durch Leichtsinn umgebracht haben könntet. Und es ist meine Aufgabe und die meiner Leute, nachzuweisen, dass ihr es nicht - und wer es war. Also tu mir um Himmels willen einen Gefallen, fahr nach Hause, leg dich ins Bett und schlaf. Den Rest hier machen wir.«
    Er klopfte mir auf die Schulter und beschäftigte sich mit irgendetwas in einer Ecke.
    Ich wollte noch etwas sagen, überlegte es mir aber wieder und ging. Schweigend kam Phil mit. Niemand von uns beiden sprach ein Wort, bis wir wieder in unserem Office im Districtsgebäude saßen.
    Wir brannten uns Zigaretten an und rauchten. Die Atmosphäre war auf eine unbeschreibliche Weise gespannt.
    Natürlich hätten wir das Mädchen nicht zum Schlafen bringen sollen mit den drei Tabletten. Aber wir hatten keinen Haussuchungsbefehl. Und in jedem Augenblick konnten die Gangster aufkreuzen. Eile war geboten. Und die Haussuchung musste sein, und sie musste so schnell wie möglich stattfinden. Wenn man Gangster bekämpfen will, muss im richtigen Augenblick Schnelligkeit in unserer Arbeit herrschen. Nach Lage der Dinge mussten wir in dieser Nacht mit der Möglichkeit rechnen, dass sich in den Zimmern der Gangster etwas finden ließe, was uns weitergeholfen hätte. Das mussten wir finden, bevor die Gangster kamen. So war die Situation gewesen.
    Mach dir nichts vor, sagte ich mir selbst, als meine Gedanken an dieser Stelle angekommen waren. Du hast eben einmal leichtsinnig gehandelt, und es sieht verdammt danach aus, als müsstest du jetzt einen enorm hohen Preis dafür bezahlen. Eines steht so unverrückbar fest wie das Empire State Building, ihr hättet diesen verfluchten Trick mit den Schlaftabletten nicht anwenden dürfen.
    Es war Mitternacht, und ich hatte Dutzend- und Aberdutzend Mal ipimer wieder dasselbe gedacht, durchdacht, geistig um und um gewendet. Da schrillte das Telefon.
    Es war der Doc.
    Ich war so aufgeregt, dass mir die Hand zitterte, die den Hörer hielt.
    »Nun, Doc«, fragte ich. Ich gab mir Mühe, völlig natürlich zu sprechen. Aber meine Stimme klang trotzdem fremd. Als ich fortfuhr: »Was haben Sie herausgefunden?«
    »Zunächst einen Umstand, der ihnen vielleicht dienlich sein kann: Das Mädchen war Raucherin von Marihuana-Zigaretten, Cotton. Und zwar seit mindestens einem halben Jahr. Wer so lange an das Rauschgift gewöhnt ist, der kann als vollkommen süchtig bezeichnet werden.«
    Ich notierte mir diesen Punkt. Der Arzt fuhr fort.
    »Zur Todesursache: Überdosis eines gebräuchlichen Schlafmittels…«
    ***
    Die Sonne stand bereits wieder schräg am Himmel. Und zwar in Richtung Westen. Es musste Mittag vorbei sein.
    Carrol Stewish wurde davon wach, dass er eine Berührung fühlte.
    Er öffnete die Augen. Zunächst begriff er nicht, was er sah. Über ihm waren ein verschmiertes Jackett und ein Arm, dessen Hand auf seiner Brust herumtastete.
    Aber mit einem Schlage wurde ihm der Zusammenhang klar. Der Gangster, den er gerettet hatte, wollte ihm seine Dienstpistole abnehmen. Vielleicht hatte der Kerl die eigene Waffe bei dem Unfall im Wagen verloren.
    Eine Wut stieg jäh in Carrol auf die ihn fast um den Verstand brachte. Er hatte unter dem Einsatz des eigenen Lebens diesen Burschen aus dem brennenden Wagen geholt. Er hatte sich das Fleisch von den Fingern gebrannt, um an den Wagenheber kommen zu können. Danach war er vor Schmerzen, Überanstrengung und Erschöpfung ohnmächtig geworden und dann von der Sonnenwärme anscheinend in einen tiefen Schlaf hinübergeglitten. Der Kerl war ein paar Minuten früher munter geworden, und jetzt wollte er die Situation ausnützen, um seinen Retter zu ermorden.
    Carrol handelte, wie ein G-man in solchen Fällen handelt. Er überlegte gar nicht mehr, er brauchte es auch nicht. Sein Körper reagierte wie eine gut konstruierte Maschine.
    Er riss die Knie hoch und trat sie dann mit aller Wucht von sich. Der Gangster wurde

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