0124 - Das Psycho-Duell
entscheiden, welche Existenzebene es als real anerkennen sollte. Allmählich jedoch kehrte die Überlegung zurück, und mit dem spürbar werdenden Druck des Helmes kam die Erinnerung.
Atlan hob seinen Kopf und schloß die Augen unter dem dumpfen Schmerzgefühl, das er in seinem Nacken spürte. Erleichterung überkam ihn, denn jetzt wurde ihm klar, daß alles nicht mehr als ein Traum gewesen war, weder die Kolonie noch Sowan Dolanty hatten jemals wirklich existiert. Das Psycho-Duell war beendet, und es war noch ungewiß, wer als Sieger daraus hervorgegangen war. Er hörte, wie Carbá in der anderen Nische den Helm abnahm, und er folgte dem Beispiel des Rebellen. Seine Hände zitterten, als er die Kontakte zu lösen begann. „Das Duell hat zu keinem klaren Ergebnis geführt”, ertönte die mechanische Stimme des Regenten. „Jeder Teilnehmer hat in der Scheinwelt sein Bestes getan, um seine Aufgabe durchzuführen. Carbá ist dabei direkter vorgegangen als Atlan, der mit anderen zusammenarbeiten wollte. Daraus lassen sich zwar verschiedene Rückschlüsse ziehen, aber eine endgültige Entscheidung wird erst dann fallen, wenn beide Anwärter noch einige Fragen beantwortet haben.” „Ich bin bereit”, hörte Atlan seinen Gegner sagen. „Es ist offensichtlich, daß Carbás Ansprüche zum größten Teil einer Unzufriedenheit mit den Regierungsgeschäften des amtierenden Imperators entspringen”, stellte die Mammutpositronik fest. „Welche Argumente hat Carbá anzuführen?” Carbá lachte spöttisch. „Ich möchte nur verhindern, daß das Große Imperium den Terranern in die Hände fällt, mit denen Gonozal VIII. ein so ausgesprochen freundschaftliches Verhältnis unterhält. Ich habe Beweise, daß der Imperator den Männern des Solaren Imperiums Wissen und Macht zur Verfügung gestellt hat, die sie früher oder später gegen uns ausnutzen werden.” „Was sagen Sie dazu, Imperator?” fragte der Regent. „Ich möchte an mein freundschaftliches Verhältnis mit Perry Rhodan, dem Imperator des Solaren Imperiums, erinnern”, sagte Atlan mit neuer Hoffnung. Noch war keine Entscheidung gefallen. „Schon oft hat uns dieser Mann in gefährlichen Situationen geholfen.” „Aber nur, um durch die Hintertür Gegenleistungen zu fordern und auch zu erhalten”, klagte Carbá an. „Denken Sie, Imperator, der Terraner hätte aus Selbstlosigkeit gehandelt? Oh, nein - seine Motive waren anderer Natur. Ihre Vertrauensseligkeit war in keiner Weise begründet, Gonozal.” Er überlegte einen kurzen Augenblick und fuhr dann zu sprechen fort. „Regent, ich fordere dich auf, in deinen Archiven über den Verbleib folgender Personen nachzuforschen: Testol von Amarat, Lischer Amson, Delent Omaris und Halto Teschner. Diese vier Männer waren als Beauftragte des Großen Imperiums im Planetensystem Otalka tätig. Ihre Arbeit zeigte Erfolge, und aus Otalka wurden nie Berichte von Aufständen geschickt.” Atlan wußte natürlich, was der junge Arkonide beabsichtigte. Er erinnerte sich nur zu gut daran, was mit diesen vier Offizieren geschehen war. „Es ist überflüssig, daß der Regent auf seine Wissensspeicher umschaltet”, bemerkte Atlan. „Ich werde ihm sagen, was mit diesen vier Personen passierte.” „Ihre Offenheit ist bemerkenswert”, rief Carbá ironisch. Atlan ignorierte den Einwand. Die Auseinandersetzung war an einem kritischen Punkt angelangt. Es war sinnlos, den Regenten mit Argumenten überzeugen zu wollen, die er auf Grund seiner total veralteten Sicherheitsschaltung niemals akzeptieren würde. Atlan sah auch keine Möglichkeit, dem rein logisch denkenden Gehirn seine Freundschaft mit Rhodan zu erklären oder gar die Mentalität der Terraner. Gefühle waren in diesem Fall völlig nebensächlich, es galt vielmehr, der Riesenpositronik in logischer Form zu beweisen, daß die von Atlan ergriffenen Maßnahmen durchaus richtig waren.
Das wäre sehr einfach gewesen, wenn es vorher gelungen wäre, die Schaltung A-1 so umzuprogrammieren, daß sie entsprechend den jetzigen Gegebenheiten reagieren konnte. In dieser Beziehung lagen Carbá und seine Hintermänner ein Stück vorn, denn sie hatten sich an A-1 zu schaffen gemacht und veranlaßt, daß der Regent die Situation von einem Standpunkt überprüfte, der vor mehr als fünftausend Jahren Gültigkeit besessen hätte.
Atlan konnte nur versuchen, eine Brücke über diese gewaltige Zeitspanne zu schlagen und einen Mittelweg zu finden, der dem Regenten als logisch erscheinen
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