0129 - Der Zyklop aus der Hölle
Schneide mir die Kehle doch durch, du Monster …«
Merkens zuckte. Die Worte hatten ihn hart getroffen. Er löste seinen Griff, wirbelte herum und wandte sich den beiden männlichen Personen zu.
Will Mallmann und Manfred Riegel hatten die Worte vernommen. Ihnen war auch klar, daß dieser Zyklop Ernst machen würde.
Er würde keinen von ihnen schonen, auch nicht seine eigene Tochter. Seine Triebe waren unberechenbar und nur darauf ausgerichtet, der Hölle zu dienen und dem Teufel einen Gefallen zu tun. Will wußte ebensowenig etwas von dem Schicksal des Mannes wie Manfred, und ob beide da noch Mitleid haben konnten, war fraglich.
Anteilnahme vielleicht, aber kein Verständnis.
Der Kommissar versuchte es auch. »Laß sie laufen, Merkens«, sagte er. »Sie hat dir nichts getan!«
»Nein!«
»Was erreichst du damit?«
»Ich will wieder frei sein!«
»Bist du das nicht?«
»Der Satan hält mich gefangen. Ich muß eine Strafe abbüßen.«
Während dieser Worte hob er den Kopf und schaute Will an.
Das Zyklopenauge begann zu glühen. Schlieren bewegten sich darin, und die Macht der Hölle strahlte dem Kommissar entgegen.
Er spürte die Schmerzen hinter seiner Stirn, als würden dort lautlose Explosionen stattfinden, und er senkte den Blick als auch den Kopf. Nur nicht in das Auge schauen.
Nur nicht hinschauen…
Doch dagegen hatte der Zyklop einiges. Merkens streckte seine freie Hand aus, drückte sie unter das Kinn des Kommissars und hob dessen Kopf an.
»Sieh her! Sieh mich an!« schrie er.
Mallmann schaffte es nicht mehr rechtzeitig, seine Augen zu schließen. Der Blick des Zyklopen traf seinen Kopf, und plötzlich spürte er hinter der Stirn die grausamen Gedanken. Vor ihm löste sich alles auf, wurde zu einem verwaschenen Schemen, der wie ein Tuch herankam und auch den guten Will Mallmann überdeckte.
Will taumelte nach vorn.
Blitzschnell hob der Zyklop den Arm, und im nächsten Augenblick sauste die Machete nach unten.
Manfred Riegel brüllte auf. Er hatte Angst, daß diese Bestie Will Mallmann den Schädel abschlagen würde, doch der hieb nur mit der flachen Seite zu.
Will fiel bewußtlos zu Boden.
Merkens lachte. »Keine Bange, Bursche«, wandte er sich an Manfred Riegel, »du kommst auch noch an die Reihe.«
Er schritt auf ihn zu.
Manfred wich zurück, zwei Schritte kam er weit, dann spürte er die feuchte Wand im Rücken. »Bleib weg!« keuchte er. »Verdammt noch mal, bleib weg, du Bestie!«
Der Zyklop lachte und schüttelte den Kopf. »Nein. Du bist an der Reihe. Niemand wird verschont. Niemand…«
Sein Auge flammte im Höllenfeuer. Manfred Riegel senkte nicht schnell genug den Blick, und sein Gehirn wurde von der Glut des Auges überschwemmt.
Beide Hände riß er hoch, preßte sie gegen Augen und Wangen und reagierte doch zu spät.
Der andere war stärker.
Auch Manfred brach in die Knie.
Wieder pfiff die Machete durch die Luft, klatschte die freie Seite gegen den Kopf des Jungen, der bewußtlos zusammenbrach.
»Das wär’s«, sagte Merkens. »Ihr seid später dran.« Er drehte sich um und konzentrierte sich auf sein erstes Opfer.
Auf Alceste, seine Tochter!
Die hatte mit angehaltenem Atem die Vorgänge beobachtet. Sie wußte, daß sie keine Schonung zu erwarten hatte. Sie bettelte auch nicht, sondern schaute dem Monster entgegen.
»Du wirst mich erlösen«, sagte Merkens. »Du ganz allein, meine Tochter!«
»Nein, Vater, niemand wird dich erlösen. Du bist verflucht. Verflucht für alle Zeiten. Du hast mit dem Teufel einen Pakt geschlossen, und der Teufel wird dich töten!«
»Nein!« brüllte der Zyklop und packte zu. Seine Finger gruben sich in die Schultern des Mädchens und rissen es herum. Alceste taumelte zur Seite, wäre fast gefallen, doch mit einer letzten Anstrengung konnte sie sich noch auf den Beinen halten.
Und wieder griff er zu.
Diesmal jedoch tauchte Alceste unter seiner Hand hinweg. Es war eine Reflexbewegung, die ihr nichts nützte, weil der Zyklop danach viel schneller war.
Er bekam sie am Rücken zu fassen, und mit einem gewaltigen Ruck rissen seine Finger den Kleiderstoff entzwei.
Alceste schrie auf.
Der Zyklop lachte wirr und schleuderte sie so hart herum, daß sie auf die runde Altarplatte zutaumelte, dort das Gleichgewicht verlor und auf den Stein fiel.
Rücklings blieb sie auf dem kalten Stein liegen. Genau auf der Teufelsfratze.
»So liegst du richtig!« lachte der Zyklop, »genau so!« Mit einem weiteren Griff hatte er ihr auch die
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