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0129 - Der Zyklop aus der Hölle

0129 - Der Zyklop aus der Hölle

Titel: 0129 - Der Zyklop aus der Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Stoff zerreißen. Dafür wölbte sich der Bauch vor, und er trug jetzt einen Lendenschurz. Aus den Händen wurden Pranken. Das Gesicht verflachte, die Pupillen der Augen drehten sich, Haut schob sich nach oben und ließ die Augenhöhlen zuwachsen.
    Als Ersatz entstand das Zyklopenauge. Zuerst sah ich mitten auf der Stirn nur ein rötliches Schimmern, das jedoch von Sekunde zu Sekunde stärker wurde, an Intensität zunahm und mir schließlich wie ein Gruß aus der Hölle entgegenleuchtete.
    Fremde, schreckliche Gedanken wollten in mein Hirn dringen, und ich kämpfte hart dagegen an. Ich spürte, wie sich das Kreuz leicht erwärmte, die Gedanken wurden weit fortgetragen, ich sah wieder alles klar und deutlich vor mir.
    Die gesamte Verwandlung ging nicht ohne Laute über die Bühne.
    Er heulte und wimmerte, klagte und schrie. Wie ein Werwolf, der sich bei Vollmond gegen seine Verwandlung stemmt und weiß, daß er doch verlieren wird.
    Auch der Zyklop gewann nicht.
    Er blieb ein Monster.
    Plötzlich troff Geifer aus seinem Maul. Er klatschte zur Erde und bildete dort nasse Stellen.
    Der Zyklop ging auf die wacklige Kommode zu, bückte sich, zog eine Tür auf, griff in das Möbelstück hinein, und als seine Hand wieder zu sehen war, hielt sie eine Machete umklammert.
    »Die Waffe für den Teufel!« heulte er. »Er hat sie mir gegeben!«
    Bei diesen Worten schwang er wild seinen Arm hoch, so daß ich Angst hatte, er würde mich umbringen.
    Das geschah nicht. Er ließ die gefährliche Machete nur dicht an meinem Kopf vorbeipfeifen.
    »Damit werde ich sie töten!« versprach er. »Damit!«
    Ich wußte, wen er meinte.
    Seine eigene Tochter!
    »Nein!« schrie ich. »Um Himmels willen, nein! Lassen Sie das sein! Sie machen sich unglücklich.«
    Er stand an der Tür und drehte sich noch einmal um. »Vielleicht«, so grollte er. »Vielleicht kann ich den Fluch damit löschen, indem ich dem Teufel das Leben meiner Tochter gebe!«
    »Niemals!« schrie ich, und meine Stimme kippte über. »Der Satan läßt sich auf keine Geschäfte ein.«
    »Bei mir ja!« Das waren seine letzten Worte, die er an mich richtete. Mit den nächsten sprach er Wachtmeister Nese an, der in den letzten Minuten kein Wort gesagt hatte.
    »Töte ihn!« befahl er. »Bring ihn um!«
    »Ja!« keuchte Nese.
    Dann verschwand Karl Merkens und donnerte die Tür hart hinter sich zu.
    Aber auch der Wachtmeister war nicht mehr der alte. Er hatte sich ebenfalls verwandelt.
    Seine Augen waren nur noch Flecken im Gesicht, denn auf seiner Stirn prangte das Zyklopenauge. Er war diesem Markens hörig und würde alles tun, was der von ihm verlangte.
    Auch morden.
    Und das Opfer war ich!
    ***
    Das grausame Gebrüll des Zyklopen ließ die Menschen in dem kleinen Keller zusammenzucken. Wie ein Trompetenstoß schallte es ihnen entgegen, und als sie den Zyklopen sahen, war es mit Alcestes Beherrschung endgültig vorbei.
    Sie schrie wie wahnsinnig.
    Manfred Riegel zuckte zusammen, und auch der Kommissar verzog sein Gesicht, doch er handelte.
    Mit den gefesselten Händen schlug er ihr ins Gesicht.
    Zweimal.
    Sie verstummte.
    Da sprang der Zyklop. Er ließ sich einfach fallen, und der Boden erzitterte, als er unten aufkam. Wild schwang er seinen rechten Arm, so daß die Machete haarscharf an den Gesichtern der Menschen vorbeisauste.
    Todesmutig stellte Manfred sich vor seine Freundin und deckte sie mit seinem Körper.
    Der Zyklop lachte nur.
    Sein linker Arm schnellte vor, die Finger krallten sich in das Haar des jungen Mannes, und mit einem Ruck schleuderte er ihn an sich vorbei.
    Manfred krachte gegen die Wand und blieb dort liegen.
    Dann war Mallmann an der Reihe. Er kassierte einen hinterlistigen Schlag, der ihn in die Knie sacken ließ. Wieder packte der Zyklop zu und schleuderte auch den Kommissar dorthin, wo schon Manfred Riegel lag.
    Jetzt hatte er freie Bahn.
    Plötzlich stand er vor seiner Tochter, hob den rechten Arm und preßte ihr die Klinge der Machete gegen den Hals.
    Das Mädchen begann zu zittern. Seine Zähne schlugen aufeinander, es konnte kaum Luft bekommen, als es auf die Klinge der Machete schielte, und die Angst fraß sich langsam in sein so hübsches Gesicht. Angst vor dem eigenen Vater.
    Vor einem Monster…
    Sie sah den Geifer, der aus dem Maul des Zyklopen troff. Nein, das war kein Mensch mehr, das war auch nicht ihr Vater, das war eine Bestie.
    »Du willst mich töten, nicht wahr?« keuchte sie.
    Der Zyklop nickte.
    »Dann… Dann tue es doch! Mach es!

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