0129 - Der Zyklop aus der Hölle
Gesicht voll und ganz.
Es saß mitten auf der Stirn.
Und es brannte im Licht der Hölle.
Das Monster öffnete den Mund. Wasser, Schleim und fauliger Geruch strömten Will Mallmann entgegen, dann hob das Monster eine Pranke und schlug wieder zu.
Will warf sich zur Seite.
Im nächsten Augenblick krachte eine Pistole.
Die ersten Kugeln klatschten neben dem Schädel in das dunkle Wasser, die nächste hieb gegen die Wange des Zyklopen, doch die Pranke wischte sie weg, als wäre sie nur ein lästiges Insekt.
Wachtmeister Nese hatte geschossen.
Er stand da mit zitternden Knien, hielt den Arm weit ausgestreckt und konnte seinen Blick nicht von der schrecklichen Horror-Gestalt wenden.
Dann drückte der Zyklop beide Pranken auf den feuchten Boden und stemmte sich aus dem Wasser.
Will und der Wachtmeister sahen es mit Entsetzen.
Mallmann federte hoch.
»Weg!« schrie er Nese zu, rannte hin und schlug mit der flachen Hand gegen dessen Schulter.
Der Wachtmeister begriff nicht. Er starrte wie hypnotisiert auf das aus dem Tümpel steigende Monster und ließ den rechten Arm mit der Waffe sinken.
»Schlafen Sie nicht ein!« brüllte Will den Polizisten an.
Der schüttelte nur den Kopf und schaute in das Zyklopenauge.
Dort veränderte sich etwas. Kalte Flammen schienen in seinem Innern zu rotieren, das Auge breitete sich aus und wurde noch größer. Ein ungewöhnliches Phänomen, mit dem es die beiden Männer zu tun hatten.
Nese stand wie ein Denkmal.
Bis es dem Kommissar zuviel wurde.
Hart schlug er Frank Nese ins Gesicht. Er hatte seine flache Hand gegen dessen Wange geklatscht.
Der Wachtmeister erwachte aus seiner Erstarrung. Ein Ruck ging durch seine Gestalt, er schaute den Kommissar an und nickte. »Ja, ich komme!«
Auf der Stelle machte Nese kehrt und rannte zusammen mit Mallmann davon.
Will schaute über die Schulter zurück. Das Monster stand am Tümpelrand, hatte sich gebückt und die fallen gelassene Maschinenpistole des toten Gangsters hochgehoben. Plötzlich hatte Mallmann Angst, daß der Zyklop schießen könnte, doch er schaute sich die Waffe nur kurz an und schleuderte sie dann in den Tümpel.
Wachtmeister Nese überholte den Kommissar sogar noch. Ihm stand der Schrecken im Gesicht geschrieben. Die Angst trieb ihn mit Riesenschritten auf das Boot zu.
Der Matsch spritzte auf, als die beiden Beamten durch den Sumpf wateten. Zum Glück lag das Boot noch an derselben Stelle und war nicht abgetrieben worden.
Frank Nese saß schon im Kahn, als Will Mallmann hineinsprang, so heftig, daß der Kahn fast kenterte.
»Lassen Sie den Motor an!« schrie der Kommissar.
Frank Nese zog heftig an der Schnur.
Und diesmal klappte es besser.
Allerdings lagen sie falsch. Kaum bekam das Boot Schub, da stieß der Bug weiter gegen das Sumpfgelände.
»Verdammt!« fluchte Will, nahm ein Paddel, drückte es in den feuchten Boden und stieß mit aller Kraft ab.
Sie kamen frei.
Der Polizist gab Vollgas, hielt auch das Ruder geschickter, so daß der Kahn sich drehte und wieder die offene Grasfläche ansteuerte.
Will Mallmann schaute zurück zum Ort des Schreckens. Er hatte beim besten Willen den Tod des Verbrechers nicht verhindern können. Das Monster war zu stark gewesen.
Der Zyklop verfolgte das Boot nicht. Er war stehengeblieben und hatte drohend den rechten Arm erhoben. Seine Haut schillerte bläulich. Pechschwarz und mit grünlichen Algen durchzogen hingen die Haare zu beiden Seiten seines gewaltigen Schädels herab. Der Zyklop hatte gewaltige Muskelpakete, stämmige Beine und dicke Arme. Um die Hüften trug er einen Lendenschurz.
Das Auge glühte weiterhin im düsteren Höllenfeuer, und unter dem Auge schimmerten hell die Zähne eines harten Gebisses.
Der Wachtmeister schaute fasziniert auf das Monster, so fasziniert, daß er sogar das Steuern vergaß.
Mallmann stieß ihn an. »Träumen Sie?«
Neses Kopf ruckte herum. »Entschuldigung, aber dieses Bild war einmalig…«
Mallmann wiegte den Kopf. »Ich könnte mir etwas Schöneres vorstellen, ehrlich.«
Der Wachtmeister lachte nur.
Die Gestalt wurde kleiner, und schließlich wurde sie von der Dunkelheit verschluckt. Abermals umgab die beiden Männer die Eintönigkeit des Moores. Monoton tuckerte der kleine Außenborder. Die beiden Männer wollten so rasch wie möglich diese finstere Stelle verlassen.
Der Kommissar dachte bereits darüber nach, wie er das Verschwinden des Killers erklären sollte. Dieses Monster würde ihm niemand abnehmen. Will
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