0129 - Nur über meine Leiche
unzurechnungsfähig erklärt zu werden?
Unsere medizinischen Sachverständigen würden ihn schon genügend durchleuchten. Wenn er nicht wirklich übergeschnappt war, konnte er die Psychiater nicht täuschen.
»Ich hoffe, dass Sie möglichst bald auf den Elektrischen Stuhl kommen, Brooter«, sagte ich.
»Das hoffe ich auch, Cotton. So wie ich jetzt lache, so werde ich noch auf dem Stuhl lachen. Und noch eins; vorläufig brauchen Sie sich gar keine Mühe zu machen, mich zu verhören. Von mir erfahren Sie vorläufig kein Wort. Sehen Sie zu, wie Sie fertig werden. Sie sind ja so ein berühmter G-man.«
Phil und ich, wir wandten uns wortlos ab.
***
Gegen elf Uhr saßen wir Pal Stafford, dem Abteilungsleiter der Bradley-Werke, in dessen Büro gegenüber.
»Ich habe die Listen schon durchgesehen, meine Herren«, sagte er. »Es sind über achtzig Leute, die infrage kommen.«
»Scheußlich viele«, erwiderte ich missmutig. Das konnte Tage dauern, bis wir sie alle unter die Lupe genommen hatten.
»Sind auch die Leute darunter, die krank sind und waren?«
»Ja«, erwiderte er.
»Schön«, meinte ich, »einen Teil können wir dann schnell ausscheiden. Unser besonderes Augenmerk müssen wir auf die Tage vom 8. Bis 17. dieses Monats richten. Wie viel bleiben da noch übrig?«
Mr. Stafford bewegt stumm die Lippen, als er die Listen durchging. Es dauerte einige Minuten, bis er sagen konnte:
»Immer noch genug, Mister Cotton. Neunzehn.«
»Na, großartig«, erwiderte ich. »Ich hatte mit mehr gerechnet.«
»Zehn Leute sind wieder im Werk«, erklärte der Abteilungsleiter. »Die anderen sind noch krank.«
»Phil, übernimmst du die Kranken?«
»Okay, Jerry.«
»Gut, dann werde ich mir die Herren ansehen, die im Werk sind. Sagen Sie, Mister Stafford, könnten Sie mir einen Raum zur Verfügung stellen, wo ich die Vernehmungen ungestört durchführen kann? Möglichst mit Telefon, um die Leute nacheinander antanzen zu lassen.«
»Ja, das lässt sich einrichten.«
Phil ließ sich die Adressen der kranken Betriebsangehörigen geben, dann schwirrte er ab.
Eine Viertelstunde später saß ich in einem Büro des Verwaltungsgebäudes der Bradley-Werke. Stafford hatte den Raum für mich freimachen lassen.
Das Zimmer enthielt einige Aktenschränke und einen Schreibtisch, hinter dem ich saß.
Ich wusste, dass mir eine schwere Aufgabe bevorstand. Aber ich wusste auch, dass unter diesen neun Männern drei Gangster waren, die es zu entlarven galt. Patricia Bradley musste aus den Klauen der Gangster befreit werden, bevor es zu spät war.
»Rex Wayning, Lagerausgeber, Elektrolyt-Kupferlager, Hausruf; 683«, so begann meine Liste.
Ich wählte die Nummer.
»El-Kupferlager.«
»Ich möchte den Lagerleiter Turner sprechen.«
»Am Apparat.«
»Okay. Hat Mister Stafford Sie schon hinsichtlich ihres Mitarbeiters Wayning informiert?«
»Yes, Sir. Habe eben den Anruf erhalten.«
»Okay, dann schicken Sie Mister Wayning bitte sofort zu mir. Verwaltungsgebäude, Zimmer 34.«
»Wird besorgt, Sir.«
»Danke.«
Ich legte ayf und wartete. Nach wenigen Minuten klopfte es an der Tür.
»Come in«, rief ich.
Rex Wayning war etwa vierzig Jahre alt. Er hatte ein Durchschnittsgesicht, war mittelgroß, kräftig und trug einen Arbeitskittel. Die Armei hatte er hochgerollt, und man konnte seine muskulösen Arme bewundern.
Er strich sich über sein rötliches Haar und blickte mich fragend an.
»Ich bin Cotton vom FBI«, sagte ich und fügte verbindlich hinzu:
»Nehmen Sie doch bitte Platz, Mister Wayning.«
Er drehte seine Mütze in der Hand
»Ja - was - was wollen Sie denn von mir?«
Er ließ sich langsam auf den Stuhl nieder. Er war blass geworden.
Sehr blass sogar.
Aber das ließ noch lange keine Schlüsse zu. Die meisten Leute werden blass, wenn sie das erste Mal in ihrem Leben mit der Polizei zu tim haben. Nun haben bei uns die drei Buchstaben FBI ja noch eine ganz andere Wirkung, als wenn man sagt: »City Police« oder »State Police«.
Well, dass der Lagerarbeiter Rex Wayning blass geworden war, brauchte also gar nichts zu bedeuten.
»Nachdem Sie erfahren haben, wer ich bin und welcher Polizeiorganisation ich angehöre, werden Sie sich natürlich so Ihre Gedanken machen, Mister Wayning«, begann ich.
»Allerdings«, gab der Mann zu. »Ich habe schließlich nichts verbrochen.«
»Schön«, sagte ich. »Ich habe das auch gar nicht behauptet.«
»Ja dann… Was wollen Sie denn von mir, wenn ich nichts verbrochen
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