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013 - Der Mann, der alles wußte

013 - Der Mann, der alles wußte

Titel: 013 - Der Mann, der alles wußte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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noch vor seinem vierundzwanzigsten Geburtstag zu verheiraten? Sie erinnerte sich plötzlich an John Minutes Bitte, ihre Entscheidung auf mindestens vierzehn Tage zu verschieben. Warum hatte er ihr plötzlich erzählt, daß sie zweihunderttausend Pfund von ihm erben würde? Zum erstenmal stiegen Verdacht und Argwohn gegen ihn in ihr auf.
    Die Western Counties Bank hatte in Piccadilly ausreichende Räumlichkeiten zur Verfügung, aber Frank besaß kein eigenes Büro. Sein großer Schreibtisch stand etwas entfernt von den Schaltern in einer Ecke und war an drei Seiten von einem Wandschirm mit eingelassenen Glasfenstern umgeben. Von seinem Sitz aus konnte Frank daher alle Schalter übersehen. Das war auch notwendig, weil er gelegentlich einen der Kunden identifizieren mußte, wenn größere Schecks kassiert wurden.
    Er kam kurz vor drei Uhr zur Bank zurück, und Mr. Brandon rief ihn sofort zu sich in sein Büro.
    »Heute kommen Sie aber spät von der Mittagspause zurück«, sagte er halb vorwurfsvoll.
    »Es tut mir leid, aber ich habe Miss Nuttall getroffen...«
    »Haben Sie neulich Mr. Holland aufgesucht?«
    »Ja. Das erstemal habe ich ihn nicht angetroffen, aber am nächsten Tag gelang es mir, ihn zu sprechen.«
    »Ist er ein Freund Ihres Onkels?«
    »Ich glaube nicht - aber warum fragen Sie danach?«
    Der Direktor nahm drei Schecks vom Tisch auf und reichte sie Frank, der sie genau betrachtete. Der eine über achthundertundfünfzig Pfund Sterling sechs Schilling war auf die Liverpool-Cotton-Bank ausgestellt, der zweite über einundvierzigtausendeinhundertvierzig Pfund Sterling auf die Bank von England, und der dritte lautete auf siebentausendneunhunderteinundneunzig Pfund Sterling vierzehn Schilling. Die drei Formulare waren mit ›John Minute‹ unterzeichnet und sämtlich auf Rex Holland ausgestellt.
    John Minute hatte die merkwürdige Gewohnheit, bei Zahlungen immer Schecks auf die drei Banken auszustellen, bei denen er sein Geld deponiert hatte. Der Scheck über siebentausendneunhunderteinundneunzig Pfund Sterling vierzehn Schilling war auf die Western-Counties-Bank gezogen.
    »Wenn wir diese Summe auszahlen, bleiben auf dem Konto noch genau fünfzigtausend Pfund zu Mr. Minutes Gunsten stehen.«
    Mr. Brandon schüttelte verzweifelt den Kopf über dieses sonderbare Geschäftsgebaren.
    »Kennt er Ihren Onkel?«
    »Wer?«
    »Mr. Rex Holland.«
    Frank runzelte die Stirn, als ob er nachdächte.
    »Ich kann mich nicht besinnen, daß mein Onkel jemals von ihm gesprochen hätte - doch, jetzt fällt mir ein, daß einer der ersten Schecks, den Mr. Holland hier einzahlte, von meinem Onkel ausgestellt war. Ich besinne mich genau auf die Sache. Er brachte damals einen Empfehlungsbrief mit der Unterschrift Mr. Minutes, und ich nahm an, daß die beiden in Geschäftsverbindung miteinander standen. Da mein Onkel es aber nicht liebt, außerhalb der Bank über geschäftliche Angelegenheiten zu sprechen, habe ich die Sache ihm gegenüber nicht erwähnt.«
    Mr. Brandon schüttelte wieder den Kopf.
    »Ich kann nur sagen, daß mir diese geheimnisvollen Transaktionen äußerst unsympathisch sind, Mr. Merril. Wie sieht Mr. Holland denn eigentlich aus?«
    »Er ist groß und geht sehr elegant gekleidet.«
    »Glattrasiert?«
    »Nein, er hat einen kurzgeschnittenen, schwarzen Spitzbart, aber meiner Meinung nach kann er nicht viel älter sein als achtundzwanzig. Als ich ihn das erstemal sah, kam er mir bekannt vor, und ich hatte den Eindruck, daß ich ihn schon einmal gesehen haben müßte. Ich glaube, er trug bei seinem ersten Besuch hier einen Klemmer. Auf der Straße habe ich ihn niemals getroffen, und er verkehrt wohl auch schwerlich in meinen bescheidenen Kreisen.«
    »Die Sache ist hoffentlich in Ordnung«, meinte Mr. Brandon immer noch skeptisch. »Auf jeden Fall werde ich versuchen, Mr. Rex Holland morgen persönlich kennenzulernen. Vorsichtshalber können wir uns ja mit Ihrem Onkel in Verbindung setzen, aber ich weiß schon im voraus, daß er furchtbar ärgerlich wird, wenn wir ihn in Geldsachen belästigen.«
    »Das glaube ich auch«, erwiderte Frank lächelnd. »Besonders heute. Soviel ich weiß, hat er die Absicht, am Nachmittag nach Paris zu fahren.«
    Fünf Minuten vor Schal ter schluß kam ein Bote durch die Schwingtür und gab einen Brief ab, der dem Direktor gebracht wurde. Gleich darauf trat Mr. Brandon an Franks Schreibtisch. »Sehen Sie einmal her.«
    Frank nahm das Schreiben, das an den Direktor gerichtet war, und

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