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0130 - Er zahlte mit seinem Blut

0130 - Er zahlte mit seinem Blut

Titel: 0130 - Er zahlte mit seinem Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Er zahlte mit seinem Blut
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langsam:
    »Rock, halt dich fest. Die Automarder, hinter denen wir seit ein paar Tagen her sind — weißt du, was die Burschen jetzt getan haben?«
    »Keine Ahnung!«
    »Sie haben heute mittag wieder einen Chrysler gestohlen. Aber in dem Chrysler saß diesmal ein Kind! Dein Kind, Rock!«
    Er sah mich an, als verstünde er Gott und die Welt nicht mehr. Wohl zwei Minuten lang herrschte Totenstille in unserem Office. Dann kroch ein krampfartiges Zucken in Rock hoch, stieg in die Kehle, und auf einmal löste sich ein schauriges Gelächter von seinen Lippen.
    Es hallte durch den Raum wie das mark- und beindurchdringende Lachen eines Irren…
    ***
    Wohl zwei Minuten lang herrschte Totenstille in unserem Office. Aber in diesen zwei Minuten schossen Rock Jeffers — oder vielmehr Mort Stephe, wie er wirklich hieß — mehr Gedanken durch den Kopf, als es ihm sonst manchmal in einer Stunde geschah.
    Moment mal, sitze ich jetzt in der Patsche? dachte er zuerst.
    Unsinn, nur nicht den Kopf verlieren! Das Kind ist neun Jahre oder so. Also sind neun Jahre vergangen. In neun Jahren ändern sich alle Menschen.
    Also, das kann mir nicht schaden.
    Verdammt, warum mußte ich auch diesen G-man umlegen? Ich begreife das heute selbst nicht mehr.
    Was bin ich für ein Mensch gewesen? Ich habe das Messer in seine Brust gestoßen, und ich habe nichts dabei empfunden. Gar nichts.
    Wieso eigentlich nicht?
    Weil ich seit meinem elften Lebensjahr immer getreten, schikaniert und mißhandelt worden bin?
    Damals in der Erziehungsanstalt war ein Wärter, der schlug mich täglich. Und manchmal bis ich blutete. Damals fing es mit mir an, glaube ich. Damals hätte ich ihm mit meinen Fingern zerfleischen können, wenn ich stark genug gewesen wäre.
    O ja, ich war ewig auf der Flucht, ewig verfolgt, ewig in Gefahr. Mal waren die Bullen hinter mir her, dann wieder ein Konkurrenzgang. Das war kein Leben. Mein Gott, ich habe ja niemals richtig gewußt, was das ist: Leben. Richtig leben. Ruhig vernünftig und wie ein normaler Mensch.
    Bis ich zu den G-men kam. Die haben keine großen Worte gemacht. Die haben mich einfach in ihre Gemeinschaft auf genommen. Für die war ich ein Kollege, und damit war es gut.
    Jerry hat sein Leben riskiert, um mich rauszuhauen. Er wäre genauso draufgegangen wie ich, wenn die Cops nicht früh genug gekommen wären. Und das alles habe ich nur kennengelernt, weil ich einen von ihnen umgelegt habe.
    Jetzt kann ich es nicht mehr ändern. Aber es sitzt mir in Herz und Kopf. Ich verstehe das nicht. Früher hat mir so etwas überhaupt nichts ausgemacht. Heute werde ich jede Nacht davon wach. Jede…
    Diese Welt muß verrückt sein. Jetzt stellt sich heraus, daß ausgerechnet mein Kumpan das Kind dieses…
    Ein krampfartiges Zucken kroch in ihm hoch. Es stieg in die Kehle und auf einmal löste es sich zu einem schaurigen, brüllenden Gelächter.
    ***
    »He, Rock!« sagte ich. »Beruhige dich doch! Ich begreife ja, daß es dir nahegeht. Aber wir können jetzt nur mit klarem Kopf weiterkommen! Rock, ich bitte dich, nimm dich zusammen!«
    Er stockte, stand auf und nickte.
    »Ja, ja«, sagte er, und seine Stimme klang fremd. »Ich bin gleich wieder da. Ich muß mal einen Augenblick an die Luft.«
    »Natürlich, Rock«, sagte ich. »Geh ruhig. Ich tue alles, was ich tun kann, darauf kannst du dich verlassen!«
    Er nickte nur. Langsamen Schrittes und wie unter einer schweren Last ging er zur Tür.
    Er fuhr mit dem Lift hinab ins Erdgeschoß und ging auf die Straße, Unschlüssig blieb er auf der untersten Stufe der Freitreppe stehen, überlegte eine Weile, dann ging er zurück. Er marschierte quer durch die Halle und betrat durch die Hintertür den Hof. Er suchte die Fahrbereitschaft auf und verlangte sofort einen Wagen zugewiesen.
    Er setzte sich ans Steuer, stieg wieder aus und verlangte vom Leiter der Fahrbereitschaft ein Telefonbuch. Später konnte sich der Leiter der Fahrbereitschaft daran-- erinnern, daß Rock unter dem Buchstaben C nachgesehen hatte. Er suchte anscheinend eine bestimmte Adresse, schien sie gefunden zu haben, nickte und gab dankend das Buch zurück.
    »Okay«, sagte er nur.
    Dann setzte er sich ans Steuer und fuhr los.
    Eine Viertelstunde später hielt sein Wagen vor einer großen Tankstelle. Rock stieg aus und knallte die Wagentür zu.
    Ein junger Tankwart spritzte auf ihn zu.
    »Wo ist der Boß?«-fragte Rock mit verschlossener Miene.
    »Da drüben im Bürogebäude«, erwiderte der Junge.
    Rock setzte sich in

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