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0132 - Der Schwarze Graf

0132 - Der Schwarze Graf

Titel: 0132 - Der Schwarze Graf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Joachim von Koblinski
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schob knirschend einen rostigen Riegel zurück. Wolken von Staub wirbelten auf, als die schwere Eichentür knarrend aufschwang. Aus dem geöffneten Schrank kippte langsam, unendlich langsam eine unförmige Gestalt nach vorne. Allein an den grauen Fetzen seiner Uniform war noch erkennbar, daß es sich um einen Carabinieri handeln mußte.
    Ansonsten gab es nichts mehr, was an Louis Walther erinnerte…
    Lancone zitterte so heftig, daß sein ganzer Körper in Bewegung war. Der kalte Schweiß rann ihm in die Augen und brannte höllisch, während seine bebenden Lippen ganz leise, unverständliche Sätze stammelten. Die weitaufgerissenen Augen traten förmlich aus ihren Höhlen. Das ganze Grauen entlud sich in einem langgezogenen Schrei.
    Blitzartig zuckte die Beretta hoch. Fünf, sechs Schüsse bellten auf. Lancone hatte - mehr instinktiv als aus Überlegung - das gesamte Magazin seiner Waffe auf Piecollo geleert und dabei auf Herz und Kopf gezielt, so gut ihm seine zitternden Finger dies noch erlaubt hatten. An den Stellen, an denen der Alte getroffen wurde, bildeten sich klaffende Wunden. Doch nach Sekunden schlossen sich die Wunden wieder, als hätte es sie nie gegeben. Mit gewöhnlichen Waffen war hier nichts auszurichten.
    »Willst du mich etwa töten, du Wurm?« donnerte die Bestie, und augenblicklich erhellte sich der goldgrüne Schimmer in dem gespenstischen Labor. »Dann höre«, grinste der Alte. »Ich bin Jean d'Alay, Träger und Hüter der gewaltigsten magischen Macht dieser Welt - des goldenen Amuletts, dem nichts zu widerstehen vermag.«
    Mit einem heftigen Ruck riß der Dämon das Hemd bis zur Brust auf. Im selben Moment wurde der Raum von einem unbeschreiblich grellen Schein erhellt; einem kalten, knisternden Licht. Das Letzte, was Marco Lancone zu sehen bekam, war die wabernde Glut des goldenen Amuletts, das Piecollo, der Graf Jean d'Alay, um seinen Hals trug.
    Und hätte der Carabinieri das Amulett Zamorras gekannt, wäre ihm die verblüffende Ähnlichkeit dieser beiden magischen Waffen sofort aufgefallen.
    Es zeigte seltsame, skurrile Symbole und Schriftzeichen. In seinem Mittelpunkt befanden sich zwei eigentümlich verschnörkelte Halbkreise…
    Nur noch wenige gab es, die diese uralten, geheimnisvollen Hieroglyphen entziffern konnten.
    Aber ihre furchtbare Wirkung bekam Marco Lancone jetzt am eigenen Leibe zu spüren. Er schrie gellend auf, ließ seine ohnehin völlig nutzlose Waffe zu Boden fallen und warf seine Hände blitzschnell wie schützend vor seine Augen, in denen glühende Dolche zu bohren schienen.
    Es war bereits zu spät.
    Die ungeheure Leuchtkraft des höllischen Amuletts hatte in Sekundenbruchteilen sein Augenlicht zerstört.
    Das kalte Flackern warf verzerrte Schatten an die kahlen Felswände, in denen Myriaden kleiner Kristalle irrlichternd funkelten.
    »Meine Augen! Um Himmels willen, meine Augen!« brüllte Lancone wie von Sinnen. Er streckte die Arme aus und versuchte verzweifelt, sich den Weg zum Ausgang zu ertasten. Aber es war nur noch der instinktive Selbsterhaltungstrieb, eine von vornherein zum Scheitern verurteilte Verzweiflungstat.
    Mit Jean d'Alay war derweil eine erstaunliche Veränderung vor sich gegangen. Seine vom Alter gebeugte Gestalt richtete sich auf, die runzelige Haut straffte sich wieder. Aus den schlohweißen, spärlichen Haarsträhnen wurde eine dichte, dunkelblonde Mähne. Schließlich erinnerte nur noch der Ausdruck der kalten, eisgrauen Augen an Francisco Piecollo. Das Schicksal Louis Walthers hatte ihm einen weiteren mächtigen Schritt nach vorne ermöglicht.
    Jetzt noch dieser Mann - dann war er, Jean d'Alay, durch keine Macht der Welt mehr aufzuhalten.
    Mit Hilfe des goldenen Amuletts würden die schrecklichen alten Zeiten wiedererstehen, Tod und Verderben mit sich bringend.
    Ein verächtliches Lächeln flog über die Lippen des Grafen. Noch war es ihm nicht gelungen, Zamorra zu vernichten. Doch das ließ sich nachholen, und zwar auf ganz besondere Weise. Die Burg verfügte über eine hervorragend bestückte Folterkammer…
    Aber noch einen Gegner galt es auszuschalten. Bei dem Gedanken an diesen Todfeind verzog sich das Gesicht des Grafen zu einer haßerfüllten Grimasse.
    Der Graf stieß mit jugendlicher, kräftiger Stimme eine Formel aus.
    Augenblicklich verharrte der Carabinieri in seinen Bewegungen. Er wirkte wie versteinert. Keinen Ton gab er mehr von sich. Die erloschenen Augen blickten wie in weite Ferne. Im Eingang der unterirdischen Hexenküche

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