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0132 - Der Schwarze Graf

0132 - Der Schwarze Graf

Titel: 0132 - Der Schwarze Graf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Joachim von Koblinski
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altersschwache Piper-Cherokee, so daß ihr vorläufig nächstes Ziel - Bozen - in ungefähr eineinhalb Stunden erreicht werden konnte.
    Die Wetterlage besserte sich zusehends.
    Während des Fluges lichteten sich die anfänglich noch dichten Wolken, und etwa fünfzig Kilometer östlich Monthey wurde eine wunderschöne Sicht auf das Alpenpanorama weit unter ihnen möglich.
    Einsame, sonnige Hochtäler tauchten auf; riesige, schneebedeckte Gletscher und Gipfelregionen von großartiger Wildheit zogen vorüber.
    Dann, schon in Italien, ragte das Massiv des Ortler in den blauen Himmel, des höchsten Berges der Ostalpen, der wegen seiner Unberechenbarkeit schon so vielen Alpinisten zum eisigen Grab geworden war.
    Schließlich kündigten die schroffen Zacken der Dolomiten, die am Horizont erschienen, das Ende der traumhaften Reise an.
    Der Flug war ein so herrliches Erlebnis, daß Nicole in ihrer Begeisterung die Probleme, die auf sie warteten, darüber vergaß. Alle Fragen, die sie Zamorra hatte stellen wollen, waren für den Moment zur Bedeutungslosigkeit herabgesunken.
    Der Parapsychologe jedoch konzentrierte sich bereits intensiv auf die bevorstehenden Schwierigkeiten.
    Und das war angebracht, denn sein Gegner war gefährlich. Höchst gefährlich.
    Zamorra rechnete im stillen sogar mit einem heimtückischen Angriff auf den englischen Piloten. Der Professor war jeden Moment darauf vorbereitet.
    Er behielt den Mann scharf im Auge.
    Auf jede verdächtige Veränderung in seinem Verhalten würde er augenblicklich reagieren.
    Doch es geschah nichts…
    Sanft ließ der Pilot die Maschine aufsetzen.
    Der junge Brite hatte gute Arbeit geleistet und erntete ein entsprechend dickes Lob von seinen beiden Passagieren.
    Sie waren in Bozen.
    Die Grenzformalitäten im kleinen Flughafenbüro waren leider nicht ganz so schnell erledigt, wie Zamorra sich das gewünscht hätte, denn der gutaussehende, schlanke Zollbeamte redete in schon fast südländischem Temperament auf seine beiden berühmten Besucher ein.
    Der Parapsychologe und seine hübsche Begleiterin waren ihm offensichtlich ein Begriff.
    Geduldig beantwortete Zamorra ihm seine teilweise recht persönlichen Fragen, gab dabei allerdings behutsam zu verstehen, daß er nicht allzuviel Zeit hatte.
    Der Beamte jedoch wollte sich die Gelegenheit, mit dem weltbekannten Gelehrten ein paar private Worte zu wechseln, anscheinend um keinen Preis entgehen lassen.
    »Wo soll's denn hingehen?« wollte er wissen.
    »Nach Borlezzo.«
    »Den sagenhaften Grafen jagen, Professore?« lachte der Zöllner. Zamorra wurde stutzig.
    »Den sagenhaften Grafen… wen meinen Sie denn damit?«
    »Na, Graf d'Alay. Oder kennen Sie die alten Legenden nicht?«
    »Erzählen Sie, Mann!«
    Gespannt hörte Zamorra zu. Bis ins Detail fand er bestätigt, was er bislang bereits wußte.
    Am liebsten hätte er sich selbst georfeigt.
    Das er nicht darauf gekommen war, den alten Märchen und Sagen dieser Gegend nachzugehen! Es steckten oft mehr Informationen darin als in den spärlichen schriftlichen Quellen. Er hätte sich vielleicht eine Menge Arbeit und Zeitaufwand sparen können.
    »Interessante Geschichte«, sagte Zamorra schließlich, lenkte das Gespräch aber sofort auf eine andere Ebene.
    Bereitwillig, und mit ausgesuchter Höflichkeit, gab ihm der Zollbeamte die Auskünfte, die er brauchte und die wichtig und zeitsparend waren.
    Der junge Mann warf Nicole noch ein paar feurige Blicke hinterher. Una bellissima Signorina!
    Nach einem ausgiebigen, trotz des Zeitdrucks in aller Ruhe genossenen Mittagessen, mietete Zamorra unverzüglich einen Wagen, einen leuchtendroten Alfa Romeo.
    Die letzte Etappe ihrer Rückreise nach Borlezzo, die beinahe ein so jähes Ende gefunden hätte, konnte beginnen.
    ***
    Ein wenig neidvoll stellte Marco Lancone fest, daß seinen jüngeren Kollegen die unheimliche Umgebung nicht sonderlich zu beeindrucken schien. Offenbar wurde dadurch eher seine Neugierde geweckt.
    Im Gegensatz dazu wuchs bei ihm selbst das Grauen fast von Sekunde zu Sekunde. Hier unten, wo seit Jahrhunderten kein Sonnenstrahl mehr die absolute Finsternis erhellt hatte, lag eine ständige, ungreifbare Bedrohung in der stickigen Luft.
    Ein eigenartiges Raunen und Wispern drang von überall her an seine Ohren; hinter jeder Biegung, in jedem Winkel lauerte der Schrecken. Er spürte ein heftiges Würgen in der Kehle. Panik drohte ihn zu ergreifen. Der Schweiß trat ihm aus allen Poren und legte sich wie eine zweite Haut auf

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