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0132 - Der Todesnebel

0132 - Der Todesnebel

Titel: 0132 - Der Todesnebel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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meinte Bill.
    Ich hob die Schultern.
    Diese Geste war bezeichnend. Was wußte ich schon? Woher kam der Nebel? Welch einen Ursprung hatte er? Keiner ahnte etwas, und auch die Einheimischen konnten mir nicht helfen.
    »Hast du die Waffen?« wandte ich mich an Suko.
    Der nickte. »Willst du den Dolch haben?«
    »Nein, Kreuz und Beretta reichen.« Bei dem Wort Kreuz fiel mir etwas ein, und ich wandte mich an den Pfarrer. »Sie haben doch hier ein großes Kreuz in der Kirche?«
    »Sicher.«
    »Holen Sie es.«
    »Wieso? Ich…«
    »Bitte!«
    Er schaute mich an, nickte und verschwand. Ich sah, wie er sich durch die Menge drängte.
    »Was hast du vor?« erkundigten sich Bill und Suko wie aus einem Munde.
    »Ich will sehen, ob das Kreuz den Nebel aufhält.«
    Die Freunde schwiegen.
    Leider konnte ich nicht sehen, wie weit der Nebel draußen schon vorgedrungen war. Die Fenster der Kirche lagen einfach zu hoch.
    Man hätte schon eine Leiter haben müssen.
    Aber die Kirchenbänke taten es auch. Links vom Taufbecken standen zwei kleine Betbänke an der Wand.
    »Faß mal mit an«, forderte ich Suko auf.
    Der Chinese begriff sofort. Wir hoben die Bank an. Zahlreiche Blicke begleiteten uns, als wir die Bank unter ein Fenster trugen und dort abstellten.
    Während Suko die Bank festhielt, kletterte ich hinauf. Das Fenster war lang und ziemlich hoch. Zudem hatte er gefärbte Scheiben, so daß es schwer war, nach draußen zu schauen. Ich hob meinen Körper noch etwas an, verlagerte das Gewicht auf die Zehenspitzen, kniff ein Auge zu und lugte durch einen helleren Spalt nach draußen.
    So konnte ich besser sehen.
    Der verfluchte Nebel hatte tatsächlich den Platz überschwemmt.
    Ich hatte das Gefühl, als würde die Kirche in einem gewaltigen wogenden Meer stehen.
    Und der Nebel wurde immer dichter. Er stieg ständig, kroch an den Mauern hoch und hatte schon fast die untere Seite des Fensters erreicht.
    Ein Wahnsinn.
    Ich sprang wieder nach unten.
    »Und?« fragte mich Suko.
    »Wir sind vom Nebel eingeschlossen«, erklärte ich.
    Ich hatte leise gesprochen, aber die anderen hatten mich beobachtet. Ein Mann rief: »Wir wollen wissen, was geschehen ist? Wo ist der Nebel? Hat er sich verzogen?«
    Lügen konnte ich nicht. Ich mußte ihnen die Wahrheit sagen, denn sonst hätten sie sich selbst überzeugt, was unter Umständen tödlich für sie gewesen wäre.
    »Der Nebel ist noch da!« rief ich. Meine Stimme hallte durch das kahle Kirchenschiff. »Niemand kann jetzt nach draußen. Wir müssen zusammenbleiben!«
    »Und wenn er in die Kirche kriecht?«
    Da wußte ich auch keine Antwort, hoffte jedoch, daß dies nicht eintrat.
    »Seien Sie ruhig!« rief der Pfarrer.
    »Sie können mir doch nicht das Wort verbieten!« schrie der andere zurück. »Wir sind Gefangene, wir werden vor die Hunde gehen. Da nützt auch diese Kirche nichts.«
    Bill und ich warfen uns warnende Blicke zu. Wenn dieser Kerl weiter Terror machte, konnte er unter Umständen eine Panik unter den Menschen auslösen. Das war das Allerletzte, was wir brauchen konnten.
    Ich stellte mich auf die Zehenspitzen, um besser sehen zu können. Doch dieser Krakeeler kam bei Pfarrer Dempsey gerade an die richtige Adresse. Der Geistliche stellte sein Kreuz zur Seite und schlug aus der gebückten Haltung heraus zu.
    Seine flache Hand klatschte in das Gesicht des Mannes, der zurückfuhr und sich seine Wange rieb.
    »Reicht das?« fragte der Pfarrer kalt.
    Der Mann schwieg.
    »Der Zorn der Gerechten geht oft unkomplizierte Wege«, erklärte der Pfarrer. Und zu den anderen gewandt meinte er: »Wir dürfen jetzt nicht den Mut verlieren, sondern müssen zusammenhalten, was immer auch geschehen mag.«
    Die Gemeinde, von dem schlagkräftigen Beweis ihres Geistlichen noch beeindruckt, nickte.
    Der Pfarrer nahm sein Kreuz auf und schritt in den hinteren Teil der Kirche, wo wir warteten.
    Man machte ihm respektvoll Platz.
    Vor uns blieb er stehen. Als er mein Lächeln sah, sagte er: »Ja, es ist so, Mr. Sinclair. In dieser Stadt gibt es gute und weniger gute Menschen. Gaylord war einer von den weniger guten. Hin und wieder muß ihn jemand in seine Grenzen weisen. Und warum nicht mal ein Pfarrer?«
    Ich dachte daran, daß mich während meiner Kindheit auch immer unser Pastor verhauen hatte und nickte. »Ja, das muß wohl mal sein«, erwiderte ich.
    Das Kreuz nahm ich dem Geistlichen aus der Hand.
    Es hatte sein Gewicht. Aus der Entfernung gesehen, schaute es gar nicht so stabil aus, aber man hatte es aus

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