0132 - Der Todesnebel
hinzufügen, doch der Pfarrer mischte sich ein.
»Was ist das?« flüsterte er. Er schaute dabei zu Tür.
Bill, Suko und der alte Zybbak wandten ebenfalls den Blick. Und jeder von ihnen sah, wie der von innen im Schloß steckende Schlüssel herumgedreht wurde.
»Mein Gott, der Nebel ist in der Kirche«, hauchte der Geistliche.
Sofort waren Bill und Suko gespannt. Blitzschnell zog der Chinese die Dämonenpeitsche, schlug einmal einen Kreis über den Boden, und die drei Riemen rollten aus der Öffnung.
Bill holte die Beretta hervor.
»Eine Pistole?« fragte der Pfarrer. »In der Kirche?«
»Ja, sie ist mit geweihten Silberkugeln geladen.«
Der alte Zybbak wich zurück. Er zitterte am gesamten Körper, streckte den Arm aus und deutete auf einen feinen Nebelstreifen, der unter der Türritze hergedrungen war und sich wie eine Schlange über den Boden wand.
Die Männer standen einen Moment lang starr.
Was sollten sie tun? Schießen? Das hatte keinen Sinn, sie konnten mit einer Kugel keinen Nebelfetzen vernichten.
Dieses verständliche Zögern wurde dem alten Zybbak zum Verhängnis.
Blitzschnell bewegte sich der Nebelfetzen voran, erreichte den Alten, glitt daran hoch und direkt in seinen offenen Mund hinein.
Zybbak würgte.
Auf einmal schien er zu wachsen, er stellte sich auf die Zehenspitzen, seine Augen traten aus den Höhlen, und die Zähne klapperten aufeinander.
Der Pfarrer wankte zurück, während er Kreuzzeichen schlug. Er konnte das Grauen nicht fassen. Zum Glück deckte das große Taufbecken sie gegen die Blicke der übrigen Menschen. Sie bekamen nicht mit wie Zybbak plötzlich stehenblieb, den Mund aufriß und mit veränderter Stimme zu sprechen begann.
Dumpf und hohl drang es aus seinem Mund hervor. »Ihr habt uns damals die Hilfe verweigert«, sagte er. »Und dafür werden wir uns rächen. Unser Schiff ist versunken, doch unsere Seelen haben wir dem Teufel verschworen. Sie vereinigten sich mit den Nebelgeistern, die jetzt unsere Schutzpatrone sind. Wir hatten Zeit, wir warteten, bis ein Mann kam, der sich zum Anführer unserer Rache aufschwang und der Herr des Schreckensnebels geworden ist.«
»Wer ist es?« wollte Bill wissen.
»Dr. Tod!«
Da war es heraus. Beide, Bill und Suko, konnten nicht vermeiden, daß ihnen eine Gänsehaut über den Rücken lief. Wieder einmal hatte Dr. Tod, alias Solo Morasso, seine Hand im Spiel. Er mußte von diesem Fluch erfahren haben, und dank seiner Fähigkeiten hatte er dafür gesorgt, daß der Nebel erschien.
»Ist er hier?« wollte Bill wissen.
»Er wartet auf dem Meer!«
Das muß John wissen, dachte der Reporter, doch zuvor hörte er Zybbak weiter zu.
»Wir sind da, wir kommen. Wir holen uns die Opfer. Eins nach dem anderen. Unser Kapitän, Gerard de Lorca, wird sich schrecklich rächen. Er ist unterwegs und kommt mit dem Nebel. Er wird auch in die Kirche eindringen und sie zerstören. Wir sind da. Wir sind da!« Die letzten Worte brüllte er, und sie hallten als düsteres Echo innerhalb des Kirchenschiffes wider.
Jetzt wurden auch die übrigen Menschen aufmerksam. Sie sprangen auf. Panik drohte.
»Kümmern Sie sich um die Leute!« schrie Bill dem Pfarrer zu, der sofort loslief.
Bill und Suko aber blieben bei dem alten Zybbak. Und der veränderte sich.
Seine Gesichtsfarbe löste sich buchstäblich auf. Dafür überzog ein grauer Film die Haut.
Grau wie Stein…
Aus Zybbak wurde ein Monster. Ihn hatte die Rache der Nebelgeister voll getroffen.
»Schlag zu!« schrie Bill.
Es gab keinen anderen Weg. Das sah auch Suko ein. Er hob die Dämonenpeitsche und hieb die drei Riemen gegen den steinernen Kopf des Dämonendieners.
Die Wucht des Treffers schleuderte den alten Zybbak bis gegen das Taufbecken. Er stieß sich hart den Rücken, riß seine Augen weit auf und brach langsam in die Knie. Gleichzeitig begann sich sein Kopf aufzulösen, er zerfiel zu grauer Asche, und nur der Torso blieb liegen.
Wieder ein Opfer, dachte Bill.
In der Kirche schwemmte die Angst der Menschen über. Zahlreiche Augen hatten mitbekommen, was in der Nähe des Taufbeckens geschehen war. Die mörderische Nebelpest befand sich also auch schon im Gotteshaus. Und das erschreckte die Flüchtlinge.
Der Pfarrer hatte seine Mühe und Not, die Leute zu beruhigen.
Sie wollten einfach nicht. Viele hatten sich auf die Knie geworfen, und den Kopf in den angewinkelten Armen vergraben. An den kahlen Wänden hallten die Stimmen zurück.
Suko probierte es noch einmal an der Tür. Sie war
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