Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0132 - Wir und der Raketenprofessor

0132 - Wir und der Raketenprofessor

Titel: 0132 - Wir und der Raketenprofessor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wir und der Raketenprofessor
Vom Netzwerk:
ruhig wie in einer Kirche.
    »Was willst du trinken?«, fragte ich.
    Dolly, deren Hand immer noch zitterte, holte tief Atem.
    »Bestell mir einen Scotch und eine Tasse Kaffee.«
    Ich bestellte für uns beide und wartete ein paar Minuten, bevor ich fragte:
    »Du musst mir einiges erklären. Erstens: Warum bist du ohne Abschied ausgerückt? Zweitens: wer waren die beiden Kerle und was wollten sie von dir?«
    Sie zögerte unmerklich, bevor sie antwortete.
    »Es wurde mir plötzlich schrecklich schlecht. Ich hatte nur den einzigen Wunsch, so schnell wie möglich an die Luft zu kommen. Als ich draußen war, lief ich einfach los. Ich habe mit einer Freundin der 45. Straße 470 verabredet, dass ich heute Nacht bei ihr schlafe. Da wollte ich hin, und dann packten mich plötzlich die zwei Kerle und zerrten mich in den Torweg.«
    »Und warum?«
    »Sie nahmen meine Tasche weg und als sie sahen, dass ich darin nur 45 Dollar hatte, waren sie nicht zufrieden. Sie dachten eben, ich hätte den Rest irgendwo versteckt.«
    »Merkwürdige Räuber sind das«, meinte ich. »Welche Frau, die eine Handtasche bei sich trägt, versteckt dann ihr Geld an einem anderen Platz.«
    »Ich zum Beispiel«, antwortete sie triumphierend, griff in den Ausschnitt ihres Kleides und holte ein kleines Ledertäschchen heraus, das sie aufklappte.
    Darin steckten mindestens zweihundert Dollar.
    »Die Kerle müssen das doch gewusst haben«, meinte ich. »Hast du das Ding denn irgendwann herausgenommen?«
    »Ja, als ich gerade hier angekommen war«, sagte sie stirnrunzelnd. »Ich hatte kein Geld mehr und holte einen Fünfziger heraus. Das muss jemand gesehen haben.«
    »Dann müsste er aber auch gesehen haben, wo du das Täschchen trugst. Er brauchte doch dann nicht zu fragen.«
    »Ich weiß es nicht. Jedenfalls ist meine Tasche zum Teufel. Die Kerle haben sie mitgenommen.«
    »Hattest du sonst noch etwas von Bedeutung drin?«
    »Nein, nur was man so braucht.«
    »Der Verlust tut mir leid, aber du hättest ja nicht einfach auszukneifen brauchen«, sagte ich mit vorwurfsvoller Stimme. »In dieser Gegend läuft keine Frau zwischen zwei und drei Uhr nachts allein auf der Straße herum und es gibt keine größere Dummheit, als Fremden zu zeigen, dass man Geld hat.«
    »Du hast Recht«, meinte sie bedrückt.
    Ein Mann im Smoking und mit einem zwar gut rasierten, aber unverkennbaren Gaunergesicht trat an den Tisch.
    »Der Herr wird draußen von einem Polizisten verlangt«, sagte er und blickte mich an, als sei ich Al Capone.
    »Einen Augenblick.« Ich nickte Dolly zu und war im Begriff hinauszugehen, als der Geschäftsführer mich am Ärmel fasste.
    »Wollen Sie nicht erst bezahlten?«
    »Keine Sorge«, antwortete ich lachend und machte mich los. »Wenn die Cops mich mitnehmen, so bezahlt die Dame.«
    Jetzt musste auch Dolly lächeln.
    »Es stimmt. Ich habe den Herrn sowieso eingeladen.«
    Ich konnte gerade noch sehen, wie der Bursche im Smoking dumm aus der Wäsche guckte, und dann war ich draußen.
    »Was gibt’s?«, fragte ich den Cop an der Eingangstür. »Sprechen Sie leise. Es muss nicht jeder zuhören, worüber wir reden.« Ich hatte gemerkt, dass der Geschäftsführer uns gefolgt war.
    »Wir haben die Tasche der Dame gefunden«, sagte er. »sie war aufgegangen, aber wir haben das Zeug wieder aufgesammelt. Es sind auch fünfundvierzig Dollar dabei«. Dann holte er erst ein paar tiefe Atemzüge. »Wir haben auch den einen Gangster gefunden. Er lag hinter der Mauer und war tot. Er hat einen Brust- und einen Kopfschuss.«
    »Und damit soll er noch über die Mauer geklettert sein?«, fragte ich.
    »Das kann ich mir auch nicht erklären. Vielleicht hat ihn der andere mitgeschleppt.«
    »Ausgeschlossen. Dazu hatte er gar keine Zeit, und warum sollte er das auch schon getan haben?«
    »Vielleicht«, meinte der Cop und legte den Finger an die Nase, »vielleicht hatte er nur den Brustschuss und kam damit noch gerade über die Mauer. Es wäre nicht das erste Mal, dass ein Gangster seinen Kumpanen umlegt, wenn er fürchtet, der könnte etwas ausplaudem.«
    »Bei Gott, ich glaube, Sie haben Recht. Und wo ist der Bursche jetzt?«
    »Er liegt noch dort und einer unserer Leute passt auf. Ich bin hierher gefahren, weil uns jemand sagte, Sie seien in diesen Laden gegangen.«
    »Warten Sie auf mich. Ich komme gleich wieder. Ich will mir den Toten ansehen.«
    Ich gab Dolly ihre Tasche.
    »Da hast du Glück gehabt. Nicht einmal die fünfundvierzig Dollar fehlen. Aber jetzt

Weitere Kostenlose Bücher