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0133 - Der Mumienfürst

0133 - Der Mumienfürst

Titel: 0133 - Der Mumienfürst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Joachim von Koblinski
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bekommen.«
    Zamorra verdrehte die Augen. »Wie rücksichtsvoll du doch bist!« seufzte er.
    Nicole lachte, gab ihm einen Kuß und war so schnell im Zimmer verschwunden, daß er keine Zeit mehr hatte, etwas zu sagen.
    »Kleines Luder«, murmelte er und ging.
    ***
    Am kommenden Tag führte Professor Zamorra zwei lange Gespräche mit Ruiz. Ausschließlich über die Inkas und ganz speziell über jene Zeit, in der Topa Inka und Pachachuti gelebt hatten.
    Nicole war zeitweise dabei, aber überwiegend lag sie hinter dem Haus in der Sonne.
    Am Nachmittag kamen zwei Männer und eine Frau. Ruiz stellte sie Zamorra vor. Es waren zwei Väter und eine Mutter, und alle drei hofften, etwas über das Schicksal ihrer verschwundenen Töchter zu erfahren. Zamorra und Ruiz wechselten verständnisvolle Blicke miteinander und beschränkten sich darauf, die Besucher zu trösten. Mit keinem Wort erwähnte einer der beiden etwas von dem, was Zamorra und Nicole erlebt hatten.
    »Was hätte man ihnen auch sagen sollen?« meinte Ruiz, nachdem die drei gegangen waren. »Die Wahrheit? Wahrscheinlich würden sie das alles nicht verstehen. Wissen Sie, die Leute hier sind abergläubisch. Obwohl sie Christen sind. Der Padre kann machen, was er will, das, was in diesen Menschen tief verwurzelt ist, kann er nicht abtöten. Er weiß, daß sie ihren heidnischen Glauben einfach übertragen haben - auf ihre heutige Religion, zu der die Spanier seinerzeit ihre Vorfahren bekehrt haben.«
    Zamorra nickte nachdenklich. Die Kirche lehrte die Leute, daß es keine Geister und Dämonen gäbe, aber sie sah auch zu, daß die Menschen an den alten heidnischen Bräuchen hingen. Zamorra ging diese Toleranz etwas zu weit. Er war der Ansicht, daß vieles anders wäre, wenn die Kirche weniger nachgiebig wäre. Wer an Geister und Dämonen glaubt, ist in dieser Hinsicht leicht beeinflußbar. Er kannte wissenschaftliche Abhandlungen, die sich mit solchen Phänomenen beschäftigen. Es gibt Tagträume. Es gibt Nachtträume. Und Menschen können Pläne träumen, haben telepathische Visionen. Auf dieser Welt gibt es viele Wirklichkeiten. Und unwirkliche erscheinende Dinge, die oftmals nicht zu erklären sind. Menschen können diese Dinge am Tage erleben, genausogut aber auch nachts, wenn sie schlafen. Viele Rätsel hat die Parapsychologie zu deuten und zu lösen vermocht, aber bei weitem nicht alle. Ob das überhaupt jemals möglich sein wird, steht in den Sternen.
    Etwas beschäftigte Zamorra: In der ersten Nacht hatte es für ihn eine astrale Projektion gegeben. Das war eine Tatsache, die real im wahrsten Sinne des Wortes war. Und die Macht Pachachutis hatte es geschafft, Nicole an seinem Dialog mit ihm teilnehmen zu lassen - für Professor Zamorra Neuland. Bisher war das noch nie möglich gewesen. Um so weniger, da Nicole noch nicht soweit war, ihren physischen Körper vom astralen zu trennen. Aber nicht dieses Problem beschäftigte ihn, sondern etwas völlig anderes. Die Frage nämlich, wie Pachachuti es fertiggebracht hatte, ihn und Nicole in den Sonnentempel zu transportieren. Zamorra war fest davon überzeugt, daß sie beide sich wirklich dort befunden und nicht etwa geträumt hatten. Hypnotischen Einfluß schloß er ebenfalls aus. Nicole allerdings war ein leichtes Medium und schnell in Trance zu versetzen. Vorausgesetzt, der Hypnotisierende besaß genügend Kraft. Anders war es mit ihm selber. Professor Zamorra war nicht in Hypnose zu versetzen. Dagegen war er gefeit, besaß zu starke Abwehrkräfte, die sofort in Aktion traten, wenn das Hirn ein entsprechendes Signal erhielt.
    Er wußte nicht, auf welche Weise sie beide in das Gewölbe gekommen waren, er wußte lediglich, daß sie sich dort befunden hatten. Und er hoffte, hinter dieses Geheimnis zu kommen.
    Immerhin wußte er von Ruiz, daß Pachachuti und Topa Inka über ungeheure Macht verfügt hatten. Kräfte, die sie rücksichtslos gegeneinander und gegen ihre Untertanen ausgespielt hatten.
    Wie es schien, tobte der Machtkampf auch heute noch zwischen ihnen. Jedenfalls sah Ruiz es so. Wenn es so war, konnte es Zamorras Ansicht nach gelingen, Inez und die Mädchen, sofern sie noch lebten und noch nicht in Untote verwandelt worden waren, zu retten.
    Allerdings würde es nicht genügen, die beiden Mumienfürsten gegeneinander auszuspielen. Denn jeder von ihnen mußte bestrebt sein, so hatte Ruiz es erklärt, dem Sonnengott Menschenopfer zu bringen.
    Professor Zamorra, der stets nach der jeweiligen Situation zu

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