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0133 - Der Mumienfürst

0133 - Der Mumienfürst

Titel: 0133 - Der Mumienfürst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Joachim von Koblinski
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entscheiden pflegte, beschloß, erst einmal abzuwarten. Sollte sein Amulett versagen, würde er seine anderen Waffen einsetzen. Er hoffte, daß die eine oder andere wirken würde. Vorauszusehen war so etwas nie.
    Professor Ruiz war wie elektrisiert gewesen, als Zamorra ihm das Tempelgewölbe beschrieben hatte.
    »Großer Gott«, hatte er gesagt, »wissen Sie, was Sie entdeckt… nein, nein, so kann man es nicht ausdrücken… was Sie gesehen haben? Einen der Sonnentempel. Von ihm gibt es Zeichnungen, die man in Machu Picchu gefunden hat.«
    »Na gut«, war Zamorras Erwiderung gewesen. »Und?«
    »Und? Das ist eine Sensation! Man hat diesen Tempel gesucht! Aber er wurde nie gefunden!«
    Zamorra war weniger beeindruckt als Ruiz. »Bien, wir haben ihn gesehen, sind sogar drinnen und Gäste von Pachachuti gewesen. Aber wo ist dieser Tempel? Ich befürchte, niemand wird ihn jemals finden. Und was ist mit dem Kleid, das Nicole plötzlich trug?«
    Das, was Ruiz nach eingehender Untersuchung festgestellt hatte, war eine kleine Sensation.
    Das bunte Inka-Kleid war nach einer Methode gewebt worden, die man nur noch aus Büchern kannte und die nicht mehr angewandt wurde. Ruiz hatte einige chemische Reaktionen versucht und behauptet, auch die Farben, mit denen die Wolle gefärbt worden war, gäbe es heute nicht mehr. Und doch war das Kleid neu, wie eine Analyse der Wolle ergab. Keinesfalls konnte es aus der Zeit stammen, in der Pachachuti Oberster Inka gewesen war.
    Alles, was Zamorra nun wußte und erlebt hatte, war so rätselhaft, so irreal und für jeden normalen Menschen so unwahrscheinlich, daß er glaubte, keins dieser Rätsel jemals lösen zu können.
    Der kommende Abend sollte ihm neue Rätsel aufgeben…
    ***
    Professor Zamorra und Nicole Duval waren wieder in die Berge hinaufgefahren. Diesmal hatten sie außer warmer Kleidung und seinem Koffer nichts weiter mitgenommen. Außer Handscheinwerfern und Klappstühlen.
    Der Abend war überraschenderweise nicht so kühl wie der vorherige. Am Himmel zeigte sich keine Wolke. Noch war der Mond nicht aufgegangen. Nicole war nicht weniger gespannt als Zamorra. Beide fieberten vor Erwartung, aber weder er noch sie zeigten es gegenseitig.
    Sie saßen auf den Stühlen, rauchten und schwiegen. Minute um Minute verrann, aus Minuten wurde Stunden.
    Als der Mond über den Bergen auftauchte, wurde Nicole unruhig. Es war, als ahnte sie das Kommando.
    »Sei nicht so zappelig«, meinte Zamorra.
    Sie lachte nervös.
    »So? Da soll man nicht nervös werden, Chéri?! Wir beide haben ja schon eine Menge erlebt, aber das hier… Ich weiß nicht, ich hab’ ein ziemlich komisches Gefühl.«
    »Kann ich verstehen«, gab Zamorra zurück. Er sah auf die Uhr. »Hm, wenn die Herrschaften pünktlich sind, werden wir nicht mehr lange zu warten brauchen.«
    Nicole sprang auf, rannte einige Schritte vor, dann wieder zurück, blieb vor ihm stehen.
    »Bon Dieu«, stieß sie hervor, »wie ruhig du doch bleiben kannst! Ich versteh’ das nicht.«
    Zamorra erhob sich, achtete nicht darauf, daß das Stühlchen umfiel, nahm Nicole in die Arme und meinte:
    »Aber Liebling! Wieso diese Angst? So was kenne ich ja an dir gar nicht. Ich kann mich erinn…« Er brach ab, denn urplötzlich senkte sich dichter Nebel auf sie herab.
    »Chéri!« rief Nicole Duval halblaut. »Ich glaube, jetzt ist es soweit!«
    »Das befürchte ich auch!« Zamorra preßte Nicole fest an sich, als wieder dieses Dröhnen, Bersten und Brechen einsetzte, als der Boden unter ihnen zu zittern begann.
    Wiehern erklang, dann wurden Pferdeköpfe sichtbar, die sich langsam aus dem sich grünlich verfärbenden Nebel herausschälten.
    »Mein Gott«, stöhnte Nicole Duval in Professor Zamorras Armen, »ich… ich…«
    »Still, Liebling«, beruhigte er sie, versuchte es jedenfalls, aber sie zitterte so sehr, wie er es noch nie bei ihr erlebt hatte.
    Jetzt sahen sie auch die Kapuzenreiter, und das Spiel vom Abend zuvor wiederholte sich.
    Die sechs reitenden Mumien zogen einen Kreis um sie, verengten ihn mehr und mehr, und schließlich wurde es dunkel um Zamorra und Nicole.
    Diesmal kam der telepathische Befehl, in den Tempel zu kommen, nicht von Pachachuti, wie Zamorra und Nicole erkennen mußten, als sie vor dem Thronsessel standen.
    Vieles war anders. Der Sessel war größer, wuchtiger, prächtiger als der, auf dem Pachachuti gesessen hatte. Die Mumien an der Wand, es waren insgesamt zwölf, trugen keine Kutten, sondern eine Art Rüstung. Beinschienen,

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