0133 - Der Mumienfürst
Augen der Bestien glühten, die langen Zungen hechelten.
Nicole Duval und die beiden Mumien waren verschwunden, als Zamorra einen Blick zur Seite wagte. Er unterdrückte einen Fluch, griff dann aber in die Tasche, holte das Amulett hervor, hielt es den Bestien vor die Köpfe.
Sie reagierten nicht. Der Mumienfürst lachte. Dann rief er wieder einige Worte in der Zamorra unbekannten Sprache, und die Schlangen mit den Jaguarköpfen glitten ein Stück zurück, ringelten sich zusammen, richteten die Blicke ihrer Augen auf Zamorra.
»In zwei Tagen ist Neumond, Fremder!« Zamorra drehte sich langsam um, sah Topa Inka an.
»Das weiß ich.«
»Ich werde die fünf Mädchen dem Sonnengott opfern, Fremder! Nicht Pachachuti! Wer es zuerst schafft, dem schenkt Inti das ewige Leben in seinem Reich. Die Zeit ist um, Fremder! Nur einer kann auf ewig in Intis Reich einziehen. So war es von ihm bestimmt. Nun ist der Zeitpunkt gekommen, an dem es sich entscheiden wird. Und ich werde der Auserwählte sein! Mit Hilfe der Frauen! Ich muß dir danken, daß du mir die fünfte zugeführt hast.«
Während Topa Inka sprach, hatte Zamorra sein Hochspannungsgerät fertiggemacht und sich den Handschuh übergestreift. An seinem Ende befanden sich Kupfer-Elektroden, die mit einem Kabel verbunden waren. Es endete in einem kleinen Kasten, den Zamorra in der Tasche hatte. Ihm selber konnte nicht viel passieren, Kabel und Handschuh waren isoliert. Bisher hatte der hochgespannte Strom noch immer seine Wirkung gezeigt, bei Untoten, Dämonen und Vampiren. Er wollte es versuchen und hoffte, daß die Schlangen darauf ansprachen. Topa Inka würde dann erkennen müssen, daß er auch eine gewisse Macht besaß.
Topa Inka hatte wohl bemerkt, daß Zamorra den Handschuh angezogen hatte, aber offenbar sah er darin nichts Gefährliches. Eine Minute später allerdings sollte er erkennen, daß Zamorra nicht so leicht zu besiegen war.
Professor Zamorra wußte nicht, wie der Befehl lautete, den die beiden Schlangen von Topa Inka erhielten, sah jedoch an ihren Bewegungen, daß sie ihn entweder in ihre Gewalt bringen oder ihn töten sollten.
Mit der Linken schaltete er das Gerät ein, streckte die Rechte vor.
Eine der beiden Schlangen schoß auf ihn zu. Als der Kopf vorzuckte, prallte die Nase gegen Zamorras Hand.
Die Schlange stieß heiseres Gebrüll aus, als der Strom durch den Körper fuhr. Topa Inka war aufgestanden, stand vor seinem Thronsessel. In seinen Augenhöhlen flackerte es, und es schien, als könnte er das, was sich vor ihm abspielte, nicht begreifen.
Der Jaguar köpf verwandelte sich in eine wabernde Masse, der Schlangenleib zuckte konvulsivisch und begann rot zu glühen. Sekunden später lag nur noch Asche auf dem Tempelboden.
Der zweiten Schlange erging es genauso. Sie näherte sich von der Seite, doch Professor Zamorra hatte sich sofort nach ihr umgedreht, als er sah, daß er Erfolg hatte.
Langsam trat er zurück, blickte auf die beiden in Asche verwandelten Bestien, dann wanderte sein Blick hinüber zu Topa Inka.
»Du siehst, daß auch ich Macht besitze!« sagte er. »Ich werde die Mädchen aus deiner Gewalt befreien, Topa Inka!«
Er bekam keine Antwort. Um ihn herum wurde es jäh dunkel. Als er dann wieder zu sich kam, befand er sich neben dem Jeep.
Zamorra wußte nicht zu sagen, was geschehen war, wie er wieder nach hier gekommen war. Nicole hatte er in Topa Inkas Gewalt zurücklassen müssen. Aber er würde sie zurückholen… und die anderen Mädchen befreien.
Das Gerät war noch eingeschaltet. Er legte den kleinen Schalter um, setzte sich und dachte nach.
***
Professor Zamorra wußte von Ruiz, daß Pachachuti und Topa Inka erbitterte Feinde waren. Oder gewesen waren? Immerhin schien es so, als hätte sich diese Feindschaft bis auf den heutigen Tag gehalten.
In zwei Tagen war Neumond. Und die Zeit, zu der die alten Inkas dem Sonnengott Menschenopfer darbrachten. Bis dahin blieb ihm Zeit, Topa Inka hatte es ihm deutlich zu verstehen gegeben.
Nun überlegte er, wie er den Tempel finden konnte. Mit normalen Methoden war es nicht zu erreichen, das hatte er längst einsehen müssen. Blieben nur die Astral-Projektion und der Versuch, sich dabei mittels Telepathie mit Nicole in Verbindung zu setzen. Es wäre nicht das erste Mal, aber hier bestand die Gefahr, daß Topa Inka Nicoles Willen ausgeschaltet hatte.
In diesem Fall würde es schwierig sein, sich mit Nicole zu verständigen. Auf jeden Fall mußte er den Tempel finden, und er
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