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0133 - Der Mumienfürst

0133 - Der Mumienfürst

Titel: 0133 - Der Mumienfürst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Joachim von Koblinski
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preßte ihren zitternden Körper an sich.
    »Sei still, Liebling! Es passiert nichts! Ah, da sind sie…!«
    Nebelschwaden wallten vor ihnen auf. Sie waren milchig-weiß, als ob sie von innen angestrahlt würden. Zamorra pries seinen Einfall, vorhin seine Hilfsmittel und Geräte eingesteckt zu haben. Auch das silberne Amulett trug er.
    Es war ein gespenstischer Anblick, der sich ihnen bot. Aus dem Nebel tauchten sechs Reiter in roten Kutten auf. Nicole unterdrückte einen angstvollen Schrei, als sie die Gesichter sah, in denen die Augen rot glühten.
    Die reitenden Mumien zogen einen immer enger werdenden Kreis um Zamorra und Nicole Duval. »Keine Angst, Chérie«, murmelte Zamorra.
    »Du hast gut reden«, gab sie zurück. »Bon Dieu, ist das grauenhaft!«
    Eins der Pferde stieß Zamorra mit dem Kopf gegen den Rücken. Fast gleichzeitig vernahmen beide den telepathischen Befehl mitzugehen.
    Nicole preßte sich noch fester an Zamorra. »Ich habe Angst!« sagte sie. Es war eigentlich nur geflüstert, und doch hatten beide den Eindruck, als hätte sie durch ein elektronisch verstärktes Megaphon gesprochen, so laut war ihre Stimme gewesen.
    »Tun wir, was er verlangt!« sagte Zamorra.
    Nicole lachte in einer Art von Galgenhumor. »Bleibt uns denn was anderes übrig?«
    Dann schaltete ein weiterer Befehl ihr Erinnerungsvermögen aus. Jedenfalls wußten sie später nicht zu sagen, wie sie in den Sonnentempel gekommen waren.
    Plötzlich waren die reitenden Mumien nicht mehr da, und sie beide standen in dem Gewölbe, das nun durch Fackeln erhellt wurde. Vor dem Altar standen die drei Mädchen aus Urubamba. Alle drei trugen bunt bestickte, bis zum Boden reichende Gewänder und hoben nach indianischer Art die Hände zur Begrüßung.
    Schon wollte Zamorra eine ähnliche Geste machen, da waren die drei jäh verschwunden. Statt dessen standen sechs Mumien um sie herum, diesmal nicht in roten Kutten, sondern in prächtigen, goldverzierten Talaren. Statt der Kapuzen trugen sie Brokatkappen, Als eine der Mumien die Hand hob, um Nicole zu berühren, zuckte diese entsetzt zurück. Ihr Blick haftete auf dem zerstörten Gesicht, richtete sich dann auf die Hand und den Arm. Stellenweise waren Knochen und Muskelstränge zu sehen. Das Antlitz der Mumie verzog sich, fast schien es, als lachte sie.
    Dann tippte der vertrocknete Zeigefinger gegen Zamorras Brust. Sofort änderte sich das Bild.
    Die Mumien standen nun an der Wand, vor dem Altar saß der Fürst auf seinem Thronsessel. Auf dem Kopf trug er eine Art Tiara, der Körper war in einen Umhang gehüllt, der aus Purpursamt bestand und gestickte Tierembleme trug: Jaguare, Schlangen, Katzen und Tiger. In allen Farben und Größen.
    Er hatte keine Nase mehr, an ihrer Stelle gähnte ein Loch. Die Zähne des lippenlosen Mundes bleckten Zamorra und Nicole entgegen. Aber die Augen waren vorhanden und glühten blutigrot.
    »Ich bin Pachachuti!«
    Zamorras Hirn nahm diese Worte auf, auch Nicole verstand sie.
    Ein Arm hob sich, beschrieb einen Kreis. Zamorra folgte mit dem Blick. Rechts von ihnen, neben der Säule der Katze, standen wieder die drei Mädchen. Diesmal nackt.
    Es sind nur drei! Wo ist die vierte? dachte Zamorra. Und sofort erhielt er die Antwort des Mumienfürsten Pachachuti.
    »Sie schläft! An dem Tag, an dem ihr Blut hinauf zu Inti steigen wird, werdet ihr sie Wiedersehen!«
    Wieder eine Handbewegung. Nicole fuhr entsetzt zusammen, als das mittlere der drei Mädchen plötzlich in Flammen stand und sich binnen einiger Sekunden in goldfarbenen Rauch auflöste. Kein Laut war zu hören, nicht einmal das Fauchen der Flamme.
    Zamorra, der wie Nicole das alles bewußt wahrnahm, biß sie Zähne zusammen, daß es knirschte. Er wußte, Was mit den anderen beiden Mädchen und mit Inez geschehen würde. Doch im Augenblick konnte er nichts unternehmen. Er hatte längst bemerkt, daß ihn eine unbekannte Macht festhielt, daß er sich nicht bewegen konnte.
    »Ich hatte dich gewarnt, Fremder«, drang es an Zamorras geistiges Ohr. »Du bist ungehorsam! Dafür wirst du bestraft werden! Du und die Frau! Nicht heute, auch nicht morgen! Der Tag wird kommen!«
    Jäh erloschen die Fackeln. Zamorra und Nicole nahmen nichts mehr wahr, hörten auch nichts, ihre Gedanken waren ausgelöscht:…
    ***
    Sie sahen sich erstaunt an. Es war, als hätten sie einen bösen Traum gehabt.
    Zamorra und Nicole saßen an der gleichen Stelle, wo sie auch gesessen hatten, als die Mumienreiter gekommen waren.
    Um sie herum

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