0134 - Der Goldene aus der Geisterstadt
grauen Nebelwelt gab es kein Oben und kein Unten, keine Wände, keinen festen Boden. Sie schwebte einfach durch das Nichts, versuchte jetzt abermals, das Amulett gezielt einzusetzen.
Doch da waren die Knochenmänner wieder heran, griffen von allen Seiten zu. Fünf lösten sich auf, weil sie mit dem Amulett in Berührung kamen, während sie an der Silberkette zerrten. Dann aber riß die Kette, obwohl Nicole sich verzweifelt wehrte und um sich schlug. Doch die meisten ihrer Schläge verpufften wirkungslos.
Entsetzt sah sie das Amulett durch die nebelhafte Dimension davontreiben. Sie schrie auf. Doch sie konnte das Verschwinden nicht mehr verhindern. Das Amulett glitt durch die verfließenden Nebelschwaden und war dann fort, als hätte es niemals existiert!
Ihr Herz schlug wie rasend. Das Amulett war fort, sie war verloren! Besaß keine Möglichkeit mehr, sich gegen den Dämon zur Wehr zu setzen…
Und da war das grünschuppige Ungeheuer auch schon wieder heran. Abermals faßte die krallenbewehrte Pranke nach Nicole, umschloß ihren schlanken Körper. Sie spürte, wie Stoff zerfetzte, wie sie durch den Nebel gewirbelt wurde.
Du wirst mein Köder sein!
Stinkender, heißer Atem fauchte an ihr vorbei. Nicole verlor das Bewußtsein.
So erfuhr sie nicht mehr, auf welche Weise der Dämon die graue Zone mit ihr wieder verließ, von der aus er sie in dem Turm angepeilt hatte, sie, die er an ihrer typischen, nichtlemurischen Geistesaura wiedererkannt hatte.
Ynnchaahr war jetzt zu allem entschlossen. Er wußte, daß Zamorra noch lebte, daß er den Absturz irgendwie überlebt hatte. Ynnchaahr war zweimal überlistet worden. Ein drittes Mal würde es das nicht geben. Es durfte nicht sein. Denn er hatte Asmodis schon Zamorras Tod verkündet. Der Fürst der Finsternis rechnete fest mit dem Tod des Geisterkillers.
Ynnchaahr wagte sich nicht auszumalen, was Asmodis mit ihm anstellen würde, falls er sich als Versager zu erkennen geben mußte. Die Vorstellung war selbst für ihn zu grauenhaft…
***
Zamorra fuhr herum, als die Tür ohne Ankündigung aufgerissen wurde. Seit kanpp einer Stunde hielt er sich in diesem Raum auf. Smok Arilann hatte ihm mehr von der Geschichte der Weißen Stadt erzählt. Wenn Zamorra die Rolle des Ersten Bürgers auch nur für einen Tag spielen wollte, mußte er viel mehr wissen - über die Stadt, ihre Entwicklung, das Zusammenleben ihrer Bewohner, über Sitten und Gebräuche…
Sie befanden sich in jenem Teil des Turmgebäudes, in dem Zamo Rra seine Wohnung und seine Regierungsräume besaß. Das große Zimmer, in dem sie sich jetzt aufhielten, war wohl so etwas wie ein Arbeitsraum. An den Wänden standen Regale, in die Schriftrollen eingeordnet waren. Zamorra wunderte sich ein wenig, keine gebundenen Bücher, sondern lediglich Rollen zu finden. Aber er fragte nicht nach dem Grund. Es gab Wichtigeres.
Gemeinsam mit Smok Arilann hatten sie Zamo Rras Wohnung durchstöbert und passende Kleidung für den Prinzen gefunden. Arilann hatte in etwa die Statur des Ersten Bürgers. Unterwegs waren sie nur wenigen anderen Mensehen begegnet, weil Arilann einen Schleichpfad eingeschlagen hatte, der ihn quasi durch die Kalte Küche ins Haus gebracht hatte.
Zunächst hatte Zamorra die Wohnung des Ersten Bürgers nach magischen Absicherungen durchforscht. Doch weder schwarze noch weiße Magie war hier angewandt worden. Dennoch hatte Zamorra das untrügliche Gefühl, daß der Dämon hinter ihm her war, daß Ynnchaahr seine halbe Niederlage nicht einfach so hinnehmen würde. Dafür kannte der Professor die Schwarzblütigen in ihrer Gesamtheit zu gut. Sie waren nicht nur grausam und feige, sondern auch äußerst rachsüchtig. So wie er den Drachen einschätzte, machte Ynnchaahr in dieser Beziehung keine Ausnahme.
Der Professor hatte die Ansammlung von Schriftrollen gesichtet, während Smok Arilann sprach. Doch seine Hoffnung, hier Werke über Magie und übersinnliche Phänomene, Okkultismus und mehr zu finden, erfüllte sich nicht. Zamo Rra hatte mit Magie nichts im Sinn gehabt. Um so erstaunlicher war für Zamorra die Tatsache, daß er dennoch das Dhyarra-Schwert besaß. Mit ziemlicher Sicherheit hatte er nie gewußt, welche Kräfte der blau schimmernde Kristall in sich barg. Zamorra war schon mehrmals versucht gewesen, den Kristall auszuloten, doch er war immer wieder von diesem Vorhaben abgegangen. Denn eine solche Auslotung, die Fixierung des Kristalls, die zur Feststellung führte, welcher Ordnung er
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