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0134 - Der Goldene aus der Geisterstadt

0134 - Der Goldene aus der Geisterstadt

Titel: 0134 - Der Goldene aus der Geisterstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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große Eingangshalle brachte. Pierre Dauvoix trat ein.
    Er selbst war zum erstenmal auf Château Montagne. Wenn er mit Zamorra zusammengetroffen war, dann war dies stets in Roanne geschehen. Er kannte das Zwischending aus Schloß und Burg nur vom Vorbeifahren, von Fotos und Erzählungen.
    Er sah sich um, ließ seinen Blick über die Reihe der Rüstungen wandern, die schillernde Reflexe warfen. Dann schritt er langsam bis zur Mitte des Raumes.
    Von oben kamen teppichgedämpfte Schritte. Der alte Raffael kam die Treppe herunter. »Was führt Sie zu uns, Kommissar?«
    Dauvoix wartete, bis Raffael sich unten befand. Dann griff er in die Brusttasche seiner leichten Jacke und zog einen Bogen Papier hervor.
    »Bitte, Monsieur Bois, bitten Sie Mademoiselle Duval her. Ich habe einen Haftbefehl für sie.«
    Raffaels Augen weiteten sich etwas in ungläubigem Staunen. »Einen Haftbefehl?« wiederholte er fassunglos.
    »Mademoiselle Duval steht unter Mordverdacht«, erklärte Dauvoix kühl. »Holen Sie sie bitte her.«
    Da begann der alte Diener zu schmunzeln. »Mein lieber Kommissar«, sagte er und unterlegte seine Stimmbänder mit einem halben Pfund Schmalz, »suchen Sie sie doch! Bitte, alle Räume von Château Montagne stehen Ihnen offen, nur fürchte ich, daß Sie -keinen Erfolg haben werden, weil Mademoiselle Duval vor einigen Stunden spurlos hier aus dieser Halle verschwunden ist. Sie beliebte sich in Luft aufzulösen, wenn ich es einmal so ausdrücken darf. Ich wünsche Ihnen viel Spaß mit Ihrem Haftbefehl.«
    »Verschwunden?« stieß Dauvoix überrascht hervor. Seine Augen wurden schmal. »Wie verschwunden, Mann?«
    Raffael wurde zur Auster. Er schwieg auch noch, als Dauvoix drehend auf ihn zuging. Erst als beider Distanz noch zwei Schritte betrug, brach er sein Schweigen. Klirrend klang die Stimme des alten Mannes, als er dem Polizisten entgegenschleuderte: »Hausverbot, Kommissar!«
    Wie vor eine Mauer gelaufen, prallte Dauvoix zurück. »Was?« stieß er hervor.
    »Bitte, heißt das«, korrigierte Raffael kühl. »Sie haben ganz richtig gehört. In Vertretung des abwesenden Hausherrn und als sein Bevollmächtigter erteile ich Ihnen Hausverbot, weil Sie nicht in der Lage sind, sich zu benehmen und andere Leute so anzureden, wie es sich gehört. Außerdem mag ich plumpe Berührungen nicht, wie Sie eine beabsichtigten. Und jetzt raus. Wenn Sie Duval verhaften wollen, haben Sie mit Ihrem Haftbefehl draußen vor der Zugbrücke zu warten.«
    Er sprach ruhig und sicher und hatte nicht einmal seine Stimme erhoben. Fassunglos hörte Dauvoix zu.
    »Können wir uns nicht so einigen?« fragte er.
    Raffael lächelte längst nicht mehr.
    »Das liegt bei Ihnen, nur solange Sie andere Leute abfällig mit ›Mann‹ anreden, können Sie bei mir nichts werden. Wollen Sie jetzt endlich gehen oder warten, bis der Hausherr persönlich auftaucht?«
    »Professor Zamorra ist tot, Monsieur Bois! Sie selbst haben seine Leiche doch gesehen!« stieß Dauvoix hervor.
    Raffael schüttelte den Kopf.
    »Zamorra ist nicht tot«, behauptete er. »Darum haben wir doch mit der einstweiligen Anordnung die Autopsie gestoppt! Sie begreifen nichts, Kommissar, absolut nichts…«
    Da pilgerte Dauvoix nach Canossa!
    Kommissar Dauvoix entschuldigte sich bei Raffael Bois für sein unhöfliches Benehmen!
    Und Raffael nahm die Entschuldigung an.
    »So neugierig wie Sie bin ich allerdings auch, Kommissar. Nehmen Sie Platz. Darf ich Ihnen etwas anbieten?«
    Dauvoix kam aus dem Staunen nicht mehr heraus. Als sei nichts gewesen, lud der Alte ihn ein und saß dann neben ihm am Marmortisch in der Ecke der Halle.
    »Worauf begründet der Haftbefehl sich, Kommissar?«
    Dauvoix räusperte sich. Die Sicherheit, mit der der Diener vorging, wurde ihm unheimlich. So trat doch kein Diener auf, dem vor einem Tag sein Brötchengeber verstorben war und der aufgrund seines Alters mit Sicherheit keine andere Stellung mehr erhalten würde!
    »Wir ließen den Wagen untersuchen«, erklärte Dauvoix. »Dabei stellte sich heraus, daß der Wagen technisch fehlerfrei war. Ein Versagen der Technik ist also ausgeschlossen. Da aber Professor Zamorra nach Ihren und Mademoiselle Duvals Aussagen ein ausgezeichneter Fahrer war, vermuten wir dennoch einen Mordanschlag. Wahrscheinlich wurde die Reaktionsfähigkeit des Professors durch Drogen verändert. Das kann nur die Autopsie klären, aber die hat Duval ja glänzend verhindert. Demnach kann nur sie ein Interesse an Zamorras Tod

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