0135 - Der Moloch
treffen konnte, hatte Jane Collins den Fuß gepackt und drehte ihn herum.
Ireus knallte zu Boden.
Es dröhnte laut, als er auf die Holzplanken krachte. Aber seine affenartigen Arme bewegten sich mit solch einer Geschwindigkeit, daß es ihm ein Leichtes war, Jane zu packen.
Die Detektivin war wie eine Wildkatze. Sie rollte sich herum, und es gelang ihr, zwei Finger des Mannes zur Seite zu drehen.
Ireus schrie auf.
Er ließ los, und der Schmerz trieb ihm fast die Tränen in die Augen. Die Detektivin nutzte die günstige Gelegenheit, sprang auf und rannte durch die Tür.
Ihre Füße hämmerten auf dem Blech der Luke. Jane warf sich förmlich in die Öffnung zur Bar hinein. Sie wollte weg, doch sie schaffte es nicht einmal, die Schwelle zu überwinden.
Plötzlich waren da zwei Männer.
Stabile Kerle, gegen die Jane Collins rannte. Jane Collins erschrak, war einen Moment lang kopflos, und da wuchteten sie starke Arme wieder zurück.
Fangen konnte sich Jane nicht mehr. Aber sie wurde gefangen.
Von Ireus.
Auf einmal hatte er sie, und seine mächtigen Hände drückten Jane in die Knie.
»So«, keuchte er. »Jetzt wirst du dich wundern, meine Süße, denn mich überlistet man nicht umsonst.«
Jane warf den Kopf herum, ihre langen Haare flogen, und sie schaute von unten in das bösartig verzerrte Gesicht des Mannes.
Er hatte den Mund halb geöffnet, Geifer tropfte hervor und benetzte Janes Schulter.
Sie schrie…
***
Unten lauerte der Moloch!
Er war ein Untier, eine Mutation der Hölle. Er schmatzte und schlürfte, nicht Mensch, Tier, noch Dämon.
Ein Monster?
Vielleicht. Geboren, als der Teufel eine schwache Stunde hatte.
Ausgestoßen. Niemand wußte, wo er herkam. Gehaust hatte er in einsamen Tümpeln, bis der Leichenwäscher ihn fand.
Er nahm ihn mit.
Und der Moloch faßte Vertrauen. Dieser Mann redete mit ihm, nahm ihn ernst, so ernst, daß der Moloch Dankbarkeit zeigte und seine Kräfte in den Dienst des anderen stellen wollte.
Als er Ireus das mitteilte, da leuchteten die Augen des Mannes.
Er wußte schon, was sie gemeinsam unternehmen würden, wenn er erstarkt war. Flüsternd hatte er ihm seinen Plan erklärt. Der Moloch war einverstanden. Er tat alles, wenn er nur Leben bekam.
Junges Leben.
Frauen…
Zwei von ihnen hatte er getötet. Mädchen, noch nicht älter als 20.
Sie badeten in dem Tümpel, wo er hauste.
Er hatte ihnen keine Chance gelassen.
Und jetzt warteten sieben auf ihn.
Sieben Frauen!
Ihr Leben für seins.
Die Zeit war reif, und der widerliche Moloch stieß ein zufriedenes Schlürfen aus…
***
Trotz meiner Kopfschmerzen spürte ich den Druck auf der Stirn. In der Mitte, genau zwischen den Augen.
Ich schielte zur Seite.
Verschwommen sah ich etwas Schwarzes, Längliches und kam zu dem Entschluß, daß es sich nur um eine Waffe handeln könnte. Und der Druck, das war die Mündung.
Ich atmete tief ein.
Gleichzeitig hörte ich das Lachen, und eine hämische Stimme sagte: »Wieder wach, Bulle?«
So hatte ich das gern. Endlich wußte ich, daß ich mich nicht im Himmel befand. Die Engel hätten mich bestimmt nicht mit dem Wort Bulle begrüßt, und Engel haben auch keine so tiefe Stimme.
Ich schaute jetzt direkt hoch und in Costellos Visage.
Der Kerl kniete neben mir, hielt eine Pistole in der Hand und drückte mir die Mündung gegen die Stirn. Sein Finger lag dabei am Abzug, als hätte er Angst, daß ich ihm die Waffe abnehmen könnte.
Das war nicht drin, man hatte mich gefesselt.
Dies bereitete mir Sorge. Gefesselt an Händen und Füßen. Und das gar nicht mal schlecht. Wenn Costello mir die Stricke angelegt hatte, dann verstand er sein Handwerk. Ich würde mindestens eine halbe Stunde brauchen, um die Fesseln zu lösen.
Ich schielte an ihm vorbei und sah meinen Freund Bill Conolly.
Auch er lag am Boden, und er war ebenso gefesselt wie ich. In einem unterschieden wir uns jedoch. Bill befand sich noch im Stadium der Bewußtlosigkeit.
Dann fiel mir noch etwas auf. Das heißt, ich roch es. Ätzende Dämpfe berührten meine Nase und reizten die Schleimhäute auf gefährliche Art und Weise.
Ich hatte so etwas schon gerochen. Früher, im Chemieunterricht, wenn der Pauker behutsam und vorsichtig eine Flasche mit Schwefelsäure öffnete.
Schwefelsäure – chemische Formel H2SO4. Eine Säure, die alles Organische zerstört. Auch menschliche Zellen.
Ein schrecklicher Verdacht keimte in mir hoch, und Costello mußte wohl an meinem Gesicht abgelesen haben, was mit mir los
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