0135 - Die unheimliche Gräfin
Leih-Bentley. Er riß die Tür auf, sprang in das Fahrzeug und startete den Motor.
Das Messer mit den kabbalistischen Zeichen warf er auf den Beifahrersitz. Dann nahm er unverzüglich die Verfolgung des Mercedes auf.
Im Rückspiegel sah er Thorley de Hory, der vor seinem Haus stand und fassungslos den Kopf schüttelte.
Das Ziel des Skeletts war schon nach wenigen Augenblicken offensichtlich. Der Diener der unheimlichen Gräfin steuerte die Chiltern Hills an.
Er hatte den Auftrag, Nicole Duval aufs Schloß zu bringen, doch Professor Zamorra wollte mit allen ihm zu Gebote stehenden Mitteln verhindern, daß das Knochengerüst mit Nicole Duval dort eintraf.
Koste es, was es wolle. Zamorra hatte die Absicht, Nicole dem Knochenmann um jeden Preis wieder abzujagen.
Gegen den Bentley wirkte der Mercedes relativ lahm. Zamorra raste mit Vollgas hinter dem flaschengrünen Wagen her.
Die Entfernung zwischen den beiden Fahrzeugen verringerte sich von Minute zu Minute. Der Professor sah die Silhouette des Skeletts, aber er konnte Nicole nicht sehen.
Das veranlaßte ihn anzunehmen, daß seine Assistentin auf den Rücksitzen lag. Ohnmächtig vermutlich!
Über seiner Nasenwurzel entstand eine tiefe V-Falte. Er setzte sein ganzes fahrerisches Können ein, um des Knochenteufels habhaft zu werden.
Der Bentley war schon bald so knapp hinter dem Mercedes, daß Zamorra den flaschengrünen Wagen einen Augenblick später hätte rammen können, doch darauf verzichtete der Professor.
Er zog das silbergraue Fahrzeug nach rechts und setzte zum Überholen an. Der Bentley war gleich darauf mit dem Mercedes auf gleicher Höhe.
Zamorra blickte nach drüben. Er sah Nicole. In sich zusammengesunken kauerte sie auf den Rücksitzen.
Die Miene des Parapsychologen versteinerte. Er starrte das Skelett an, das nicht aufhörte, die Straße entlangzurasen.
Jetzt wandte der Diener der unheimlichen Gräfin den Kopf. Zamorra sah den grinsenden Totenschädel.
Zorn wallte in ihm auf, weil es dieser Knochenmann gewagt hatte, sich an Nicole zu vergreifen.
Er zwang den Bentley am Mercedes vorbei. Als der Silberne eine Autolänge vor dem 300 D war, lenkte Zamorra den schweren Bentley in die Fahrspur des anderen Wagens.
Er preßte die Zähne zusammen, rechnete mit einem heftigen Aufprall, doch dieser blieb aus, denn Taras, der Knochendiener, riß den Mercedes von der Straße herunter und rumpelte in das angrenzende Feld.
Wild wurde das Skelett hin und her geschleudert. Vielleicht hätte Taras geschafft, was er vorhatte, wenn ihm der vom Regen aufgeweichte Boden keinen Streich gespielt hatte.
Die Pneus fraßen sich in die butterweiche Scholle. Schlamm spritzte hinten weg. Tief war die Spur. Der Mercedes schwänzelte.
Und dann sackte er in eine Mulde und saß fest!
Die Reifen drehten durch. Der Motor brüllte gequält auf. Dann starb er ab. Stille folgte.
Zamorra brachte den Bentley auf kürzeste Distanz zum Stehen. Dann griff er nach dem Messer, dessen Klinge er mit kabbalistischen Zeichen versehen hatte und von dem er sich eine vernichtende Wirkung auf den Knochenmann erhoffte.
Der Professor sprang aus dem Wagen.
Taras stieg ebenfalls aus.
Seine Kiefer mahlten. Zwischen seinen Zähnen kam ein wütendes Fauchen hervor. In aggressiver Haltung kam er auf Professor Zamorra zu.
Dieser rief ihm eine Formel der Weißen Magie zu.
Taras zuckte wie unter einem Peitschenhieb zusammen. Zamorra wiederholte die Formel. Damit reizte er Taras.
Das Skelett stieß einen gellenden Wutschrei aus und stürmte auf den Professor ein. Doch Zamorra konnte dem ungestümen Angriff ausweichen.
Er machte einen blitzschnellen Ausfallschritt und stach mit dem Messer zu. Die Klinge verfehlte den Diener der unheimlichen Gräfin nur um Haaresbreite.
Taras’ Zorn schäumte über. Seine Knochenfaust traf den Professor mehrmals schmerzhaft. Zamorra hatte Mühe, auf den Beinen zu bleiben.
Der Knochenmann setzte die ganze Höllenkraft ein, die in ihm steckte. Zamorras magische Sprüche vermochten ihn zwar immer wieder zu irritieren, aber niemals wirksam aufzuhalten.
Taras nahm sich vor Zamorras Messer in acht, und er schlug niemals dorthin, wo der Professor das Pentagramm um den Hals trug.
Ein neuerlicher Hieb des Knochenmannes entwaffnete Zamorra. Das Messer fiel ihm aus der Hand und blieb in der weichen Erde stecken.
Bevor es sich Zamorra wieder holen konnte, schossen die Skeletthände seines Gegners auf seine Kehle zu.
Der Griff war schrecklich hart!
Schlagartig bekam
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