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0137 - Luzifers Ende

0137 - Luzifers Ende

Titel: 0137 - Luzifers Ende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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zuschnappte. Er sah auch, wie ein Mann sich gerade noch einmal verzweifelt aus dem unmittelbaren Gefahrenbereich wälzen konnte.
    Ein Krokodil?
    Bills Hand fuhr in die Tasche, um die Pistole herauszuholen. Doch die Tasche war leer; die Waffe lag in seinem Zimmer. »Verdammt«, keuchte der Historiker und warf sich mit bloßen Händen auf das schuppige Ungeheuer. Kraftvoll packte er zu, hatte die Panzerechse an der Schulterpartie und versuchte sie zur Seite zu reißen. Wieder machte das Krokodil eine schwungvolle. Bewegung. Bill wurde in ein Bruchstück der Schale geworfen. Er schrie auf und starrte seine blutenden Hände an, die er sich an den Panzerschuppen des Monsters aufgerissen hatte.
    Doch Zamorra sah in diesem Moment seine Chance.
    Das Amulett!
    Sein Fitneß-Training zahlte sich aus. Wie eine Stahlfeder kam er hoch, schnellte sich über das Krokodil hinweg und prallte an der anderen Zimmerseite gegen die Wand. Hart erschütterte ihn der Aufschlag. Blitzartig ging er in die Knie, tastete nach dem Amulett und sah den Reptilrachen herumfedern.
    Seine Hand umschloß das Amulett -und warf es in den zuschnappenden Rachen hinein!
    Im gleichen Moment ging die Welt unter.
    Wie eine Atombombe flog das Reptil auseinander! Vom Lichtblitz geblendet schloß Zamorra die Augen. Im nächsten Moment warf ihm die Druckwelle erneut gegen die Wand. Doch ehe er noch das Bewußtsein verlor, sah er durch die geschlossenen Lider im ultrahellen Lichtblitz einen höhnisch grinsenden Teufelskopf…
    ***
    Das Ungeheuer aus Meerestiefen hatte seinen bestätigenden Impuls abgesandt. Es würde dem Rufen endgültig folgen, schneller als bisher. Es war mit dem Angebot zufrieden, hatte es eingehend begutachtet und für gut befunden.
    Eine Handvoll jungen, pulsierenden Lebens, makellos in seiner Gestaltung…
    Dem namenlosen Ungeheuer war es gleich, ob ihm ein Mensch oder ein Tier - oder sonstiges Leben - zum Opfer angeboten wurde. Es beurteilte nach anderen Kriterien. Jedes Leben besaß in seiner Gestaltung und in seiner Bedeutung einen bestimmten Wert. Das Ungeheuer hatte das angebotene Opfer genau abgeschätzt. Es wußte nunmehr mit untrüglicher Sicherheit, daß das Opfer wertvoll war. Es bedeutete einem bestimmten Personenkreis des anderen Lebens ungeheuer viel. Und es war in sich eine geradezu makellose, harmonische Formung, die allen Gesichtspunkten der künstlerischen Gestaltgebung entsprach.
    Das Ungeheuer besaß einen unmenschlichen Wertmaßstab, dachte in völlig anderen Kategorien, als selbst der Gehörnte zu denken vermochte. Und innerhalb dieses unmenschlichen Denkens hatte das Monster sich entschieden, das Opfer in der kommenden Dunkel-Phase anzunehmen und dafür eine bestimmte, dem Opfer-Wert angemessene unbedeutende Dienstleistung zu erbringen. Das hatte es dem Gehörnten, dem Rufer, in einem magischen Kurz-Impuls bestätigt, der so stark war, daß selbst Nicole ihn hatte wahrnehmen und deuten können…
    Doch das Ungeheuer ohne Namen ahnte nicht, was wirklich auf es wartete. Der Gehörnte schirmte sich perfekt ab. Hätte das Tiefsee-Monster auch nur den Schatten einer Ahnung empfunden, es hätte völlig anders reagiert. Die Geschehnisse hätten eine völlig andere Wendung genommen…
    So aber nahm alles seinen Lauf wie vorgeplant…
    ***
    Loeiz LeBreuic, der Gastwirt, hob den Kopf, als er den Radau in der oberen Etage vernahm. Spielten seine Gäste da Abbruchkommando und rissen ein paar Wände ein?
    Der Hilferuf, der auch hier unten zu hören war, weil das alte Gemäuer sehr hellhörig konstruiert war, elektrisierte ihn endgültig, und LeBreuic dachte daran, daß dieser Zamorra, der Franzose aus Paris, sich mit Luzifer persönlich anlegen wollte. War da oben schon ein kleines Fegefeuer entstanden?
    Aber doch nicht in seinem Haus! »Den Burschen schmeiße ich ’raus, zusammen mit dem Amerikaner«, knurrte LeBreuic im Selbstgespräch, der kein Interesse daran hatte, daß in seinem Haus Unruhe und Hektik ausbrach. Wie alle Bretonen liebte er die Gemütlichkeit. Was sich hier abspielte, überschritt die Grenzen seiner Toleranz.
    Lucyl, seine Göttergattin in Form einer wandelnden Tonne, zeigte sich ebenfalls im höchsten Grade indigniert ob der enormen Ruhestörung. Ihren Mann und Beschützer warf sie einen leicht auffordernden und leicht drohenden Blick zu, was dessen Entschluß, da oben aufzuräumen, nur festigen konnte. Wie ein geölter Blitz sprang er aus seinem Lehnstuhl, in dem er sein Pfeifchen geschmaucht hatte, hatte

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