0138 - Flucht in die Schädelwelt
hier. Der Platz war leer.«
»Das stimmt.«
»Und?«
»Ich bin vom Himmel gefallen.«
Wut blitzte in den Augen des Beamten. Er fühlte sich auf den Arm genommen, aber hätte Suko die Wahrheit gesagt, wäre sich der Mann ebenso vorgekommen.
Er knirschte mit den Zähnen. Suko aber ließ ihn stehen und kletterte in den Bentley.
Er rief beim Yard an und hatte Glück, daß er noch Sir James Powell an die Strippe bekam.
»Was gibt es?« fragte der Superintendent.
Suko erklärte ihm die Lage.
Sir James schnaufte heftig. Mit diesen Tatsachen wurde er so leicht nicht fertig. »Verdammt, verdammt«, murmelte er. »Das ist ein starkes Stück.« Er holte tief Luft. »Und John ist wirklich allein?«
Suko wollte eine Antwort geben, doch zwei Polizisten rissen links und rechts die Türen auf. Die Waffen in ihren Händen machten klar, was sie wollten.
»Augenblick, Sir«, sagte Suko. »Da will man mich gerade verhaften.«
»Geben Sie mir den Einsatzleiter.«
Den Einsatzleiter bekam der Superintendent nicht, dafür einen der Polizisten. Und den machte er buchstäblich zur Sau. Der Beamte bekam einen knallroten Kopf und verschwand.
Dann sprach Powell wieder mit Suko. Seine Stimme klang leicht erregt. »Was wollen Sie unternehmen?«
»Nichts, Sir. Ich kann nur warten.«
»Wo?«
»Hier an dieser Stelle.«
»Einverstanden. Tun Sie das. Ich bin für Sie auf jeden Fall immer zu erreichen.«
»Danke, Sir«, sagte Suko und hängte ein.
***
Meine große Bewährungsprobe stand also bevor. Und das auf einer schmalen, schwankenden, aus Knochen gefertigten Hängebrücke.
Ich blieb stehen und schaute mir meinen Gegner genau an.
Lionel Barry schien einen der Köpfe aus Asmodinas Kette anstelle seines eigenen Schädels auf dem Hals zu haben. Jedenfalls nahm ich das stark an, denn irgendwie kam mir dieser Schädel bekannt vor. Warum hatte er getauscht?
Spielte auch keine Rolle mehr, für mich war klar, daß Barry mich nicht an das andere Ende der Schlucht kommen lassen wollte. Eine verdammte Sache.
Zurück konnte ich auch nicht. Der Weg war ebenso weit, und Barry hätte mir sein Schwert sicherlich in den ungedeckten Rücken geschleudert.
Ich mußte kämpfen.
Erst einmal wartete ich ab, denn das Mensch-Monster bewegte sich auf mich zu. Es ging ziemlich schnell, und die Brücke schwankte unter seinen Tritten.
Noch hatte ich beide Hände auf dem knöchernen Handlauf liegen, denn nahm ich sie weg, bekam ich leicht Schwierigkeiten mit dem Gleichgewicht. Im Gegensatz zu Barry. Ihm schien es nichts auszumachen, über die Brücke zu gehen. Trittsicher fand er seinen Weg, es kam mir vor, als wäre er ihn schon öfter gegangen.
Die Entfernung zwischen uns schmolz ständig. Lange konnte ich nicht mehr warten.
Einen Plan hatte ich längst. Ich wollte den Schädeltyp mit einer Silberkugel erledigen.
Dazu löste ich meine rechte Hand vom Geländer und holte die Beretta hervor.
Die Waffe gab mir Sicherheit.
Langsam hob ich den Arm, legte an, visierte und zielte genau.
Im nächsten Augenblick schwankte die Brücke nach rechts, sie fiel förmlich herum, ich hatte Angst, das Übergewicht zu bekommen und in die Schlucht zu stürzen.
Ans Schießen war nicht zu denken.
Barry war schon verflucht nahe. Fast so nah, daß er mich treffen konnte.
Die Brücke schwang zurück.
Der nächste Schritt.
Barry holte aus. Ein kehliges Lachen drang aus dem Maul des Schädels. Der mutierte Filmstar umfaßte den Schwertgriff mit beiden Händen und holte zu einem gewaltigen Schlag aus.
Ich warf mich nach links und prallte mit meinem Gewicht gegen den makabren Handlauf.
Die Brücke kippte.
Genau in dem Augenblick, als Barry zuhieb.
Die Klinge fuhr dicht an meiner Schulter vorbei und hackte mit der Spitze in den knöchernen Steg.
Der Wucht hielten die Gebeine nicht stand.
Sie spritzten nach allen Seiten weg, ein Loch klaffte auf, ich wurde von einem Knochen an der Hüfte getroffen, klammerte mich fest und hielt mit der anderen die Beretta krampfhaft fest.
Barry taumelte an mir vorbei, machte einen Schritt zuviel und fiel in das Loch.
Er brüllte wütend.
Auf einmal schnellte sein linker Arm hoch, und es gelang ihm, sich mit einer Hand festzuklammern.
Da hing er nun in einer Falle, die er sich selbst gestellt hatte. Ich stand dicht neben ihm und hütete mich, auf der noch immer schwankenden Brücke dem Loch im Boden zu nahe zu kommen.
Ich ließ mir Zeit. Es war einfach zu gefährlich für mich, das Geländer loszulassen.
Auch Barry wartete
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