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014 - Das Geheimnis der gelben Narzissen

014 - Das Geheimnis der gelben Narzissen

Titel: 014 - Das Geheimnis der gelben Narzissen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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Schnelle Fußtritte näherten sich, und er verbarg sich im Schatten. Jemand trat in das Tor, die Klingel läutete schwach, und eine Tür öffnete sich.
    Es war der Zeitungsjunge, der mehrere Blätter durch die Eisenstäbe reichte und wieder fortging. Tarling wartete, bis die Türen des Pförtnerhauses wieder geschlossen wurden. Dann machte er einen Rundgang um das Grundstück in der Hoffnung, einen anderen Zugang zu finden. Auf der hinteren Seite fand er einen kleinen Eingang für die Dienerschaft, aber auch dieser war geschlossen. Als er mit seiner Taschenlampe umherleuchtete, sah er, daß auf der Mauer keine Glasscherben befestigt waren wie auf der Vorderseite. Kurz entschlossen sprang er in die Höhe, erfaßte den Rand der Mauer, zog sich empor und saß bald rittlings oben.
    Er sprang auf der anderen Seite ins Dunkle und kam wohlbehalten unten an. Dann tastete er sich vorsichtig durch die Dunkelheit zu dem Gebäude. Es wäre ungemütlich für ihn gewesen, wenn Hunde das Haus bewacht hätten. Aber offensichtlich war das nicht der Fall, und er kam ungehindert vorwärts.
    Weder in den oberen noch in den unteren Zimmern sah er Licht, bis er zur Rückfront kam. Hier lag eine Pfeilerhalle in der Mitte. Darüber schien sich ein Wintergarten zu befinden. Unter dem Vorbau bemerkte er eine Tür und ein vergittertes Fenster. Als er sich genauer umschaute, sah er einen schwachen Schein durch die Ritze des Oberbaues dringen. Er sah sich vergeblich nach einer Leiter um und versuchte es dann mit Klettern. Die Schwierigkeiten waren nicht größer als bei der Gartenmauer. Er kam auf eine Fensterbank, stemmte sich gegen einen der Pfeiler und konnte von hier aus eine eiserne Stange erreichen. Er faßte sie und schwang sich auf das Geländer des Wintergartens. Nach außen führten große Fenster, von. denen eines offenstand. Er lehnte sich vorsichtig auf das Fensterbrett und lauschte.
    Der Raum war leer. Der Lichtschimmer kam aus einem inneren Zimmer, das neben dem glasgedeckten Wintergarten lag. Schnell schlüpfte er durch das Fenster und verbarg sich im Schatten eines großen Oleanderbaumes. Die Luft in dem Raum war von Blumenduft und erdigem Geruch erfüllt. Als er umhertastete, fühlte er die Röhren der Wasserleitungen. Er sah mehrere Fenster in der inneren Wand, schlich leise hin und spähte durch den Vorhang des einen Fensters. Drinnen sah er Mrs. Rider. Sie saß an einem kleinen Schreibtisch, hielt einen Halter in der einen Hand und hatte das Kinn in die andere gestützt. Sie schrieb nicht, sondern sah nachdenklich auf die gegenüberliegende Wand, als ob sie sich irgend etwas überlegte.
    Der Raum wurde durch eine größere Alabasterhängelampe erleuchtet, und Tarling konnte das Innere gut übersehen. Der Raum war einfach, aber sehr vornehm ausgestattet und hatte den Charakter eines Arbeitszimmers. Neben dem Schreibtisch war ein grüner Geldschrank halb in die Wand eingemauert. Einige Gemälde hingen an den Wänden, ein paar Stühle und eine Couch standen in dem Raum. Er hatte erwartet, Odette Rider bei ihrer Mutter zu sehen, und war nun enttäuscht, denn er hatte den Eindruck, daß außer Mrs. Rider überhaupt niemand im Hause war.
    Tarling kniete vor dem Fenster und beobachtete sie ungefähr zehn Minuten lang. Plötzlich hörte er von draußen ein Geräusch, schlich vorsichtig zurück und schaute aus dem Fenster des Wintergartens hinaus. Er kam gerade noch rechtzeitig, um eine Gestalt zu sehen, die schnell den Weg heraufkam. Später bemerkte er, daß es ein Radfahrer war, aber das Rad hatte keine Lampe. Obgleich er sich sehr anstrengte, konnte er doch nicht unterscheiden, ob es ein Mann oder eine Frau war. Er hörte, wie das Rad gegen einen Pfeiler gelehnt wurde. Dann drehte sich ein Schlüssel, und eine Tür unten öffnete sich.
    Mrs. Rider hatte offensichtlich das Geräusch nicht gehört, denn sie saß noch ebenso unbeweglich da und schaute vor sich hin. Aber plötzlich wandte sie sich um, und ihre Blicke gingen zur Tür. Tarling schaute auch angestrengt dorthin. Er konnte alles genau übersehen, er entdeckte sogar den elektrischen Schalter an der Wand. Langsam öffnete sich die Tür, und er bemerkte, daß Mrs. Riders Gesicht freudig aufleuchtete. Dann hörte er, wie jemand etwas in flüsterndem Ton fragte. Er konnte ihre Antwort verstehen:
    »Nein, mein Liebling, niemand.«
    Tarling wartete in atemloser Spannung. Plötzlich wurde das Licht in dem Raum ausgeschaltet. Es mußte aber jemand in den Raum eingetreten sein,

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