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014 - Das Haus der boesen Puppen

014 - Das Haus der boesen Puppen

Titel: 014 - Das Haus der boesen Puppen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hugh Walker
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nicht, wenn sie sich häufen.«
    Das Telefon läutete und enthob Helen einer unsicheren Erwiderung. Spott glitzerte in ihren Augen, halb weggewischt von einer aufkommenden Furcht. Sie akzeptierte, dass etwas Unerklärliches geschah, aber ich kannte sie gut genug, um zu wissen, dass die Überzeugung, es gäbe eine vernünftige Erklärung für alles, nicht aus ihrem hübschen Kopf zu hämmern war. Sie war phantasielos und nüchtern genug, dass sie eher eine nichts sagende, komplizierte Formel akzeptieren würde, als etwas Magisches, Dämonisches.
    Sie stand auf und ging zum Telefon.
    Ein wenig hilflos sah ich Carlotta an. Sie lächelte. Zum ersten Mal sah ich sie lächeln.
    »Es tut wohl«, sagte sie leise, »dass Sie es nicht einfach als Verrücktheit abtun. Dass Sie es akzeptieren, Charlie.«
    Es war auch zum ersten Mal, dass sie mich Charlie nannte.
    »Es macht alles leichter, wenn man erst einen Gefährten hat für seine Überzeugung.«
    »Bin ich denn überzeugt?« murmelte ich. »Ich weiß nicht mehr, was ich glauben soll.«
    »Zweifel ist aller Wahrheit Anfang«, sagte sie weise.
    »Wahrheit?« fragte ich. »Ist alles, was wir erlebt haben, Wahrheit?«
    Sie nickte stumm.
    »Ist es Fanatismus, alles zu glauben, was man sieht?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Nein. Es ist Fanatismus, nur das zu glauben, was man sieht – ausschließlich das gelten zu lassen, was man gelernt hat – wie Eddie, der an der Realität hing, als wäre sie sein Leben.«
    »Angenommen, es wäre wahr«, sagte ich nachdenklich, »angenommen, es gibt diese Kraft, diese magische Macht, die Puppen lebendig werden lässt und über solche Entfernungen hinweg zu töten vermag, dann wären unsere Legenden …«
    »Wahr«, ergänzte sie. »Oder wenigstens ihr Kern. Denn die Überlieferung dichtet vieles dazu. Ist es nicht besser, diese Möglichkeit in Betracht zu ziehen, statt sie mit unserem armseligen aufgeklärten Verstand abzulehnen und ihr dann so hilflos ausgeliefert zu sein? Ist es so schrecklich, mit der Phantasie zu leben? Machen wir die Welt nicht ärmer, wenn wir sie einfach leugnen?«
    Ich nickte. »Aber – und sicherer. Wir rotten alle Gefahren aus. Wir töten, was wir nicht verstehen um ganz sicherzugehen.
    Wir lassen alles gelten, was in unsere Gesetze passt. Ja, Sie haben recht, wir machen die Welt ärmer mit unserer Angst und unserem Aberglauben. Es ist nicht leicht, aber ich will es versuchen«, murmelte ich. »Ich will versuchen, es zu glauben.«
    Ich war mir aber klar darüber, dass mein Entschluss zum Teil ein Resultat ihrer suggestiven Worte war.
    »Dafür«, sagte sie aus, »könnte ich Sie küssen!« Ihre Augen leuchteten, dann wurden sie düster. »Und deshalb hasste ich Eddie, weil er nichts gelten ließ, weil er alles als Aberglauben verhöhnte.«
    Ich gab keine Antwort. Zu sehr war ich in Gedanken. Wenn ich alles als Wahrheit akzeptierte, in welchem Verhältnis stand ich dann zu dieser – Hexe, dieser Zigeunerin? Auf irgendeine seltsame Art schien sie mich zu lieben. Sie bedrohte mich nicht. Es war mir jetzt nachträglich betrachtet so, als versuchte sie mich vor etwas zu schützen.
    Helen kam zurück.
    »Es tut mir leid, Charlie«, erklärte sie mit einem bedauernden Schulterzucken, »ich werde euch nicht begleiten können. Kathrin ist krank.« Sie wandte sich an Carlotta. »Kathrin ist meine Kollegin. Wir arbeiten für eine Modezeitschrift.«
    Carlotta nickte.
    Entschuldigend fuhr Helen fort: »Sie ist verzweifelt, weil sie ihre Entwürfe nicht rechtzeitig fertig hat. Ich … muss ihr helfen.
    Aber ich denke, dass ich nicht länger als zwei oder drei Stunden brauche. Ich werde vor Mitternacht zurück sein. Du hast einen Schlüssel, Charlie.«
    Sie legte ihre Hand auf meinen Arm. »Ich weiß nicht, wovor ihr weglauft, aber bleibt hier, solange du glaubst, dass ihr hier sicher seid.«
    Sie war gekränkt. Ich fühlte es. Aber ich bedauerte nicht, dass sie weg musste. Es drängte mich danach, mit Carlotta zu reden, allein mit ihr zu sein. Nur etwas anderes beunruhigte mich.
    »Du solltest eigentlich nicht mehr fortgehen heute«, ermahnte ich sie. »Es ist Vollmond. Kathrin weiß nicht, was sie von dir verlangt. Die ganze Stadt hält den Atem an, wartet auf einen neuen Mord. Kein vernünftiger Mensch geht heute Nacht auf die Straße.«
    Sie lächelte. »Keine Angst, Charlie. Alle diese Morde geschahen nach Mitternacht. Bis dahin werde ich längst zurück sein. Außerdem nehme ich ein Taxi.«
    »Ich werde dich abholen«,

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