0146 - Die große Beute
Sicherungstafel befunden hätten. Übrigens lässt sich der Wandschrank nur durch einen Trick öffnen und schließen. Es muss mit dieser Schreibtischschublade Zusammenhängen, denn sie stand offen, aber ich bin noch nicht dahintergekommen, wie es funktioniert.«
»Das ist für den Augenblick nicht wichtig. Fanden Sie Anhaltspunkte, wer der erschossene Gangster war?«
»Ich fand in seinen Taschen vier wertvolle Ringe, drei Ketten und zwei Armbänder, außerdem ein Reservemagazin. Die dazugehörige Pistole lag fünf Schritte von ihm entfernt. Sonst fand ich nichts, nicht einmal eine Zigarettenschachtel, oder ein Taschentuch, von Ausweisen oder dem Führerschein ganz zu schweigen.«
»Okay, dann müssen wir auf andere Weise versuchen, seine Identität herauszubekommen. Haben Sie schon Fingerabdrücke machen lassen?«
»Meine Leute sind dabei.«
Wir gingen zu dem Erschossenen zurück. Ich bückte mich und sah dem Mann in das erstarrte Gesicht. Es war grob und breitflächig, aber der Tod hatte es schon so verändert, dass man sich schlecht vorstellen konnte, wie der Mann im Leben ausgesehen hatte.
Der Fingerabdruckexperte beschäftigte sich mit den Händen des Toten und nahm einen Abdruck von jedem Finger.
»Geben Sie mir das«, sagte ich. »Wir lassen es sofort in der Zentralkartei nachprüfen.«
Ich bat Inspektor Call, er möge die kriminaltechnische Untersuchung zu Ende führen. Wir verabredeten uns für sechs Uhr im Hauptquartier.
***
Phil und ich fuhren sofort in unser Laboratorium, ließen die Abdrücke fixieren und vergrößern und gingen dann hinunter ins Archiv.
Von der Arbeit der G-men, die im Innendienst arbeiten, hört man wenig, aber wir draußen wären ohne diese Kollegen in vielen Fällen ziemlich ratlos.
Wir brachten den ganzen Nachmittag im Keller zu. Hin und wieder glaubten wir schon einen Erfolg erzielt zu haben, aber dann zerschlug sich unsere Hoffnung wieder.
Um sechs Uhr wurde von der Zentrale angerufen, dass Inspektor Call da wäre. Auch die letzten zwei Bilder ergaben keine Übereinstimmung.
»Tut mir leid«, sagte der Techniker. »Dieser Bursche befindet sich nicht im Register.«
Ich war enttäuscht. Ich hatte fest damit gerechnet, den Mann zu finden. Raubüberfälle auf Ladengeschäfte sind kein Job, der von Anfängern ausgeführt wird.
Wir fuhren zu unserem Büro hoch, wo Call wartete.
»Haben Sie ihn?«, fragte er.
»Leider nicht. Seine Abdrücke sind nicht in der Kartei. Wir müssen die Bilder an die Zentrale in Washington schicken, um sie dort prüfen zu lassen. Vielleicht handelt es sich um einen zugewanderten Ganoven.«
Der Inspektor brachte alle Protokolle und technische Erkenntnisse mit. Er hatte auch mit Hilfe der Angestellten eine vorläufige Liste der geraubten Gegenstände angefertigt, und es war ihm gelungen, zwei Worte mit Harry Hoverbeck im Krankenhaus zu sprechen, bevor er in den Operationsraum gefahren wurde, wo ihm die Kugeln herausgeholt werden sollten. Es stand fest, dass der Anführer der Gangster über das Schalttafel-Versteck genau Bescheid gewusst hatte.
Passanten hatten den Wagen gesehen, in dem die Gangster getürmt waren. Es sollte sich um eine schwarze Cadillac-Limousine gehandelt haben. Die Nummer war nicht bekannt. Call hatte sich sofort eine Liste der gestohlenen Wagen beschafft. Eine schwarze Cadillac-Limousine war schon vor vier Wochen gestohlen worden, und dieser Wagen kam erfahrungsgemäß kaum in Betracht, da Gangster gewöhnlich Autos, die sie zu irgendeinem Verbrechen benutzten, wenige Stunden vor der beabsichtigten Tat stehlen.
»Im Grunde stehen wir hier vor der gleichen entscheidenden Frage wie im Falle des Raubes bei Barowick & Son«, sagte ich, nachdem wir alle Unterlagen durchgearbeitet hatten. »Wer lieferte den Gangstern die entscheidenden Informationen über die Sicherungsanlage? Bei Barowick haben wir immerhin noch die drei Mädchen, die als Informationsquelle in Betracht kämen, aber die beiden alten Angestellten von Hoverback kommen mir nicht so vor, als ließen sie sich von Gangstern kaufen.«
Der Hausbote brachte die Abendzeitungen. Obenauf lag der Daily Report. Das erloschene Gesicht des erschossenen Gangsters starrte uns von der Titelseite entgegen. Darüber prangte die balkendicke Überschrift: Neuer Raubüberfall auf der Fifth Avenue. Ein Gangster erschossen.
Den Zeitungen in den Staaten kann man nicht nachsagen, dass sie besonders zartfühlend wären. Es machte ihnen nichts aus, das Gesicht eines Getöteten in
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