0146 - Die große Beute
Nacht im Untersuchungsgefängnis schmoren, aber am anderen Morgen begannen wir in aller Frühe mit den Vernehmungen.
Noch bevor ich MacKnew selbst als Ersten holen ließ, betrat einer der Kollegen, die gestern in meinem Auftrag Slim Portlands durchwühlte Bude noch einmal durchsucht hatten, mein Büro.
»Kein besonderes Ergebnis, Jerry«, meldete er. »Das ist alles, was wir gefunden haben.« Er legte ein kleines Papierknäuel auf den Schreibtisch.
»Es lag mitten unter dem Bett«, sagte er. »Jeder müsste es gesehen haben, der dort nachgesehen hätte. Ich kann es mir nur so erklären, dass die Leute, die vor uns ihre private Haussuchung veranstaltet haben, zuerst unter dem Bett nachsahen. Dann durchwühlten sie den Wäscheschrank. Dabei müssen sie das Ding, das vielleicht zwischen der Wäsche lag, mit herausgerissen haben, ohne es zu bemerken. Es rollte unter das Bett.«
Ich faltete das Papier auseinander und sah einen Ring mit einem blauen Stein.
»Bestimmt ein Zwei-Dollar-Stück aus einem Ramschladen«, sagte der Kollege in entschuldigendem Ton. »Ich brachte es nur mit, weil es ein Frauenring ist, und der Besitzer der Wohnung war ja Junggeselle.«
Ich drehte den Ring zwischen den Fingern. Der Stein schoss bläuliche Blitze.
»Irrtum«, sagte ich. »Der Ring ist dreitausend bis viertausend Dollar wert. Er gehörte einer Mrs. Harrigan, und er wurde von dem Arbeitstisch eines Goldschmiedes mit Namen Henry Webman genommen, der gerade an der Reparatur dieses Ringes arbeitete, als er umgebracht wurde.«
Der Kollege stieß einen Pfiff aus. »Ein ziemlich wichtiger Fund also.«
»Ja«, antwortete ich. »Der eindeutige Beweis, dass zwischen den Überfällen auf der Fifth Avenue und dem Mord an Webman Zusammenhänge bestehen.«
George MacKnew war ruhig und gelassen, als er von einem Sergeant in das Büro geführt wurde. Er nannte uns den Namen des Lokals, in dem er und seine Leute gestern Mittag gewesen sein wollten. Er gab uns seine und die Adressen seiner Leute an, und er stimmte lächelnd zu, als wir ihn fragten, ob er damit einverstanden sei, dass wir Haussuchungen durchführten.
Wir entfalteten eine heftige Aktivität. Wir holten den Wirt aus Long Beach. Wir stellten ihn MacKnew und den anderen gegenüber. Er lieferte den Gangstern ein einwandfreies Alibi. Nichts sprach dafür, dass der Mann gekauft worden war. Er nannte uns Namen von Stammgästen, die zur gleichen Zeit sein Lokal besucht hätten und die sich sicherlich auch an MacKnew erinnern konnten, denn, abgesehen davon, dass der rothaarige Riese sich schon äußerlich jedem ins Gedächtnis einprägte, so hatten er und seine Freunde einen erheblichen Krach gemacht und sich auffällig genug benommen.
Unsere Leute, die wir losschickten, um die Haussuchungen durchzuführen, kamen mit leeren Händen zurück. Sie fanden nichts, nicht einmal ein Messer, das zu mehr geeignet gewesen wäre, als das Brot zu schneiden, keinen Totschläger und schon gar nicht ein Schießeisen.
Wir vernahmen vergeblich die Bewohner des Hauses, in dem Portland gewohnt hatte. Der eine oder andere gab zu, MacKnew schon einmal gesehen zu haben, aber alle diese Begegnungen lagen Wochen, wenn nicht Monate zurück. Jedenfalls hatte ihn niemand vor den Überfällen in der Fifth Avenue gesehen, und auch am Tag von Portlands Tod war keinem Bewohner der Nummer 344 der W. 112 Straße aufgefallen, dass irgendwelche verdächtigen Personen sich in Portlands Wohnung zu schaffen gemacht hätten.
Unsere Aktion verlief auf der ganzen Linie negativ. Gegen sieben Uhr abends,.
noch bevor die vierundzwanzig Stunden, die ich ihn ohne Haftbefehl festhalten konnte, abgelaufen waren, ließ ich George MacKnew kommen und teilte ihm mit, dass er und seine Leute sich zum Teufel scheren könnten.
Der rothaarige Gangster grinste.
»Sie hätten sich ’ne Menge Arbeit sparen können, G-man, wenn Sie auf mich gehört hätten. Ich sagte Ihnen doch, dass ich ein kleiner Fisch bin. An so große Sachen wie einen Überfall auf der Fifth Avenue traue ich mich nicht heran.«
Ich stand hinter dem Schreibtisch auf. »Du kannst zu deiner Billardpartie zurückgehen, MacKnew«, sagte ich. »Aber ich rate dir gut, dabeizubleiben. Wahrscheinlich meinst du, du hättest jetzt das FBI großartig an der Nase herumgeführt, und es sieht so aus, als hättest du sogar mit dieser Meinung recht. Trotzdem sage ich dir, dass es dir auf die Dauer nicht gelingt, uns auf den Arm zu nehmen. - Raus mit dir!«
Er behielt das letzte
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