0147 - Ich flog in die Todeswolke
getötet wurde, dessen Seele vereinigte sich mit dem Nebel und vergrößerte ihn. Und er fand immer wieder Opfer. Jetzt sollten das Flugzeug und dessen Insassen die Opfer sein.
Konnte ich etwas tun?
»Wie weit ist die Wand noch entfernt?« fragte ich die drei Männer.
Niemand hörte meine Frage, und ich mußte sie wiederholen, um eine Antwort zu bekommen.
Der Co-Pilot hob die Schultern. »Das ist schlecht zu schätzen«, sagte er. »Der Nebel bewegt sich mit der gleichen Geschwindigkeit zurück, mit der wir fliegen. Er hält die Distanz. Ich komme mir vor wie in einem Science-Fiction-Film. Vielleicht 100 Meilen.«
»Können wir ihn umfliegen?«
»Er wird sich nicht umfliegen lassen«, erwiderte der Co-Pilot und schaute mich kurz an.
»Versuchen wir es!« ordnete der Kapitän an und nahm auf seinem Pilotensessel Platz.
Die drei Männer waren nervös. Auch ich konnte eine Unruhe nicht verbergen. Wenn ich daran dachte, welch ein Unheil dieser Nebel anrichten konnte, wurde mir regelrecht schlecht. Ich hatte die Folgen gesehen, sie waren grausam.
»Vor allen Dingen sagen wir nichts den Passagieren«, bemerkte der Captain, »ich will keine Panik.«
Das war klar.
Ich beobachtete den Nebel weiter. Diese Teufelsfratze, die ich vorhin gesehen hatte, war verschwunden. Vielleicht sollte sie auch nur anzeigen, daß der Nebel keinen natürlichen Ursprung besaß. Daß dämonische Kräfte ihn leiteten.
Brittan legte die Maschine in eine weite Rechtskurve. Er schlug damit einen nördlichen Kurs ein und wollte auf diese Art und Weise die Wolke umfliegen.
Konnte es ihm gelingen?
Wir hofften es, wir zitterten darum, aber ich sah, daß es keinen Zweck hatte.
Der Nebel bewegte sich, er folgte uns, wollte sein Opfer nicht aus den Klauen lassen.
Minuten vergingen in atemlosem Schweigen. Ich sah den Schweiß auf den Stirnen der Piloten und des Funkers glitzern. Auch sie standen unter einem mörderischen Streß. Sie fühlten sich verantwortlich für das Leben der Passagiere, und jetzt wurden sie mit diesem unerklärlichen Phänomen konfrontiert.
Tief atmete Jack Brittan durch. Er schaute erst seinen Co-Piloten und dann mich an. »Nicht zu schaffen, Mr. Sinclair«, sagte er leise.
»Der Nebel kommt mir vor, als würde er denken.«
»Das kann sein.«
Die Blicke der Männer wurden erstaunt. »Wissen Sie mehr?«
»Vielleicht.«
»Dann reden Sie doch.«
Noch zögerte ich. Sollte ich den Leuten wirklich die ganze Wahrheit sagen? Nun ja, es blieb keine andere Möglichkeit. Sie und ich mußten den Tatsachen ins Auge sehen. Trotzdem tat ich mich schwer, als ich den Piloten und dem Bordfunker von der Herkunft des Nebels berichtete. Ungläubig staunten mich die Männer an. Als ich meinen Bericht beendet hatte, hoben sie nur die Schultern. »Das gibt’s doch nicht«, murmelten sie. »Das ist ein Märchen.«
»Leider nicht.«
Captain Brittan schaute mich an. »Geben Sie uns Ihr Wort darauf, Mr. Sinclair?«
»Ja.«
»Dann glaube ich Ihnen.« Er wandte sich an seine beiden Mitarbeiter. »Wir dürfen jetzt auf keinen Fall die Nerven verlieren, was auch immer geschehen mag. Ich wäre dafür, daß Reaktionen, die den Nebel betreffen, genau abgesprochen werden und daß Oberinspektor Sinclairs Meinung Vorrang hat. Irgendwelche Einwände?«
Kopfschütteln.
»Gut.« Brittan schluckte. »Sie sind an der Reihe, Mr. Sinclair. Was schlagen Sie vor?«
Tja, was sollte ich vorschlagen? Die Frage war berechtigt. Ich kannte den Nebel zwar und hatte auch erlebt, welche Höllengestalten er ausspeien konnte, aber so richtig wußte ich nicht Bescheid.
Niemand hatte den Nebel bisher erforscht, er konnte immer anders reagieren, als man vorausberechnet hatte.
Noch hielt er die Distanz, nur wie lange?
Landen konnten wir auch nicht. Wir befanden uns mitten über dem Atlantik, da gab es keinen Platz, wo man die Maschine auf den Boden setzen konnte.
Ich war mir sicher, daß der Nebel etwas mit dem Diebstahl meines Koffers zu tun haben mußte. Da gab es einen unmittelbaren Zusammenhang. Die andere Seite wollte meinen Koffer. Zwei Diebe hatten ihn mir gestohlen, sollten ihn über den Atlantik bringen, und plötzlich erschien die Nebelwand.
Jack Brittan beobachtete die Instrumente genau. Seine Blicke glitten über die zahlreichen Anzeigen, über diese komplizierte Apparatur, vor der ein Laie wie ich nur den Kopf schütteln konnte. Obwohl ich auch schon geflogen war. Aber zwischen einem Hubschrauber und einer Boeing gibt es doch einen großen
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