0148 - Das Elixier des Teufels
die Beamten ein Klingelbrett und stellten fest, daß Mrs. Dickson in der ersten Etage wohnte.
»Zu viele Treppen sind ungesund«, grinste Hook Daniels, der nur drei Jahre bis zur Pensionierung hatte.
»Willst du unten bleiben?« fragte sein Kollege.
»Dienst ist Dienst. Merk dir das, du Spund.«
Nebeneinander schritten die beiden Männer die breite Treppe hoch. Still war es nicht. Irgendwo dudelte ein Radio. Aus einer Wohnung in Parterre erschallte das Schreien eines Babies.
Vor der Wohnungstür im ersten Stock blieben die Männer stehen. Sie schauten sich kurz an, und Hook Daniels legte einen Zeigefinger auf den Klingelknopf.
Das schrille Läuten hallte durch die Wohnung, aber es rührte sich nichts.
Hook schob seine Mütze nach vorn und kratzte sich am Hinterkopf. »Gehen wir, oder versuchen wir es noch einmal?«
»Wo bleibt deine Berufsauffassung?«
»Richtig, George.« Hook Daniels schellte ein zweitesmal.
Diesmal hatte er Erfolg. Leichte Schritte näherten sich der Wohnungstür.
»Hört sich an wie ein Kind«, murmelte George.
Es war auch eins, das die Tür öffnete. Ein kleines Mädchen mit flachsblonden Haaren und verweinten Augen.
Daniels wurde mißtrauisch. Er konnte nicht viel sehen, weil die Wohnung hinter dem Kind dunkel war. Hook Daniels ging in die Knie, um mit dem Kind zu sprechen.
Das war sein Verderben. Aus dem Dunkel der Wohnung erschien Tokata, der Samurai des Satans. Und mit ihm kam die mörderische Klinge des in der Hölle geschmiedeten Schwerts.
Nur eine Handbreit über dem Kopf des Kindes fegte die Klinge hinweg und traf mit tödlicher Präzision ihr Ziel. Plötzlich hatte Hook Daniels einen roten Streifen auf der Brust. Er kippte nach vorn, während Tokata das Kind zurück in die Wohnung zog.
Das alles hatte kaum zwei Sekunden gedauert. George sah seinen Kollegen auf der Türschwelle liegen, sah das Blut, und reagierte erst jetzt. Seine Hand raste zur Waffe. Er hätte lieber flüchten sollen, denn so entging er der Klinge nicht.
Tokata hieb mit dem rechten Arm von oben nach unten zu.
George spürte nur einen winzigen Moment den alles verzehrenden Schmerz, dann war es vorbei.
Tot kippte er über seinen Kollegen.
Unter der Maske drang ein dumpfer Laut hervor, daß wohl ein Lachen sein sollte. Tokata steckte das Schwert weg, bückte sich und zog die beiden Toten in die Wohnung, wo er sie im Korridor liegen ließ. Es war auch höchste Zeit, denn Schritte auf der Treppe kündigten an, daß jemand nach oben wollte.
Sacht drückte der Samurai des Satans die Tür ins Schloß. Als er sich umdrehte, stand die kleine Angie im Korridor. Sie sah die beiden Männer, und das Kind warf sich herum, um wegzulaufen.
Es hatte gegen Tokata keine Chance. Weinend warf sich die Siebenjährige in einen Sessel…
***
Bill Conolly und Suko hatten es mehr als eilig, als sie den Gang hinunterrannten. Sie waren so schnell, daß sie fast mit einer Frau zusammengestoßen wären, die ihnen entgegenkam und dem Ausgang zustrebte. Die Frau lief Bill Conolly praktisch in die Arme.
Sie war in Gedanken versunken gewesen und schreckte auf, als sie Bills Hände auf ihrer Schulter spürte. Der Reporter sah in das Gesicht, sah auch den grünen Mantel und wußte sofort, wen er vor sich hatte.
Claire Dickson.
»Suko!« Sein Ruf hielt den Chinesen zurück. »Das ist Mrs. Claire Dickson.« Suko kam sofort.
Bill hatte die Frau bis gegen die Gangwand zurückgeschoben.
Mrs. Dickson verkrampfte ihre Hände um den Mantelkragen.
»Was… was wollen Sie von mir?«
»Sie müssen reden!«
»Wieso? Ich…«
»Tun Sie nicht so, Mrs. Dickson. Wir wissen alles.«
»Was wissen Sie?«
»Warum sind Sie noch einmal zurückgekommen?«
Die Aufseherin hatte ihren ersten Schrecken überwunden. »Was erlauben Sie sich, Mister? Ich bin hier angestellt. Sie sind fremd. Ich lasse Sie festnehmen.«
»Reden Sie nicht. Wen haben Sie besucht? Sie sind doch nicht ohne Grund zum Yard gegangen.«
»Ich bin Ihnen keine Rechenschaft schuldig«, erwiderte die Frau mit trotziger Stimme.
»Doch, das sind Sie!« Ein anderer mischte sich ein. Es war Sir James Powell. Mit hastigen Schritten kam er den langen Gang hinab.
Bill ließ Claire Dickson los, die den Kopf drehte und blaß wurde.
Entweder hatte sie ein schlechtes Gewissen, oder aber sie fürchtete sich vor dem Superintendenten.
Wahrscheinlich beides.
»Sir, das ist sie«, sagte Bill Conolly.
Der hohe Polizeibeamte schaute Claire Dickson scharf an. »Sie werden uns antworten
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