0148 - Die Stadt der Ungeheuer

wurde es schwarz vor den Augen. Im letzten Moment konnte sie sich wieder abfangen.
    »Nein…«, murmelte sie. »Er ist doch noch bewußtlos…«
    Manuela Ford ebenfalls. Zamorra brachte auch sie ins Château und zusammen mit Bill hinauf in eines der Gästezimmer. Dort begann sich Raffael gemeinsam mit Nicole darum zu kümmern, die beiden aus ihrer Bewußtlosigkeit zu reißen, während draußen der Hubschrauber langsam ausglühte.
    Es gelang ihnen.
    Doch dann wurde Nicoles Gefühl zur Gewißheit.
    Weder Bill noch Manuela reagierten auf ihre Umgebung. Sie blieben Opfer der Apathie-Strahlung - auch im abgeschirmten Bereich des Château!
    ***
    Nacht über der Stadt der Vampire!
    Ein riesiger, blasser Mond hing am Himmel, hin und wieder von jagenden Wolkenbänken verdeckt, warf ein geisterhaftes Licht zwischen Häuser und Gassen. Gespenstische Wesen schlurften durch die Stadt, geifernd, fauchend, auf der Suche nach menschlichen Opfern, die durch Weltentore auf geheimnisvolle Weise in die Stadt stürzten. Irgendwo erklang ein greller Schrei, der sofort wieder abbrach.
    Werwölfe, Ghouls, Monster, Gnome… schwarzblütige Ungeheuer aller Schattierungen waren auf der Jagd. Die Nacht war ihr Element, und sie gaben sich keine Mühe, sich zu verbergen. Ihre Opfer konnten ihnen auf die Dauer nicht entkommen.
    Nur die Vampire bewegten sich lautlos. Jene violettuniformierten Söldner eines Dämons, der die Stadt unter Kontrolle hielt…
    Claudia Martin erschauerte, als sie am Ende der Gasse das Wesen auftauchen sah. Sie preßte sich an Peter Kirst. »Schau«, hauchte sie.
    Jetzt, in der Dunkelheit, war ihre Tapferkeit verflogen. Sie war nach der Verfolgungsjagd und den verzweifelten Kämpfen ausgebrannt, am Ende. Sie wollte nicht mehr kämpfen, wollte nur noch ihre Ruhe haben. Ruhe unter der grünlich flimmernden Sphäre, die Zamorras Amulett schuf.
    Peter und Zamorra sahen in die Richtung, die ihnen Claudia wies. Sahen ein Wesen mit einem mörderisch wirkenden, riesigen Insektenkopf näherkommen. Zögernd nur. Anscheinend wußte das Biest mit dem grünen Leuchten nichts anzufangen, vermochte es nicht zu deuten. Aber es schien zu spüren, daß sich darunter Beute verbarg, an die nur schwer heranzukommen sein würde.
    Näher kam es, schleichend fast. Zamorra sah die Krallenhände des Wesens.
    »Es kann den Schirm nicht durchdringen«, sagte er beruhigend. Das Mädchen sah ihn aus großen Augen an. »Sind Sie sicher?«
    Zamorra nickte.
    Doch er tat es nur mit halbem Herzen. Schon einmal hatten ihm die Vampire gezeigt, wie rasch sie mit dem Amulett fertigwerden konnten, wenn sie konzentriert und planvoll - und vor allem sehr schnell - vorgingen. Sie mußten überrascht weiden, wenn man sie überwinden wollte. Wenn die Bestien der Stadt in der Nacht ähnliche Kräfte entwickelten, konnte es doch gefährlich werden.
    Fast unmerklich tastete Zamorras Hand nach dem Kolben der Strahlpistole.
    Der Insektenköpfige kam näher. Berührte jetzt fast den leuchtenden Schirm. Seine großen Facettenaugen glitzerten. Er hatte die Menschen als solche erkannt.
    Eine Klauenhand tastete nach dem Schirm, berührte ihn.
    Funken sprühten. Etwas zischte. Eine Flammenbahn sprang über, leckte nach der Bestie. Der Insektenköpfige fuhr zurück, starrte fassungslos auf die drei Menschen, die sich nicht bewegt hatten, sondern dem Schauspiel gebannt gefolgt waren.
    »Der Schirm hält«, murmelte Zamorra.
    Der Insektenköpfige verharrte. Er schien zu überlegen, wie er den Schirm durchdringen konnte, ohne abermals von einer Feuerzunge empfangen zu werden.
    Zamorra lächelte beruhigend, als er die Hand des Mädchens auf seiner Schulter spürte.
    »Wir sollten es töten«, flüsterte sie. »Allein seine Anwesenheit macht mich verrückt.«
    »Angst?« fragte der Professor leise.
    »Ja…« kam es noch leiser zurück.
    Zamorra sah Peter an. Doch der junge Mann schwieg. Er hatte die Lippen aufeinandergepreßt, daß sie wie schmale Striche wirkten. Seine Hand umklammerte den Griff des Kurzschwertes.
    Plötzlich bückte sich der Insektenköpfige und hob einen Stein auf. Er warf ihn - und der Stein glitt durch den Schirm, als gäbe es ihn überhaupt nicht. Er schlug unmittelbar vor Peter auf.
    Peter Kirst sprang auf.
    Abermals bückte sich der Insektenköpfige, hob einen weiteren Stein auf. Es war klar, was er beabsichtigte. Die drei Menschen mit Steinwürfen ausschalten, dann mußte der Schutzschirm von selbst zusammenbrechen!
    Zamorra erhob sich in einer raschen,