0148 - Die Stadt der Ungeheuer
plötzlich gar nicht mehr… Zamorra ist ein Dämonenjäger! Er wurde von einem Raumschiff hierhergeholt, und seine Parakräfte auf einen von euch zu übertragen, doch er floh gestern. Ich glaubte nicht, daß er in die Stadt einzudringen vermochte, und doch muß es ihm gelungen sein. Kein anderer als Zamorra vermag einen von euch zu töten. Er ist in der Stadt, aber ich verstehe dabei nicht, daß er zu dritt auftaucht!«
»Die beiden anderen müssen normale Sterbliche sein«, vermutete Chren, der sich entsann, daß jener ominöse Zamorra, dessen Namen er heute zum erstenmal hörte, zunächst allein die violette Uniform getragen hatte. Jetzt aber hatten sich auch die beiden anderen Sterblichen eingekleidet.
Etwas anderes aber war für Chren von größerer Bedeutung. Es’chaton kannte Zamorra offensichtlich und wußte sehr genau, wie er ihn einzuschätzen hatte.
Zamorra, der Dämonenjäger?
Darunter konnte sich der Vampir nichts vorstellen, weil das Bild eines Sterblichen, der Jagd auf Vampire oder Dämonen machte, nicht in sein Weltbild paßte.
Es’chatons Stimme dröhnte wieder durch den Thronsaal. »Die Kontrolle hat versagt«, grollte der Herrscher. »Aber ich will dein armseliges Leben verschonen, wenn du mir diesen Zamorra lebend bringst. Es ist wichtig. Er darf nicht getötet werden. Was mit den beiden anderen geschieht, ist gleich. Zamorra aber will ich lebend. Geh und handle!«
Chren verneigte sich hastig und eilte rückwärts davon.
***
Nicole Duval ging mit aller Sorgfalt vor, zu der sie imstande war. Sie begann in der kleinen Bibliothek, in der Zamorra hin und wieder Besucher empfing, wenn er in seinem Arbeitszimmer keine Störung vertragen konnte und die große Eingangshalle zu unpersönlich war. Hier standen in den Regalen zahlreiche Standardwerke über Parapsychologie, Magie, Okkultismus und verwandte Gebiete einträchtig neben Zeitungsartikeln, Aufsätzen, Rohmanuskripten und Film- und Tonbandspulen. Dennoch war die Bibliothek nicht in der Lage, sich mit dem Archiv zu messen, das inzwischen zu einer derartigen Größe angewachsen war, daß Zamorra mit dem Gedanken spielte, alles, was eben möglich war, mittels EDV zu speichern. Bislang schreckte er allerdings noch immer vor den immensen Kosten eines elektronischen Speichers zurück, abgesehen davon, daß sich vor allem das umfangreiche Bild- und Kartenmaterial wohl mittels der elektronischen Datenverarbeitung erfassen und katalogisieren ließ, um noch leichter auffindbar zu sein, aber schwerlich zu speichern war. Hier im Archiv waren auch diverse Buch-Raritäten zu finden, die es höchstens noch zwei- oder dreimal auf der Welt gab. Sogar das geheimnisvolle Necronomicon befand sich darunter, von dem oftmals behauptet wurde, es existiere überhaupt nicht.
Zamorra besaß es.
Im Archiv hatte sich Nicole noch ein wenig Fachwissen angelesen, ehe sie in der kleinen Bibliothek zu Werke ging und die Wände mit magischer Kreide bezeichnete. Die Symbole wirkten hemmend für jeden bösen Geist. Auf diese Weise entstand innerhalb des geschützten Châteaus eine weitere abgeschirmte Zone, die ein Angehöriger der Schwarzen Familie, auch wenn er nur ein kleiner Adept war, nicht zu durchdringen vermochte.
Nachdem Nicole die Kreidesymbole angebracht hatte, sagte sie einen Zauberspruch auf, der die Zeichen unsichtbar werden ließ. Erst, wenn sie die Worte rückwärts wieder aussprach, würden die Kreidezeichen wieder sichtbar werden und ihre weißmagische Wirkung entfalten. Für diesen Trick bedurfte es keiner großen Zauberkunst, und dementsprechend spürte Nicole nur ein leichtes Ziehen im Hinterkopf, als die Magie sich ihre Kraft holte.
Sie war sicher, daß die Falle jedem Ausbruchsversuch standhalten würde. Sie mußte Zamorra - den falschen Zamorra - hineinlocken. Mit seiner Schwarzen Magie würde ihm ein Entkommen unmöglich sein. Nur mit Weißer Magie konnte er die Falle von innen wieder öffnen. Aber Nicole glaubte nicht mehr daran, daß er fähig sein konnte, diese einzusetzen.
Die Falle war vorbereitet. Jetzt ging es nur noch darum, Zamorra hineinzulocken. Ihr mußte etwas einfallen.
Sie war sicher, daß sie es schaffen würde.
Langsam ging sie hinüber zu Zamorras Arbeitszimmer. Wie üblich, trat sie ohne anzuklopfen ein.
Zamorra stand am Fenster und wandte ihr den Rücken zu. Als sie sich laut räusperte, fuhr er blitzschnell herum.
***
Zamorra drehte sich. Seine Hand schwenkte das Schwert durch die Luft. Neben ihm sang Claudias Klinge ihr
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