0148 - Die Stadt der Ungeheuer
und Todfeind der Schwarzen Magie, sollte plötzlich alle seine Grundsätze vergessen haben und ins Lager des Feindes übergewechselt sein?
Nein!
Niemals konnte er eine derartige Verwandlung erlebt haben. Was immer auch bei seinem Ausflug in die Vergangenheit geschehen sein mochte - so tiefgreifend konnte die Veränderung niemals sein. Dazu war Zamorras Geist, sein Charakter, zu stark und fest.
Es mußte einen anderen Grund haben.
Zamorra - war nicht Zamorra!
Dieser bestürzende Verdacht wurde in ihr immer größer und bekam um so mehr Nahrung, desto mehr sie über sein Verhalten in den beiden letzten Tagen nachdachte.
Zamorra, der sich geweigert hatte, Menschen in das Château zu bringen, um sie vor der Apathie-Seuche zu schützen! Daß der Schirm um Château Montagne zusammenbrach, hatte er nicht Voraussagen können - außer, er selbst hatte das magische Symbol am Tor verwischt und verändert!
Ja!
Es gab keine andere Möglichkeit. Niemand anderes als Zamorra selbst mußte es gewesen sein. Derselbe Zamorra, der eine schwarze Formel aussprach, mußte das Weiße Symbol zu einem Schwarzen gemacht und damit den Schirm zum Zusammenbruch gebracht haben. Denn solange er stand, konnte kein Sch warmblütiger eindringen!
Und Zamorra, dessen Amulett wirkungslos blieb, Zamorra, der sich weigerte, einem Freund zu helfen und der tatenlos zusah, wie sich die Seuche weiter ausbreitete!
Das konnte nicht Zamorra sein!
Wer aber war er dann?
Und wenn er ein Schwarzblütiger war, ein Angehöriger der Schwarzen Familie unter Asmodis’ Führung - wie war er dann ins Château gekommen? Wie hatte er die magische Sperre überwinden können?
Fragen über Fragen, und es gab nur eine Möglichkeit, sie zu beantworten. Das Experiment!
Sie mußte ihn auf die Probe stellen. Mußte ihn dazu zwingen, Farbe zu bekennen. Wer war er? Ein Hexer? Ein Dämon, der sich unter der Maske Zamorras eingeschlichen hatte?
Zamorra war mit dem Amulett in die Vergangenheit gegangen, um ein Zeitparadoxon zu versuchen. Er wollte die Entstehung jenes Filmes zu verhindern versuchen, der zum Medium für die Weltraum-Vampire und die Apathie-Seuche geworden war. Aus der Leinwand waren die Bestien gekommen, um Zuschauer zu morden, und aus dem explodierenden Kino waren sie mit einem Raumschiff in den Nachthimmel gerast.
Nicht nur in St. Etienne!
In allen Orten, in denen die Uraufführung gleichzeitig stattfand! Und all diese Orte waren zu Zentren geworden, von denen aus sich die Apathie-Seuche ausdehnte.
In der Vergangenheit mußte etwas Unglaubliches geschehen sein. Nicht Zamorra war zurückgekehrt, sondern ein anderer. Davon war Nicole plötzlich überzeugt.
Aber wer - oder was - war er?
Das mußte sie herausfinden.
Ihr Entschluß stand fest.
Sie mußte ihn dazu bringen, in eine magische Falle zu gehen. Von Zamorra wußte sie, wie man eine solche Falle errichtete. Sie war entschlossen, es zu tun. Sie würde jenen, der unter der Maske Zamorras erschienen war, in diese Falle locken und ihn zwingen, sich in seiner wahren Gestalt zu zeigen und Farbe zu bekennen.
Du machst dich, Mädchen, kommentierte sie ihren Entschluß. Es würde das erste Mal sein, daß sie selbst auf magischer Ebene aktiv wurde. Bislang hatte sie stets nur eine Art Statistenrolle gespielt, hatte Zamorra bei seinen Aktionen unterstützt, Schützenhilfe geleistet. Diesmal würde sie sich selbst an den Kräften der Magie versuchen. Sie hatte in ihrer Zeit als Sekretärin des Dämonenjägers viel gelernt. Jene Zeit, in der sie übersinnlichen Phänomenen ablehnend gegenübergestanden hatte, war längst vorbei, gehörte zur Geschichte und hatte Antiquitätenwert. Sie hatte gelernt und wußte, worauf es ankam.
Die Theorie war ihr klar. Die Praxis würde zeigen, ob sie in der Lage war, die Weiße Magie zu beherrschen.
»Warte, Freundchen«, murmelte sie and sah den falschen Zamorra bereits in der Falle.
***
Der echte Zamorra hatte plötzlich das Gefühl, in eine Falle zu laufen. Auf seinen Instinkt hatte er sich immer verlassen können und stoppte daher den rasch voranschreitenden Peter Kirst mit seinem Zuruf.
»Halt! Gefahr, Peter!«
Der duckte sich instinktiv zusammen und griff zum Schwert. Er verhielt sich wie jemand, der jahrelang in einem lebensfeindlichen Dschungel gelebt und überlebt hatte. Blitzschnell sah der junge Mann in der violetten Vampir-Uniform sich um.
»Wo?« hauchte er.
Der Meister des Übersinnlichen schüttelte nur den Kopf. »Peter, ich kann nicht erkennen, von
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