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0148 - Die Stadt der Ungeheuer

0148 - Die Stadt der Ungeheuer

Titel: 0148 - Die Stadt der Ungeheuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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so abgelaufen, wie er es geplant hatte. Warum meldete sich die Patrouille nicht? Es war ungewöhnlich. Es war nie zuvor vorgekommen, daß eine Vampir-Gruppe versagt hatte. Sie waren unüberwindbar. Hin und wieder kam es zwar vor, daß irgendwelche Monster aus der Stadt einen Aufstand anzettelten, um die Macht an sich zu reißen und den Herrscher zu entthronen, aber sie waren der Macht der Vampire bislang stets unterlegen geblieben. Die Garde des Herrschers besaß die größeren Kräfte, die bessere Ausrüstung und die straffe Organisation, die erst gar nicht zuließ, daß jemand einen Fehler begehen konnte.
    Und doch war eine Patrouille mit fünf Vampiren spurlos verschwunden!
    Chren aktivierte die Kugel wieder. Er stellte sie auf jenes Gebiet ein, in welchem in der Nacht die Weiße Magie gestrahlt hatte. Langsam lichteten sich die Schleier. Jene Starre, in die die Bewohner der Stadt verfielen und die lediglich die Vampire verschonte, behinderte auch die Bildschirmqualität der Kugel. Immer wieder zogen dunkle Schleier durch das Bild, verzerrten es. Nie hatte man zu ergründen vermocht, was es war, das die Ungeheuer täglich für etwa zwei Stunden in Schlafstarre versetzte.
    Nur undeutlich konnte Chren die fragliche Stelle erkennen. Sie war leer. Er glaubte Schwerter und Netzpistolen am Boden liegen zu sehen… Aschehäufchen…
    Plötzlich erstarrte er förmlich. Funken schlugen aus seinen roten Augen, die tief in den Höhlen lagen. Sein bleiches Gesicht wurde noch blasser, seine Klauenhände krümmten sich.
    Chren stieß einen schrillen Pfeiflaut aus.
    Für Sekunden hatte er deutlich drei violette Uniformen erkannt, die auf der Straße lagen. So, als seien ihre Träger dort zusammengebrochen, blitzschnell vom Tod überrascht worden!
    Er konzentrierte sich stärker, lenkte die Kugel direkt auf eine dieser Uniformen zu. Und trotz der dunklen Nebelschleier, die das Bild ständig trübten, vermochte er jetzt zu erkennen, daß dort tatsächlich ein Vampir gestorben war, zu Staub zerfallen!
    Fassungslos wirbelte er herum, starrte seine Gefährten an. »Etwas Unglaubliches ist geschehen!« stieß er hervor. »Sie sind tot…«
    Thool sprang auf. Seine Hände krallten sich in Chrens Schulter. Auch er starrte jetzt konzentriert in die Bildkugel.
    »Drei«, zischte er. »Ich sehe nur drei Uniformen! Wo sind die beiden anderen?«
    »Auch tot«, erwiderte Chren dumpf. »Man hat ihnen die Uniformen genommen. Die beiden Sterblichen müssen sie an sich genommen haben. Es ist unfaßbar… es kann nicht sein, und doch ist es so. Wir sind besiegt worden, zum ersten Mal…«
    Thool zischte wie eine Schlange. »Vielleicht ist auch der Verräter gar kein Verräter! Vielleicht hat er vorher schon einen unserer Leute getötet, ihm die Uniform genommen! Ich…«
    Chren fuhr herum. Es klang fast erleichtert, als er sprach. »Das ist möglich. Es ist unvorstellbar, daß einer von uns zum Verräter wurde. Es kann nur so sein, daß ein anderer dahintersteckt. Keiner von uns…«
    Im gleichen Moment wurde die Tür aufgerissen. Ein vierter Vampir stürmte herein.
    »Gebt Alarm«, keuchte er. »Ein Fremder ist in der Stadt. Er muß über ungeheure Macht verfügen. Er…«
    »Sprich deutlich und klar«, fauchte Thool. »Was ist geschehen?«
    »Es muß schon gestern gewesen sein«, murmelte der Neuankömmling. »Wir haben es erst heute bemerkt. Bei der Wachablösung in den Morgenstunden. Antal erschien nicht. Wir fanden ihn. Er ist tot, und sein Mörder hat ihm die Uniform genommen und treibt sich unerkannt in der Stadt herum. Er muß von außen über die Mauer gekommen sein, und das ohne Hilfsmittel!«
    Chren zögerte nicht mehr lange. Jetzt, wo er die Gewißheit hatte, daß kein Vampir zum Verräter geworden war, scheute er nicht mehr davor zurück, die Vorfälle Es’chaton melden zu müssen.
    »Gebt Alarm«, zischte er. »Ich berichte dem Herrscher.«
    Er verließ den Wachraum und eilte mit langen, eigentümlich gleitenden Schritten davon. Wie ein tödlicher Schatten…
    ***
    In Nicole Duval begann ein Verdacht aufzukeimen. Die langbeinige Sekretärin hatte über Zamorras Verhalten nachgedacht und war zu dem Schluß gekommen, daß eine so tiefgreifende Veränderung im Charakter eines Menschen gar nicht möglich war, daß er über Nacht seine Verhaltensweisen so völlig änderte, genau ins Gegengesetzte umschwenkte. Daß er die Formeln der Schwarzen Magie anwandte, hatte sie endgültig aufgeweckt.
    Zamorra, glühender Bekämpfer alles Bösen

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