0148 - Die Stadt der Ungeheuer
lauern.
Doch es war fast, als hätten die Bestien Angst vor ihm. Vielleicht war es Zufall, daß er keinem begegnete. Es mochte sein, daß die Ungeheuer, die in den Häusern an seinem Weg lebten, das Tageslicht scheuten, daß sie sich deshalb nicht herauswagten, den Menschen zu überfallen. Denn die Uniform schreckte sie kaum noch ab, Zamorra hielt die Mimikry längst nicht mehr aufrecht, die ihm auch vom Gesicht her das Aussehen eines Blutsaugers gab. Und er wußte, daß er beobachtet wurde, sah oft genug die schauderhaften Fratzen der Unheimlichen hinter den Fensterscheiben auftauchen, geduckt, verborgen, halb unsichtbar und dennoch allein durch ihre Anwesenheit eine Bedrohung.
Dann endlich - tauchte der Palast vor ihm auf.
Gigantisch ragte er im Zentrum der Stadt auf, umsäumt von einer hohen Mauer mit eisernen Spitzen.
Zamorra blieb stehen. Dort, wo er stand, hörten die Häuser auf. Eine rund fünfzig Meter breite leere Zone umgab die Mauer. Der Professor versuchte Vampire zu entdecken, die die Mauer bewachten, doch er konnte keinen Uniformierten entdecken. Offenbar bestand kein Anlaß für eine Bewachung.
Das sah nicht gut aus. Denn ein Palast, der auf einen Wächter verzichtete, war gleichzusetzen mit einer Höhle, in der ein blutrünstiger. Drache hauste; allein die Anwesenheit des Untiers schreckte jedermann ab. Wer war dieser dämonische Herrscher, daß allein seine Anwesenheit die monströsen Stadtbewohner daran hinderte, den Palast aufzusuchen? Denn für Zamorra war es mehr als unnatürlich, daß die Bewohner einer Stadt nicht das Bedürfnis hatten, den Aufenthaltsort ihres Herrschers heimzusuchen, um ein huldvolles oder weniger huldvolles Lächeln von ihm zu empfangen. Er stellte sich vor, was geschehen würde, wenn man den Regierungssitz in Paris von allen Wachen entblößen würde…
Hier aber - war alles anders!
Es gab keine Wachen!
Aber es gab ein großes Tor. Zamorra schritt zögernd darauf zu. War es verschlossen?
Vorsichtig berührte er es mit der Schwertspitze. Knarrend schwang der große Türflügel zurück, an dem aus gebleichten Knochen seltsame Schriftzeichen angebracht waren. Unwillkürlich fühlte Zamorra sich versucht, diese Zeichen mit den Hieroglyphen auf seinem Amulett zu vergleichen. Eine gewisse Ähnlichkeit gab es, mehr aber auch nicht.
Doch gerade diese Ähnlichkeit war bestürzend!
Es gab keine Schriftsprache der Erde, selbst in grauester Vergangenheit und in den abgelegensten Ländern nicht, die auch nur zu einem geringen Teil mit der Schrift auf dem Amulett vergleichbar war. Es mußte die Schrift einer außerirdischen Rasse sein.
Jener Rasse vielleicht, der Merlin angehörte?
Aber wenn es hier Ähnlichkeiten gab -war dann vielleicht dieser Es’chaton…
Zamorra wagte es nicht, weiterzudenken. Die Konsequenzen waren zu erschreckend. Er hoffte, daß es trotz der Schriftähnlichkeit keine Verwandtschaft geben würde.
Langsam trat er durch das Tor.
Er war jetzt auf dem Palastgelände, und abermals fünfzig Meter weiter ragte die Ansammlung von eigentümlichen Gebäuden vor ihm auf.
Es war, als habe ein wahnsinniger Architekt wahllos in rund fünftausend verschiedenartige Städte gegriffen und Häuserfragmente herausgenommen, um sie hier ebenso wahllos wieder zusammenzusetzen. Zamorras Nackenhaare sträubten sich. Der Anblick des Palastes bereitete ihm Unbehagen. Es gab nur ein Wort, mit dem man diese Ansammlung von verschiedensten Bau- und Stilelementen bezeichnen konnte:
Chaos.
War es ein Hinweis auf jenen, der innerhalb dieser Mauern residierte?
Zamorra beschloß, sich auf das Furchtbarste vorzubereiten, und marschierte weiter, das Schwert in der Hand. Er war bereit, sich seinen Weg bis zum Thron des Dämons freizukämpfen.
Doch noch stellte sich ihm niemand entgegen.
Erst, als er den Palast endgültig betrat, fielen sie über ihn her.
Und diesmal trugen sie schwarze Uniformen.
Er erkannte sie wieder. Jener, dessen Arme von silbernen Streifen geziert wurden, grinste ihn höhnisch an.
»Wiedersehen macht Freude«, zischte er.
Es war der Kommandant des UFOs, das Zamorra entführt hatte…
***
Verwirrt starrte Zamorra II auf die Waffe in seiner Hand. Er war sicher, sie richtig bedient zu haben, und doch -rührte sich nichts! Kein tödlicher Strahl zuckte aus der Mündung, um Nicole innerhalb von Sekundenbruchteilen in eine glühende Gaswolke zu verwandeln!
Zamorra II war fassungslos. Wieder und wieder löste er die Waffe aus, während die Schmerzen durch
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