015 - Der Moloch
nur furchtbare Angst und wehrte mich.«
»Sie drosch wie ein Berserker auf mich ein«, berichtete Rosi weiter. »Wußte gar nicht, daß unsere zierliche Gloria solche Kräfte entwickeln kann. Zu allem Übel mischte dann auch noch Eleonora kräftig mit.«
»Ich griff ein, um die beiden zu trennen«, rechtfertigte sich Eleonora. »Gloria benahm sich wie eine Furie. Ich dachte, wenn ich sie nicht zurückhalte, bringt sie Rosi noch um.«
»Na, und so kam es halt zur schönsten Keilerei«, endete Rosi.
Eine Weile herrschte Schweigen. Jeff mußte unwillkürlich grinsen. Da brach auch bei den Frauen der Bann, und sie begannen schallend zu lachen. Sie umarmten einander und küßten sich.
Der Dämonenkiller stand regungslos daneben. Vali versuchte, einen Blick von ihm zu erhaschen, aber er schien sie überhaupt nicht zu bemerken.
»Ich glaube, euch tut der Küchendienst nicht gut«, sagte Parker und klopfte Rosi aufs pralle Hinterteil. »Los, geht euch an Deck erholen! Vali und ich werden den Laden schon schaukeln. Das nächste Mal laßt uns nicht so lange zappeln und öffnet die Tür. Wir waren in Sorge um euch und dachten, weiß Gott was passiert ist.«
»Begleiten Sie uns?« fragte Rosi Dorian. »Wir könnten ein wenig Trost von einem Mann vertragen.«
»Tröstet euch mit Geronimo«, erwiderte Dorian. »Er wird inzwischen wieder an Deck sein. Ich komme nach.«
»Wohl auf Jeff eifersüchtig, was?« meinte Eleonora spöttisch.
»Was machst du denn für ein Gesicht, Dorian?« fragte Parker. »Bist du sauer, daß sie sich so aufgeführt haben? Mein Gott, die haben eben etwas schwächere Nerven als du.«
»Jetzt sind sie aber wieder recht munter.«
»Weil sie Dampf abgelassen haben.«
»Irgendwie erschienen sie mir aber zu sehr verändert.«
»Dorian hat recht«, sagte Vali und öffnete die Wandschränke einen nach dem andern.
Parker blickte von ihr zu Dorian. »Ich habe dich vorher etwas gefragt, als wir noch auf dem Korridor standen, Dorian. Ich wiederhole meine Frage: Bist du sicher, daß wir alle Teile des Molochs vernichtet haben?«
»Mir wäre wohler, wenn ich das wüßte. Aber besser, wir rechnen mit dem Schlimmsten.«
»Mein Gott! Hört das nie auf?«
»Es beginnt erst richtig«, sagte Vali mit seltsam veränderter Stimme.
Sie stand vor einem Schrank mit Küchengeschirr. Dorian und Parker kamen zu ihr, als Vali gerade einen Topf herausholte und auf die Arbeitsplatte stellte. Parker wurde blaß, als er den Inhalt erblickte: Es war ein Totenschädel.
Vali holte noch zwei weitere Töpfe heraus. In jedem lag ein Totenschädel.
»Rosi, Gloria und Eleonora«, sagte Parker dumpf.
Dorian öffnete den Mülleimer und schloß ihn sofort wieder. Ihm wurde fast übel, als er daran dachte, wie lebendig die drei Mädchen noch vor kurzem gewesen waren, und jetzt …
»Wie ist denn das möglich?« fragte Jeff Parker verzweifelt. »Wir haben doch die Besatzung erledigt. Oder ist dir in der Mannschaftsunterkunft ein Fragment des Molochs entwischt, Dorian?«
Der Dämonenkiller schüttelte den Kopf. »Ich erfuhr in der Mannschaftsunterkunft aber etwas, das eigentlich naheliegend war, wir aber bis dahin nicht bedacht hatten. Der Moloch kann auch tote Gegenstände nachahmen.«
»Ja, das liegt auf der Hand.«
»Eben. Und deshalb müssen wir damit rechnen, daß jeder Teil auf diesem Schiff auch ein Teil des Molochs sein könnte.«
»Du meinst, das sei nicht mehr meine Jacht, sondern …«
Dorian unterbrach ihn mit einer Handbewegung. »Nein, so schlimm ist es wieder nicht. Denn wir haben schon einige Male die Feuerprobe gemacht, bei der sich der Moloch hätte entlarven müssen. Möglich aber, daß das Schiff mit der Körpermasse des Molochs hier und da überzogen ist.«
»Dann sind wir alle verloren.«
»Die anderen betrifft es vielleicht gar nicht mehr«, meinte Dorian. »Es könnte sein, daß keiner der anderen mehr am Leben ist und jeder von einem Doppelgänger ersetzt wurde. Wir dürfen keinem mehr trauen.«
Parker blickte Dorian in die Augen. »Können wir wenigstens einander vertrauen? Wie willst du wissen, daß ich nicht auch schon ein Teil des Molochs bin? Und wie kann ich bei dir sicher sein?«
»Ich vertraue dir und Vali. Denn würde ich das nicht tun, dann könnte ich gleich aufgeben.«
»Aber wie soll es weitergehen?«
»Zuerst müssen wir die uns bekannte Gefahr eliminieren.«
»Es ist weder Zeit für das Notsignal«, sagte Dorian, als er an Deck zurückkehrte. Außer dem bewußtlosen Montgomery,
Weitere Kostenlose Bücher