015 - Der Schatz des Poseidon
eine nach der anderen! Niemals vor- oder nachher hatte sie sich so voll gefressen! Und niemals vor- oder nachher hatte sie anschließend solche Bauchschmerzen bekommen wie damals. Tagelang war sie krank in ihrem Zimmer gelegen, umsorgt von Volpone.
Doch einen Vorteil hatte diese Episode gehabt, von dem unvergleichlichen Festschmaus einmal abgesehen: Sie hatte den kleinen dicken Zweibeiner fast eine Woche lang nicht mehr sehen müssen! Und als er – leider! – wieder auftauchte, hatte er zwei blaue Augen und einen eingewickelten Arm und bei jeder Bewegung jammerte und ächzte er, als ob er die sechs Mäuse verdrückt hätte!
Felicitas’ Entschluss stand fest: Sie würde sich auf die Suche nach dem Mäusegefängnis machen, jetzt, sofort! Natürlich würde sie nicht wieder alle auf einmal verspeisen, so viel hatte sie gelernt; vielleicht konnte sie ja eine oder gar zwei als Wegzehrung mitnehmen … Wenn sie nur noch wüsste, wo dieser Raum gewesen war! Sie beschnüffelte den Fußboden, aber das führte zu nichts; es roch ausschließlich nach Zweibeinern. Verlegenheitshalber setzte sie sich hin und putzte sich erst einmal ausgiebig.
Endlich beschloss sie, es aufs Geratewohl zu versuchen. Sie lief den Gang entlang, in den sie mehr oder weniger zufällig auf der Flucht vor dem Dicken gelangt war, bis sie eine Kreuzung erreichte. Wohin jetzt?
Wieder schnüffelte sie und wieder roch sie nichts als Menschen. Also einfach mal geradeaus weiter!
Eine Weile streunte sie auf diese Weise durch die weit verzweigten Gänge des unterirdischen MAFIA-Komplexes, bis sie an ein geöffnetes Schott kam. Interessiert blieb sie stehen und äugte hinein. Es war ein großer Raum, an dessen Wänden jede Menge dieser komischen, künstlichen Dinge standen, die die Zweibeiner so sehr zu lieben schienen. Und in der Mitte …
Interessant!
Unwillkürlich trat Felicitas in den Raum und machte einige Schritte auf das Ding zu, das dort stand. Es war irgendwie … schief , während die Zweibeiner sonst immer darauf achteten, dass die Dinge, die sie bauten und mit denen sie arbeiteten, gerade waren. Und es schien so etwas Ähnliches wie eine künstliche Höhle zu sein.
Vielleicht eine neue Art von Mäusegefängnis?
Felicitas schnüffelte, aber wieder konnte sie nichts als die unangenehmen Ausdünstungen der Menschen wahrnehmen. Kurz entschlossen marschierte sie bis an den offen stehenden Eingang des Dinges, das aus dem harten Material, das die Menschen ›Metall‹ nannten, zu bestehen schien.
»He!«, rief plötzlich jemand. »Passt auf, da ist eine Katze am Star Gate!«
Felicitas erschrak und machte, ausgelöst durch das plötzliche Bedürfnis, sich zu verstecken, einen Satz nach vorne – hinein in die künstliche Höhle.
»Verdammt, was will denn das Vieh hier? Na warte, dich werde ich …«
»Das würde ich mir gut überlegen«, fiel eine andere Stimme mahnend ein. »Hast du nicht das Diamanthalsband gesehen? Das ist dieser schwarze Kater vom Don! Gnade dir Gott, wenn du dem ein Haar krümmst! Ich sage nur ein Wort: Betonschuhe!«
Kater!
Felicitas fauchte vor Empörung. Es war immer das gleiche! Konnten sich die dummen Zweibeiner denn nicht vorstellen, dass es auch weibliche schwarze Katzen gab?
Ein Schatten fiel in ihr Versteck. Sie machte einen Buckel, ihre Haare standen auf und sie begann zu knurren.
»Mist! Wie soll ich das Vieh da wieder herausbekommen?«
»Wir sind alle gespannt, wie du das machst«, sagte die zweite Stimme und mehrere Männer lachten.
»Miezmiezmiez … Komm, Miezmiezmiez … Willst du nicht gleich da herauskommen, du dämliches – auaaaaaaa!«
Der Mann war einen Meter zurückgesprungen und hielt seinen blutenden Arm umklammert. Felicitas zog sich noch weiter in ihr Versteck zurück.
In diesem Moment ertönte eine hohe, keuchende Stimme, die der Katze nur zu bekannt war – sie gehörte dem Dicken, der sich um sie kümmern musste.
»Hat jemand Felicitas gesehen?«
»Felicitas?«, fragte der Mann mit dem blutenden Arm verärgert. »Kannst du nicht selbst auf deine Weiber aufpassen?«
»Mal bitten!« Die hohe Stimme unterbrach sich zu einem ausgiebigen Keuchen. »Felicitas ist eine Katze – die Katze des Don! Schwarz, mit einem Diamanthalsband! Wenn er bemerkt, dass sie mir wieder ausgekommen ist …«
»Betonschuhe!«, wiederholte der andere Mann.
Der Dicke schluckte. Er zog ein Taschentuch heraus und wischte sich damit den Schweiß von der Stirn. »Bitte keine solchen Witze«, flüsterte
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