015 - Der Schatz des Poseidon
Funddokumentation einschließlich der Adresse eines Kontaktmannes, der mich gegebenenfalls zu dem Fundort führen kann.«
»Verstanden. Wie weit darf ich im Preis gehen?«
»Völlig egal, was es kostet. Lass das aber bitte nicht durchblicken!«
»Selbstverständlich nicht!«
Täuschte Frascati sich, oder klang die Stimme des Computers tatsächlich ein bisschen beleidigt?
»Und was ist mit den anderen Mails?«
»Morgen. Genug jetzt, ich brauche Ruhe zum Überlegen!«
Das Paneel mit dem Gemälde von Michelangelo glitt wieder an seinen alten Platz. Frascati stand auf und wanderte, in Gedanken versunken, durch den großen Raum. An den Wänden, die nur an den Außenseiten mit rustikalen Holzbalken verkleidet waren, innen jedoch aus dickem Stahlbeton bestanden, hingen alte Gemälde und noch ältere Bildteppiche. Über den Raum verteilt standen mehr als ein Dutzend antiker Statuen. In einer Ecke, aber dennoch den Raum dominierend, befand sich die so genannte Laokoon-Gruppe – jene wuchtige römische Marmorreplik des etwa um 200 vor Christus entstandenen und später verschollenen griechischen Originals, die im Jahre 1506 in Neros ›Goldenem Haus‹ aufgefunden worden war und die sich später in den Vatikanischen Museen in Rom befunden hatte, bis diese von Terroristen gesprengt worden waren. Wie durch ein Wunder hatte die Plastik das Inferno überstanden, in dem unter anderem der Petersdom vergangen war – und nun stand sie hier und zierte Frascatis Wohnzimmer.
Doch in diesen Minuten sah Frascati weder die Gemälde noch die Wandteppiche noch die unermesslich wertvollen Statuen oder Kodizes. Er wanderte an dem Panoramafenster vorbei und hatte nicht einmal Augen für den See, den er so geliebt hatte – bis zu jenem unheilvollen Tag. In Gedanken war er weit weg – an einem Ort in Kleinasien, am Eingang zu den Dardanellen gelegen.
Und im Weltraum – auf Phönix.
Ein Danaergeschenk …
Ein Star Gate konnte – soviel war ihm bekannt, wenn er auch nicht in die technischen Details eingeweiht war – theoretisch von jedem beliebigen Punkt des Universums von einem anderen Star Gate aus angesprochen werden, vorausgesetzt, die beiden Star Gates verfügten über die gleiche Norm.
Hieß das, dass jederzeit eine Invasion aus dem Weltraum die Erde erreichen konnte? Über ein Trojanisches Pferd – das einzige, das diesen Namen jemals wirklich verdient hatte?
Hieß das möglicherweise, dass die Invasion – eine andere Art von Invasion, aber nichtsdestoweniger eine Invasion – bereits in vollem Gange war? Dass Fremde vielleicht unerkannt auf der Erde lebten?
Frascati hielt in seiner Wanderung inne und zwang sich, seine Phantasie einzudämmen und sich auf die Fakten zu beschränken. Wilde Spekulationen brachten ihn nicht nur nicht weiter, sondern führten ihn wahrscheinlich sogar in die Irre – etwas, das er sich im Moment überhaupt nicht erlauben konnte.
Also: Wenn das Star Gate wirklich schon seit Jahrtausenden dort unter Troja stand, dann war es mit Sicherheit deaktiviert. Erneut aktivieren, das war Frascati bekannt, konnte man es nur durch Zuführung immenser Energien. Und soweit er wusste, war es nicht möglich, dies von ›außerhalb‹, also von einem anderen Star Gate aus, zu tun.
Die Logik sagte also, dass eine Invasion durch das Troja-SG derzeit kein Thema war. Dennoch konnte eine Gefährdung der Erde durch dieses Star Gate nicht gänzlich ausgeschlossen werden, dazu war über die Technik der fremden Erbauer zu wenig bekannt.
Und das bedeutete: Clint Fisher musste davon erfahren! Der Mechanics-Sicherheitschef verfügte mit der Werkspolizei und den Überlebensspezialisten über eine schlagkräftige und effiziente Truppe für beinahe alle Eventualitäten. Nach Rücksprache mit den Wissenschaftlern – und natürlich nach der Verifizierung der Existenz des Troja-SG – konnte Fisher am besten entscheiden, was zu tun war.
»Computer!«
»Ich höre.«
Doch plötzlich zögerte Frascati. Clint Fisher war nach ihm der mächtigste Mann von Mechanics Inc., und dem Konzernchef war durchaus bekannt, dass es viele Leute gab, die der Ansicht waren, der Sicherheitschef wäre der mächtigste Mann noch vor ihm – er wäre der eigentliche Chef von Mechanics, was natürlich, wie Frascati wusste, blanker Unsinn war. Fisher selbst ließ sich schwer durchschauen. Dem Konzernchef gegenüber hatte er niemals Ambitionen auf Höheres durchblicken lassen, doch Frascati war weit davon entfernt, Fisher zu trauen. In den Jahren,
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