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015 - Zombie-Wahn

015 - Zombie-Wahn

Titel: 015 - Zombie-Wahn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
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sich unter ihrer Last bogen.
    »Können Sie denn nicht anklopfen?«
wurde die Eintretende von ihr angefahren.
    »Es ist etwas passiert … Monsieur Jacques
… ich muß ihn dringend sprechen …« Es kam einfach so über ihre Lippen.
    Die kleine Frau mit dem stumpfen
Haar riß Mund und Augen auf. »Monsieur Jacques?« echote sie. »Der ist nicht
mehr hier. Der ist lange tot …«
    »Dann seinen Nachfolger … wo ist
er, es eilt …«
    »Was ist denn passiert? Hatten Sie
einen Unfall, Mademoiselle?«
    »Ja auch das … doch es geht um mehr
… Mord! Ist der Chef in seinem Büro?«
    Sie wartete keine Antwort ab, ging
um den alten, mit Papieren und Utensilien beladenen Schreibtisch herum und
stand schon an der Verbindungstür, ehe das ältliche Fräulein die Besucherin
davon abhalten konnte.
    Chantal stieß die Tür zum
Allerheiligsten des Bürgermeisters auf.
    »So warten Sie doch bitte!« rief
die kleine Frau verärgert. Plötzlich entwickelte ihre Stimme eine Lautstärke,
die Chantale de Loire ihr gar nicht zugetraut hätte. »Der Herr Bürgermeister
will nicht gestört werden. Gedulden Sie sich einen Moment! Monsieur Potte wird
…«
    Chantale de Loire hatte bereits die
Schwelle überschritten.
    Der Raum dahinter glich dem
Vorzimmer.
    Er war nicht weniger schmutzig,
nicht weniger kahl, bis auf den farbenfrohen Sommerblumenstrauß, der in einer
Vase auf dem großen Schreibtisch stand.
    Emile Potte saß dahinter, vor sich
einen Berg grüner und grauer Akten, die er bearbeitete.
    Als die fremde Frau in sein Zimmer
stürzte, blickte er erstaunt auf.
    »Pardon, ich konnte … nicht
anders«, stammelte Chantale. »Die Umstände … es ist soviel passiert.«
    Ihre eigene Stimme kam ihr fremd
vor.
    Bürgermeister und Polizeichef Potte
war ein verhältnismäßig junger Mann. Chantale de Loire schätzte ihn auf
höchstens zweiundvierzig bis dreiundvierzig Jahre. Er sah gut aus, war einfach
aber sauber gekleidet und begann auch nicht sofort mit einem Donnerwetter, als
Chantale de Loire in sein Büro stürmte.
    »Langsam, langsam Mademoiselle!«
beruhigte er sie. »Bei Ihrem Tempo ramponieren Sie mir noch die letzten Dielen,
die einigermaßen halten und noch gut aussehen. Bei zu großer Erschütterung gibt
der Holzfußboden möglicherweise eher als errechnet seinen Geist auf, und wir
setzen unser Gespräch einen Stock tiefer in einem alten, feuchten Keller fort.
Das liegt weder in Ihrem noch in meinem Sinn. In meinem schon deshalb nicht,
weil der Stadtsäckel leer ist und wir uns vorerst noch keinen neuen Fußboden
leisten können. Von der Departement-Verwaltung wurde uns erst für das
übernächste Jahr einer in Aussicht gestellt. Bis dahin heißt’s aufpassen und
keine unnötigen Erschütterungen zu verursachen.«
    Potte erhob sich, lächelte die
Besucherin freundlich an, und auch die schrille Stimme der ältlichen
Vorzimmerdame verebbte bei diesen versöhnlichen Worten.
    Bürgermeister Potte komplimentierte
sie mit sparsamer Geste wieder hinaus.
    Chantale de Loire atmete tief
durch.
    »Vielen Dank für Ihr Verständnis …
ich mußte einfach zu Ihnen kommen, Monsieur, ich konnte mir keinen unnötigen
Aufenthalt, keinen Umweg erlauben. Es ist so schrecklich …«
    »Was ist so schrecklich?« Emile
Potte kam um den Schreibtisch herum und ließ sie nicht aus den Augen.
    Sie begegnete seinem Blick.
    Potte war ein stattlicher Mann, ein
Manager-Typ, beweglich, intelligente, kluge Augen und eine hohe Stirn. Diesem
Mann machte man nichts vor. Die Gemeinde war bei ihm sicher in den besten
Händen.
    »Alles.«
    Er rückte ihr einen Stuhl zurecht,
der so alt war wie das Büro, der Ledersitz rissig und stumpf. »Bitte, nehmen
Sie Platz, Mademoiselle … mein Gott, was haben Sie denn erlebt? Sie zittern ja
am ganzen Körper.«
    »Ihnen erginge es wahrscheinlich
ebenso, wenn Sie gesehen und erlebt hätten, was mir über den Weg lief ….« Sie
schloß die Augen und lehnte sich zurück.
    »Kann ich Ihnen einen Kaffee
anbieten? Einen Tee, Mademoiselle?«
    »Nein, danke, nichts … nicht jetzt,
vielleicht später, wenn alles aufgeklärt ist … Ich hoffe noch immer, daß alles
nur ein schrecklicher Irrtum, eine schreckliche Verkettung von bestimmten
Umständen ist. Droben im alten Friedhof … spukt’s, wußten Sie das?«
    Als sie so direkt ihre Frage
abschoß, war er doch überrascht.
    Chantale de Loire begann sich
wieder zu fangen. Sie war während der letzten zehn, fünfzehn Minuten zu sehr
strapaziert gewesen, um einen klaren Gedanken

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