015 - Zombie-Wahn
die Leichen gestohlen hatte. Sie
waren einfach verschwunden, hatten sich aufgelöst in Nichts …
In der Zelle standen nur zwei
eiserne Bahren. Da fünf Leichen hier aufbewahrt worden waren, hatten die
überschüssigen drei auf dem Boden Platz gefunden, wie Potte bestätigte.
An der Wand unterhalb der Decke
lief ein dickes graues Kabel entlang, das die nackte Birne, die in einer
Fassung mitten an der Decke hing, mit Strom versorgte. Das Kellergewölbe war
nur bis zu diesen beiden Zellen mit elektrischen Leitungen versehen.
Larry Brent und Emile Potte legten
die Leiche kurzerhand auf die vorderste Bahre. Potte ließ die Plane über dem
Toten liegen. Vorschriftsmäßig schloß er die schwere Tür ab und nahm den
Schlüsselbund mit nach oben.
Die Zeit drängte.
Die Zombies waren auf dem Weg nach
Montmirail.
Potte eilte in sein Büro. Larry
folgte ihm.
Der Franzose alarmierte seine
Kollegen in der Nachbarstadt, schilderte, was geschehen war, und forderte
Unterstützung an.
Larry tat ein weiteres. Während
Potte das eine Telefon benutzte, bediente er sich des zweiten Apparates, der in
der Amtsstube stand. Der PSA-Agent telefonierte mit seinem Verbindungsmann in
Nogent-le-Rotrou.
Er forderte zur Bekämpfung der
anrückenden Zombies einen Hubschrauber an und die entsprechende Besatzung, die
mit Flammenwerfern und Waffen umgehen konnte. Scharfschützen waren gefragt …
Wie schnell diese Verstärkung hier
eintreffen konnte, wußte niemand zu sagen. Sowohl Potte als auch Larry
erhielten die Zusage, daß man schnellstens ihre Bitten erfüllen wolle. Doch
ohne Vorbereitungen ging nun mal nichts.
Larry legte auf. Potte wählte
gerade die Nummer von Dr. Paquette, der am Abend bereits schon mal in das
›Grand-Hotel‹ zitiert worden war.
Der Arzt meldete sich bereits nach
dem zweiten Klingelzeichen. Potte erwähnte knapp, worum es ging, und Paquette
versprach, umgehend zu kommen.
»Er wohnt nur drei Straßenecken
entfernt. In ein paar Minuten ist er hier … Dann wissen wir genau, woran Herve
Chatterand wirklich starb. Auf keinen Fall war er einer der Zombies, dafür lege
ich meine Hand ins Feuer, aber ich frage mich auch, wo er sich in der Zeit seit
seinem Verschwinden herumgetrieben oder versteckt gehalten hat … Wenn die
Fernseh-Journalistin aus Paris ihn wirklich überfahren hat und er durch einen
Autounfall ums Leben kam, stellen sich mehr Fragen, als sich auf Anhieb wohl
beantworten lassen …«
Bis zum Eintreffen des Arztes
wollte er die Zeit nicht unnötig verstreichen lassen.
Er legte Brent die Fotos vor, die
die fünf verschwundenen Leichen zeigte und warf alle paar Sekunden einen Blick
auf seine Armbanduhr, als könne er die Zeit aufhalten.
»Hoffentlich klappt alles«, sagte
er. Er stand am Fenster und starrte in die Regennacht. Mit seinen Blicken
suchte er den Marktplatz und die gegenüberliegende Straßenseite ab.
»Die Zeit ist knapp«, machte Larry
sich bemerkbar. »Die Zombies kommen näher …, aber noch besteht keine direkte
Gefahr. Sobald Dr. Paquette hier ist, schlage ich vor, daß Sie sich auf den Weg
machen und die Einwohner warnen. Ich nehme zwischenzeitlich Kontakt mit meinem
Freund auf, und wir beiden werden gemeinsam die Straße nach Montmirail im Auge
behalten. Wir werden bis zum Eintreffen der Hilfsmannschaften soviele Zombies
wie möglich davon abzuhalten versuchen, in den Ort einzudringen …«
Er wollte noch etwas sagen. Aber er
kam nicht mehr dazu.
Das Licht erlosch plötzlich.
Finsternis hüllte sie ein wie ein
schwarzer Mantel, der über ihnen ausgebreitet wurde.
Potte röchelte.
Larry spürte in dem Moment, als die
Schwärze einbrach eine Bewegung hinter sich. Eine Bewegung – wie ein Schatten …
Er registrierte sie weniger, als er sie instinktiv ahnte. X-RAY-3 wirbelte
herum und schlug einfach zu, ohne ein Ziel vor Augen zu haben.
Seine Faust stieß ins Leere.
Aber an der Stelle, wo er eben selbst
noch gestanden hatte, war jetzt jemand und wuchs in der Düsternis wie ein Pilz
aus dem Boden.
Dann erfolgte ein Schlag …
Ein schwerer Gegenstand, der zur
Schreibtischgarnitur gehörte, krachte auf seinen Hinterkopf.
Larry Brent taumelte nach vorn.
Er hörte einen dumpfen Schlag. Der
betraf nicht ihn, sondern Emile Potte.
Aus den Augenwinkeln bekam X-RAY-3
flüchtig mit, daß die silhouettenhaft vor dem Fenster sich abzeichnende Gestalt
des sportlichen Polizeichefs ins Wanken geriet.
Auch Potte wurde angegriffen!
Aber Larrys Blickfeld grenzte sich
schon ein, so
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