0151 - Der Rächer und sein Richter
Straße, sprang in eins der wartenden Taxis und rief dem Fahrer zu: »Runter nach Manhattan, aber schnell!«
Er hatte unterwegs seine Zigarette weggeworfen. Jetzt steckte er sich eine neue an. Das hat geklappt, dachte er. Jetzt muss ich mir überlegen, wie ich die Situation für mich auswerten kann. Stand nicht in den Zeitungen, dass der Staatsanwalt für die Wiederergreifung des entsprungenen Sträflings Hunk Johnes eine Belohnung von eintausend Dollar ausgesetzt hat?
***
Wir hatten die 52. Straße durch Schilder noch in der Nacht für jeden Autoverkehr sperren lassen. Die Verkehrsabteilung der Stadtpolizei wusste Bescheid.
Danach waren wir zurück zum Distriktgebäude gefahren und hatten uns im Schlafraum der Nachtbereitschaft auf eines der Feldbetten gelegt. Inzwischen wurde bereits im Labor das Schild untersucht, das Johnes an die Ladentür geklebt hatte. Und in den Morgenzeitungen würde ein Aufruf erscheinen, dass sich der Maler des Schildes beim FBI melden sollte.
Irgendetwas stimmte bei der ganzen Sache nicht. Den Überfall auf das Sprengstofflager hatte Johnes mit drei anderen Gangstern ausgeführt. Er hatte sich also eine neue Bande aufgebaut. Wieso wussten unsere Spitzel nichts davon? Ein einzelner gesuchter Mann mag sich einmal vorübergehend verbergen können, ohne dass es unsere Spitzel zu Ohren bekommen. Aber dass eine neue Bande entsteht, ohne dass unsere Spitzel davon erfahren, war so gut wie unmöglich. Warum lagen bei uns keine entsprechenden Meldungen vor?
Meine Gedanken wendeten noch einmal jede Kleinigkeit um und um, die im Zusammenhang mit Hunk Johnes bisher in Erscheinung getreten war. Während die Müdigkeit langsam durch meinen Körper kroch und allmählich das Gehirn einschläferte, gab ich mir die hoffnungslose Mühe, durch bloßes Nachdenken herauszubekommen, wo sich ein ausgebrochener Zuchthäusler in dem Elf-Millionen-Nest New Yorks verborgen halten könnte.
Über mein Grübeln schlief ich ein. Viel Schlaf war uns jedoch nicht vergönnt. Schon kurz vor acht erschien ein Kollege aus der Zentrale, den wir darum gebeten hatte, und weckte uns. Für ein paar Augenblicke stierten wir in die Umgebung und hatten das Gefühl gerade erst eingeschlafen zu sein, aber dann rappelten wir uns auf und gingen in den Duschraum, um uns zu waschen und mit dem hier vorhandenen Elektrorasierer zu rasieren.
Als wir danach im Office erschienen, war das Erste, was Phil tat, die Bestellung zweier Portionen starken Kaffees und einiger Kleinigkeiten zur Stärkung. Als wir das vertilgt hatten, fühlten wir uns besser.
Wir wollten gerade hinauf ins Labor gehen, um uns nach dem Untersuchungsbefund des Schildes zu erkundigen, als Mrs. Britan anrief.
»Hallo, Mrs. Britan«, sagte ich. »Heute ist der kritische Tag. Bleiben Sie trotzdem ganz ruhig. Wir haben den-Verkehr in der Straße sperren lassen.«
»Das waren Sie?«, unterbrach sie mich.
»Ja.«
»Aber warum denn?«
»Was in einem fahrenden Wagen geschieht, Mrs. Britan, das lässt sich schwer von außen her kontrollieren. Was ein Fußgänger tut, kann man beobachten, wenn man nur genug Leute hat. Und ich glaube, das haben wir. Achtzehn G-men sind zu Ihrer Bewachung eingesetzt. Aber ich werde in einer halben Stunde noch mit der Kriminalabteilung der City Police telefonieren, um mir von da noch zehn Mann auszuleihen.«
»Ich weiß nicht, was ich dazu sagen soll, Mr. Cotton. So viel Aufwand nur wegen meiner Person, das macht mich richtig verlegen.«
»Na, ein bisschen geht es für uns ja gleichzeitig auch darum, Hunk Johnes zu stellen. Aber warum haben Sie mich eigentlich angerufen, Mrs. Britan?«
»Ich habe die halbe Nacht wach gelegen und darüber nachgegrübelt, woher ich diesen Mann kennen könnte. Er behauptet doch, dass ich ihn kennen müsste. Nun fiel mir ein junger Mann ein, der mich in meiner Jugend ziemlich verfolgte und mir alles Mögliche androhte, wenn ich ihn nicht heiraten würde. Kann es der vielleicht sein?«
Ich musste unwillkürlich grinsen. Frauen denken doch immer gleich an irgendwelche Gefühlsdinge. Die gute Mrs. Britan war bereits in einem Alter, als Hunk Johnes vermutlich noch in den Windeln gelegen haben musste, als sie heiratete. Aber wie soll man so etwas einer Frau schonend beibringen?.
»Ich weiß es nicht«, erwiderte ich erst einmal diplomatisch. »Wie sah dieser Mann denn aus?«
»Groß und stark, blond und mit einem sehr ansprechenden Gesicht. Er war nur so entsetzlich dumm, deswegen mochte ich ihn nicht.«
Das
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